BE (German Edition)
alles kaufen kann! Die Suche nach einem Hochzeitskleid stellte sich jedoch als komplizierter heraus als anfangs angenommen. Schließlich fand ich eines in einem Laden direkt um die Ecke von unserem Haus am Sunset Boulevard, eben da, wo Bernd mir damals das weiße Kleid für meinen ersten Besuch beim Deutschen Filmpreis gekauft hatte. Die Bedienung wollte mir nicht glauben, dass das mein Hochzeitskleid werden sollte. Wie, in drei Tagen wollte ich heiraten? Die dachten, ich würde sie veralbern. Witzig war auch der Einkauf eines Brautschleiers, das wohl absurdeste Kleidungsstück, das man sich zulegen kann. Leni Ohngemach und ich gingen zusammen in ein Brautgeschäft auf dem Wilshire Boulevard und liefen davor prompt einem Hollywoodagenten in die Arme, den wir kannten. Dieser wollte natürlich wissen, was wir in einem Brautgeschäft vorhatten, und drängte uns zum Small Talk. Irgendwie haben wir uns da rausgewunden. Andernfalls wäre die Nachricht von Bernd Eichingers bevorstehender Hochzeit sofort auf dem Hollywoodnachrichtenticker gelandet, und es wäre vorbei gewesen mit der Privatsphäre. Ansonsten kann ich den Kauf eines Brautschleiers wirklich empfehlen. Wir haben sehr viel gelacht.
Für die Zeremonie hatten wir das Jacuzzi unseres Pools abgedeckt und mit einem Reigen aus roten Rosen dekoriert. Wenn die Leute mich fragen, wo wir denn geheiratet hätten, kann ich immer sagen: In einem Jacuzzi. Ein guter Freund von mir, Andras Hamori, führte mich begleitet von einer Maria-Callas-Arie hinauf zu Bernd, der mit Tom Tykwer an seiner Seite auf mich wartete. Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie glücklich ich war, Bernd dort stehen und auf mich warten zu sehen. Wir waren ja beide so aufgeregt, dass wir Angst hatten, uns würden bei der Zeremonie die Eheringe in den Pool fallen. Zur Sicherheit hatte Bernd schon eine wasserfeste Taschenlampe und eine Taucherbrille bereitstellen lassen.
Die Party selbst war genau so, wie wir sie uns gewünscht hatten: klein und lustig. Robert Kulzer hielt eine extrem witzige Rede, in der er nicht nur Bernds Obsession mit gestreiften Sofas, sondern auch sein außerordentliches Kommunikationstalent erwähnte, mit dem Bernd auch in einem Sushi-Lokal in Tokyo den Ober mit »Monsieur!!!« zu sich rief. Funktioniert immer, Bernd hat’s ausprobiert! Bernd sang zwei Songs für mich, »Let It Be« von den Beatles und »You Are So Beautiful« von Randy Newman. Dabei wurde er auf dem Keyboard begleitet von dem wohl unbegabtesten DJ Nordamerikas.
Danach erzählte mir Bernd, dass die Proben mit dem DJ der Grund gewesen waren, warum er in den letzten Tagen immer so still und klammheimlich von einem Chauffeur abgeholt worden und verschwunden war. Ich hatte mich schon gewundert, aber nicht weiter gefragt. Es sei eines der seltsamsten Erlebnisse gewesen, die er jemals in seinem Leben gehabt habe, so Bernd. Der DJ habe nämlich Weihnachtsdekorationen gesammelt. Schon der Vorgarten seines Hauses war komplett mit Weihnachtsmännern, Rentieren, künstlichem Schnee, blinkenden Lichtern und sonstigen Weihnachts-Paraphenalia bedeckt gewesen. Im Haus war jeder freie Quadratzentimeter mit allem zugestellt, was es in Sachen Weihnachtskitsch zu erwerben gibt. Überall blinkte es, zig Weihnachtsmänner winkten mit dem Geschenkesack, Engel drehten sich, Rentiere zogen Schlitten … Bernd wusste gar nicht, wo er in all dem Weihnachtswahn seine Aktentasche hinstellen sollte. Die einzige Ausnahme habe ein winziger Tisch in der Küche gebildet, in die Bernd geschickt wurde, als er rauchen wollte. An diesem winzigen Tisch, der einzigen weihnachtsfreien Zone, saß versteinert die Mutter des Künstlers und rauchte wortlos Kette. Bernd meinte, es habe ausgesehen, als habe der DJ mit seinem Weihnachtskitsch den ödipalen Wahn seiner Mutter im Zaum halten wollen. Das habe ihn alles sehr an Hitchcocks »Psycho« erinnert. Bernd wollte eigentlich auch »You Can Leave Your Hat On« von Randy Newman bei der Hochzeit vortragen, aber in dieser Umgebung ließ sich das einfach nicht einproben.
Die Hochzeit wurde ein wunderbares, kleines Fest. Ich hatte keine besonderen Erwartungen an diesen Tag gehabt, sondern mich einfach nur darauf gefreut, Bernd zu heiraten. Aber als die Feier vorbei war, Bernd mich in meinem Hochzeitskleid auf’s Bett warf, stellte ich erstaunt fest, dass es tatsächlich der glücklichste Tag meines Lebens gewesen war.
Die unerreichbare Leichtigkeit des Seins
DI e Tatsache, dass Bernd weder ein Handy
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