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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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»Autisten unter sich« bezeichnet werden. Bernd und Burton saßen sich gegenüber und schwiegen sich an. Burton verstand nicht, warum Bernd von ihm erklärt haben wollte, wie er sich den Film vorstelle. Wie er die Hauptprobleme des Stoffs lösen wollte, also die Darstellung von Gerüchen und die Tatsache, dass die Hauptfigur nicht wirklich mit der Außenwelt kommuniziert und auch keine emotionale Entwicklung durchlebt. Burton dagegen verstand nicht, warum dieser deutsche Produzent sich in seine Arbeit einmischen wollte. Er war immerhin Tim Burton! Er wollte den Film machen! Warum reichte diesem Deutschen das nicht? Aber Bernd sah sich nicht als Geldbeschaffer. Er war es gewohnt, mit seinen Regisseuren inhaltlich zu reden. Vor allem bei einem Stoff, für den er ein so großes persönliches Risiko eingegangen war. Ein Stoff, an dem seine Existenz hing. Diesen Stoff würde er nicht einfach so an Tim Burton aushändigen. Batman hin oder her! Zumal »Sleepy Hollow« und »Mars Attacks!« keine großen Hits gewesen waren.
    Die Verhandlungen und Gespräche mit verschiedenen Hollywoodregisseuren gediehen am weitesten mit Ridley Scott. Auch dieser wollte unbedingt »Das Parfum« verfilmen. Bernd besuchte Scott am Set von »Black Hawk Down« in Marokko und war schwer beeindruckt. Auch den fertigen Film sollte Bernd sehr für seine Radikalität bewundern. »Black Hawk Down« war für Bernd ein Meilenstein in der Kinogeschichte. Scott selbst war Bernd auch sympathisch, seine Ideen überzeugend. Scott und »Das Parfum«, das ergab einen Sinn. Auch Scotts Idee, die Hauptrolle mit Joaquín Phoenix zu besetzen, fand Bernd sehr gut. Doch gerade, als er anfangen wollte, Vertrauen zu Scott zu fassen – in der Beziehung zwischen Produzent und Regisseur geht es vor allem und in erster Linie um Vertrauen –, beauftragte Scott einen Drehbuchautor, ohne dies vorher mit Bernd abzusprechen. Einen Drehbuchautor, den Bernd persönlich bezahlen sollte! Hinzu kam noch, dass Scott immer sehr schwer erreichbar war. Der Kommunikationsfluss war einfach gestört. So würde das nichts werden. Schließlich zog Bernd den Stecker.
    Ein weiterer Bewerber war der Maler Julian Schnabel. Auch dieser wollte unbedingt »Das Parfum« verfilmen! Er war an Bernd herangetreten und versuchte jeden Trick, um Bernd für sich einzunehmen. Er lud ihn zu sich in sein Studio in Tribeca ein, wo er ihm seine riesigen Bilder präsentierte. Er ließ Bernd zuschauen, wie er Bücher, in denen seine Bilder abgedruckt waren, mit einem breiten Pinselstrich übermalte und damit, so betonte er gegenüber Bernd, deren Wert vervielfachte. Auch zu einem Hausbesuch bei Al Pacino nahm er Bernd mit. Pacino sollte nämlich für Schnabel den Parfumeur Baldini spielen. Den Besuch bei Pacino fand Bernd, der sich in Gegenwart von Filmstars eher unwohl als beeindruckt fühlte, höchst seltsam. Insbesondere die Tatsache, dass Al Pacino ständig heiße Schokolade zu trinken schien, empfand Bernd als merkwürdig. Auch wenn der Besuch nicht den von Schnabel erwünschten Effekt hatte, so war Bernd dennoch von seiner Beharrlichkeit beeindruckt. Schnabels vorherige Filme »Basquiat« und »Bevor es Nacht wird« waren nicht schlecht gewesen. Um ihm also eine Chance zu geben und herauszufinden, was Schnabels tatsächliche Intentionen waren, ging er auf Schnabels Vorschlag ein und ließ ihn ein Drehbuch schreiben – gegen Bezahlung von Bernds Privatkonto. Schnabel versprach: In zwei Monaten kriegst du eine Fassung zu lesen. Dann wirst du schon sehen, dass ich der Richtige für »Das Parfum« bin! Zum verabredeten Zeitpunkt hielt Bernd Schnabels Drehbuch in den Händen. Bernds Reaktion lässt sich am besten mit den Worten David Lynchs umschreiben: »I hate it.« Um die Emotionen auszudrücken, die Gerüche in Grenouille auslösen, wollte Schnabel Farbwolken durch die Luft ziehen lassen. Das klang im besten Fall nach Hardcore-Arthouse, im schlimmsten Fall nach absoluter Geschmacklosigkeit. Bernd ließ Schnabel wissen, dass sie ganz offensichtlich unterschiedliche Vorstellungen von der Verwirklichung dieses großartigen Stoffes hätten. Deswegen sehe er sich leider nicht in der Lage, die Zusammenarbeit fortzuführen. Aber diese professionelle Differenz brauche ja ihre Freundschaft nicht zu beeinträchtigen. Schnabels Ego, konnte die Zurückweisung jedoch nicht ertragen. Bei ihm knallten alle Sicherungen durch. Noch im Jahre 2007 beschimpfte er Bernd bei einer Pressekonferenz öffentlich als

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