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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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du ihn ja kaum. Wie hast du diesen Bernd Eichinger damals wahrgenommen?
TT: Ich hab ihn schon als anderen Planeten wahrgenommen. Wir haben uns in unterschiedlichen Umlaufbahnen bewegt und waren trotzdem Teil desselben Universums.
Wofür stand der Name Bernd Eichinger für dich?
TT: Für eine sehr im Repräsentativen verankerte Form der Öffentlichkeit. Für eine gewisse Vertikalität in der Organisation von Film, was mir fremd ist. Das sind Aspekte, die sich teilweise völlig neu formuliert haben, als wir dann zusammengearbeitet haben. In anderen Worten, mein Bild von ihm war viel trivialer und hierarchischer geprägt, als ich es dann nachher erlebt habe.
Hast du ihn als Machtmenschen wahrgenommen?
TT: Ja. Aber das war er ja auch, ebenso wie ich wahrscheinlich einer bin. In gewissem Maße muss man ein Verhältnis zu Kontrolle und zumindest zur Organisation von Machtverhältnissen haben, wenn man sich in so große Filmprojekte stürzt. Die Alpha-Energie, die dann um ihn herum vibrierte, wirkte allerdings sehr bruchlos. Ich hatte aber keine Antipathien. Im Gegenteil, ich mochte ihn immer als Filmemacher, weil ich wusste, dass er ein Überzeugungstäter ist. Das war für mich entscheidend. Ich kann mit jedem Film etwas anfangen und ihn genießen, wenn er mit Leidenschaft gemacht ist. Wenn man sich Bernds Filme anschaut, dann ist die Anzahl der Filme, die eine bebende Begeisterung in sich tragen, überdurchschnittlich hoch. Vor allem zeigt sich diese Leidenschaft bei Filmen wie »Christiane F.«, »Der Name der Rose«, aber auch in »Die unendliche Geschichte« und in »Das Geisterhaus« und natürlich bei »Letzte Ausfahrt Brooklyn«. Letzterer ist für mich ein bedeutender Film, einer seiner besten, bevor man in der Neuzeit ankommt, die mit »Der Untergang« begann. Für mich ist »Der Untergang« der Anfang von Bernds letzter wichtigen »Epoche« gewesen. Weil er nicht mehr die Constantin geleitet hat und sich stattdessen als Autor outete. Vorher hat er zwar – soviel ich weiß – auch schon bei so ziemlich allen Drehbüchern immer bis zum Gehtnichtmehr mit daran gesessen und geschraubt, aber mit »Der Untergang« hat er seine Rolle als Autor nicht mehr etwas verschämt hinter der Idee versteckt, dass ein Produzent das ja sowieso machen muss. Er hat für sich selbst anerkannt, wie stark sein inhaltlicher Einfluss war. Man darf nicht übersehen, dass es auch richtig tolle Eichinger-Produktionen gibt, in denen die Autoren und Regisseure ganz alleine ihre Vision realisieren konnten (zum Beispiel Andrew Birkin im »Zementgarten« oder Doris Dörrie bei »Bin ich schön?«) – aber bei allen zuvor genannten Filmen hatte er einen sehr relevanten Einfluss auf das Drehbuch, die Realisierung und den Schnitt. Das wissen wir zwar alle, aber es war ein wichtiger Punkt, für ihn zu sagen: Ich setze mich jetzt hin und nenne mich Autor.
Beim Drehbuch zu »Das Parfum« warst du gemeinsam mit Andrew Birkin und Bernd Co-Autor. Beschreib doch mal die Zusammenarbeit … wie war das, als eure Umlaufbahnen sich plötzlich überschnitten?
T: Das war im Georgenhof in Schwabing. Ein paar Meter vom ARRI Kino entfernt, wo ich gerade meinen Kurzfilm »True« mischte. Meine Erinnerung an diese Begegnung ist stark davon geprägt, dass ich damals ziemlich »krass« drauf war, wie Bernd es später beschrieb. Ich hatte die Nachricht übermittelt bekommen, dass Bernd mit mir über »Das Parfum« sprechen wollte. Das fand ich zunächst einmal völlig verrückt. Ich schüttelte mit dem Kopf und meinte »So ein Quatsch!«.
Warum?
Für mich war »Das Parfum« ein außerirdisches Wesen aus einer fernen Galaxie. Also, ich hatte den Roman zwar gemocht, aber keine nachhaltige Erinnerung daran. Außerdem fand ich die Idee, so einen extremen Bestseller zu verfilmen und den ganzen Rattenschwanz, der an so etwas dranhängt, irrwitzig. Dass du letztendlich eine Art Vollstrecker eines Konzepts bist, hat überhaupt nicht in mein Selbstverständnis als Filmemacher gepasst.
Du hast dich nicht als Ver-Filmer gesehen.
TT: Genau. Ich empfand es als limitierende Vorstellung, einen Mythos bedienen zu müssen. Mich ständig mit dem Bild abgleichen zu müssen, das die Leute selbst von dem Stoff haben. Das empfand ich als extrem lästig. Gleichzeitig befand ich mich aber in einer Lebenskrise bzw. in einer Umbruchphase, in der ich mit mir selbst als Filmemacher im argen lag. Ich ahnte schon, dass ich mal etwas ganz anderes machen musste. Ich hatte mir auch überlegt,

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