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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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sexsüchtig ist. Parallelen mit »Elementarteilchen« – in denen es um zwei Brüder geht, von denen einer sexsüchtig ist – waren da natürlich rein zufällig. Bernd dachte »Jetzt schlägt’s 13«, als er zum ersten Mal Roehlers »Agnes und seine Brüder« sah. »Nee, du Bernd, mach dir mal keine Sorgen, du. Die beiden Filme haben gar nix miteinander zu tun …« hatte ihm Oskar Roehler versichert und aus seiner Sicht hatten sie das wohl auch nicht. Bernd hatte genügend mit »Das Parfum« am Hals, also hatte er nicht weiter nachgefragt. Als »Agnes und seine Brüder« fertiggestellt war, war es zu spät. Was sollte Bernd nun tun? Er wollte ja, dass Oskar Roehler bei »Elementarteilchen« Regie führte! Also zog er das Ding einfach durch.
    Dass Oskar Roehlers Drehbuch zu »Elementarteilchen« viel zu lang war und die Arbeit im Schneideraum daher extrem schwierig wurde, erzählte mir Bernd später. Aber als Variety -Journalistin interessierte mich das wenig, als ich Bernd für unsere Berlinale-Ausgabe interviewen wollte. »Elementarteilchen« war fertig und im Festivalprogramm, Produzent und Regisseur verstanden sich wieder blendend, da gab es nichts zu berichten. Der Film wurde nun auf dem Weltmarkt verkauft. Wenn Constantin Film in Variety dafür Werbung machen wollte, dann sollten sie doch eine Anzeige kaufen. Ich brauchte Neuigkeiten! In der Variety -Redaktion gab es den täglichen Wettbewerb, wessen Artikel auf der Titelseite landete. Und natürlich wollte ich unbedingt auf die Titelseite! Es war eine halbe Stunde vor Redaktionsschluss, als ich bei Bernd Eichinger im Büro anrief. Der war zwar meiner Meinung nach ein Blödmann, aber vielleicht hatte er ja was. Wenn nicht, würde ich mit meinen Artikeln am nächsten Tag irgendwo hinten im Heft landen. Ich hatte also Bernd am Telefon und fand seine Stimme plötzlich wieder genauso aufregend wie beim ersten Mal. Nur musste ich ihm klarmachen, dass mich weder »Elementarteilchen« noch »Das Parfum« interessierten. »Das Parfum« würde für Variety erst wieder interessant werden, wenn es in den Kinos anlief. Ich fragte Bernd also: »Ja, und an was arbeiten Sie sonst noch so …?« Bernd druckste ein bisschen herum. Er schien nicht so recht zu wissen, was er mir sagen sollte. Irgendwann meinte er ein wenig zögerlich, um nicht zu sagen beiläufig – als wolle er abwarten, ob ich überhaupt darauf anspringe –, dass er die Filmrechte zu Stefan Austs Standardwerk über die Rote Armee Fraktion »Der Baader Meinhof Komplex« erworben habe. Hatte ich richtig gehört? Bei mir klingelten sofort alle Glocken. Bernd Eichinger, der Mann hinter »Der Untergang«, nahm sich nun die Aufarbeitung des nächsten dunklen Kapitels deutscher Geschichte vor? Er wollte einen Film über die Generation machen, die die Historikerin Jillian Becker als »Hitler’s Children« bezeichnete? Einen Film über das grauenhafte Echo der Nazi-Barbarei? Quasi die Fortsetzung zu »Der Untergang«? Nach dem Interview rannte ich sofort in das Nebenzimmer, wo meine Chefredakteurin gerade die Ausgabe für den nächsten Tag zusammenstellte. Ich erzählte ihr, was ich soeben erfahren hatte, schrieb innerhalb von zehn Minuten den Artikel, und am nächsten Tag stand groß auf der Titelseite: »BERND SEES RED« – Bernd sieht rot. Damit hatte ich nicht nur mein Tagesziel erreicht und es auf die Titelseite geschafft, Bernd hatte das erreicht, was zu diesem Zeitpunkt nur zwei Leute in der Filmwelt erzielt haben: von Variety in der Überschrift nur mit ihrem Vornamen genannt zu werden. Bisher hatte es nur Rupert (Murdoch) und Harvey (Weinstein) gegeben. Nun gab es in der Variety -Sprache eben auch den Bernd.
    Die Geschichte, dass Bernd Eichinger »Der Baader Meinhof Komplex« verfilmen wollte, ging sofort über die Nachrichtenticker. Dieser Film war von Anfang an ein Medienphänomen, das den Hype zu »Der Untergang« noch übertreffen sollte und Bernd immer wieder überraschte. Er hatte nicht erwartet, dass die Leute mit solchem Interesse auf dieses Filmprojekt reagieren würden. Im Gegenteil. Er war sich ja nicht einmal sicher gewesen, ob ich als Journalistin – noch dazu für eine amerikanische Zeitung – daran interessiert sein würde. Was interessierten sich die Amis schon für den deutschen Terrorismus? Doch das Interesse an diesem Filmprojekt war so groß, dass es im Zuge meines Variety -Artikels nicht nur innerhalb kürzester Zeit finanziert war, sondern sich auch »Elementarteilchen« sofort

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