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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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eine Zeit lang einfach gar keine Filme mehr zu machen. Und dann dachte ich: »Was soll’s? Ich treffe mich jetzt einfach mal mit dem Bernd Eichinger.« Natürlich habe ich mich trotzdem vorbereitet und das Buch noch einmal gelesen, und zwar so gelesen, als wäre es mein Film. Das war ja vorher nie denkbar gewesen. Nie im Traum hätte ich vorher dieses Buch lesen können mit der konkreten Möglichkeit, dass ich es verfilme. So habe ich es dann sehr überraschend für mich entdeckt und mich schon ein bisschen in die Figur von Grenouille verknallt. Dann dachte ich aber auch: Der Eichinger muss mich aushalten, so wie ich zurzeit eben bin. Er soll wissen, dass ich gerade eine schwierige Phase durchmache und nicht weiß, ob ich da rauskomme.
Wie ist Bernd damit umgegangen?
TT: Er kam zu uns in die Mischung bei ARRI und allein wie er auftrat – sehr höflich und respektvoll –, fand ich sehr schön. Er gab mir das Gefühl, dass es etwas Besonders, eine kleine Ehre war, dass er sich meinen kurzen Film ansehen durfte. Er hat mir auch zu verstehen gegeben, dass ich ihm den Film nicht zeigen muss. Dass er verstand, wie kostbar das für einen Filmemacher ist, jemandem seinen gerade fertiggestellten Film zu zeigen. Der Film war nur zehn Minuten lang und reflektierte genau meinen Zustand. Es war so ein trauriger Sehnsuchtsfilm, der verwirrt, irgendwie leidenschaftlich und auch ein wenig ratlos ist. Ich hatte das Gefühl, dass Bernd den Film sofort verstand und mochte. Das hat er auch sofort so verbalisieren können. Das war natürlich wichtig für mich. Er hat dann auch ein paar Bemerkungen zur Mischung gemacht – sofort so profimäßig –, die gut waren. Die haben wir dann auch korrigiert. Aber nicht übergriffig, sondern ganz respektvoll und zugewandt.
Das war auch seine Lieblingsbeschäftigung, Filmemacher von Filmen, mit denen er nichts zu tun hatte, in der Mischung oder im Schnitt zu besuchen und zu beraten …
TT: Da war er auch Spitze. Einfach der Beste, den wir hier je hatten. Weil er eben sowohl analytisch als auch instiktiv war, wenn er einen Zugang zu einem Film gefunden hat. Und er hat zu einer Menge Filme Zugang finden können, zu einem viel größeren Spektrum, als das Klischee von ihm behauptet. Er konnte sich ja völlig aberwitzige und versponnene Filme gut angucken, wenn er merkte, dass die in sich eine Stimmigkeit hatten. Dann konnte er sich auf die Konzepte einlassen und innerhalb der Konzepte wirklich helfen. Das ist etwas, was du am meisten ersehnst als Filmemacher. Du willst ja nicht, dass da jemand sitzt und dir mit seiner Idee von Kino irgendwelche dogmatischen Kommentare um die Ohren haut. Bernd konnte wirklich auf das eingehen, was auf der Leinwand ist, und versuchen, es zu optimieren. Für unsere Arbeitsbeziehung war das eine Spitzeneinleitung. Dann sind wir rüber gegangen in den Georgenhof. In Bezug auf dieses Abendessen kann ich mich überhaupt nicht mehr ans Inhaltliche erinnern. Gar nicht mehr. Wir haben eher so aneinander herumgerochen. Ich fühlte mich auch nicht unter Druck. Ich fand das ein interessantes Filmprojekt, klar. Aber ich musste auch herausfinden, ob ich mit Bernd wirklich Spaß haben konnte. Auf jeden Fall war das ein gutes, ernstes und nicht verstelltes Meeting. Es stellte sich heraus, dass wir in vielen Fällen dieselben Filme als Referenzpunkte hatten. Das war ja schon mal ein quasi-religiöses Bekenntnis. Wir hatten also immerhin eine vergleichbare Konfession, und es gab mehr Schnittmengen, als man von außen hätte annehmen können. Das hat mich wiederum nicht wirklich überrascht, weil ich schon vermutet habe, dass Bernd ein eher undogmatischer Cineast ist. Es stellte sich heraus, dass er das noch konsequenter war, als ich dachte. Wir konnten genauso lustvoll einen tollen Film von, sagen wir Ingmar Bergman sehen und dann gleich danach den neuen Spielberg. Und das konnte uns beide gleich begeistern. Kategorisierungen von E und U, die gab es nicht. Es gibt nur großartige, gelungene, misslungene und schlechte Filme – in jeder Kategorie und in jedem Genre.
Wie seid ihr auseinandergegangen?
TT: Er hat mir die frühe Drehbuchfassung gegeben, die er mit Andrew Birkin zusammen entwickelt hatte. Das habe ich gelesen und war beeindruckt. In seinem Entwurf war das filmisch schon sehr riskant und bot einen sehr wagemutigen Zugang zum Stoff. Es war auch kein Versuch, das verrückte Potenzial des Buchs zu bändigen oder zu konventionalisieren bzw. zu banalisieren. Diese Fassung

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