Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
Vom Netzwerk:
Weltpremiere, auf die weitere Premieren in Berlin, Köln und Basel folgten, war ein Adrenalinstoß ohnegleichen. In der Erinnerung bleibt ein Wust an Blitzlicht, Stimmengewirr, Nervosität, Aufregung, viel Alkohol und viel Nikotin. Ein medialer Sturmangriff, exakt bis ins Detail durchgetaktet von dem damaligen Constantin-Verleihvorstand Th omas Friedl. Natürlich war nach der Premiere in München, so lang der Abend auch war, nicht daran zu denken, sich gleich schlafen zu legen. Um seine Nerven zu beruhigen, sah sich Bernd einen Dokumentarfilm über einen seiner Lieblingsmusiker, Hubert von Goisern, an. Bis zum Morgengrauen saßen wir da und sahen Mitschnitte von Live-Konzerten von Goisern mit seiner Band, deren Musik eine wilde Mischung aus Rock, Jodeln, österreichischem Folk und allgemeinem Wahnsinn ist. Ein österreichischer Kusturica. Diese Nacht war auch ein Grund, warum wir den »Juchitzer« als Stück für Bernds Trauergottesdienst auswählten. Vor der Wiener Premiere mussten wir den Arzt rufen, weil Bernd solch schreckliches Bauchweh hatte, dass er nicht mehr gehen konnte. Der Arzt konnte nichts tun, außer ihm sagen, dass der Schmerz ganz offensichtlich stressbedingt war. Diese Schmerzen sollten Bernd immer wieder einmal einholen. Wirklich schlimm wurde es zum letzten Mal bei den Dreharbeiten zu »Der Baader Meinhof Komplex«. Am Schluss, an den letzten Drehtagen in Marokko, war Bernd gelähmt vom Schmerz. Er schaffte es kaum noch, ans Set zu gehen. In Wien wie in Marokko war es so, dass Bernds Körper die Notbremse gezogen hatte. Er konnte sich kaum noch bewegen und litt wie ein Hund.
    Nach den Premieren kamen wir nach Hause nach München. Nun sollte der Film in den Kinos anlaufen. Jetzt hatte das Box-Office-Krokodil seinen Rachen so weit es ging aufgesperrt, und Bernd erstickte fast an seinem Höllenatem. Er saß wie das Karnickel vor der Schlange zu Hause auf dem Sofa, wartete auf die ersten Zahlen und aß Miracoli-Spaghetti.
    Die ersten Zahlen waren phantastisch, doch Bernd war trotzdem alles andere als begeistert. Leider kannte ich mich damals mit Zuschauerzahlen nicht so gut aus, sonst hätte ich ihm gesagt, dass er sich doch bitte schön freuen und wir jetzt feiern sollten. Aber ich konnte das erste Tagesergebnis nicht einschätzen, deswegen saß ich mit Bernd auf dem Sofa und zitterte weiter mit. Der Grund warum Bernd sich ärgerte: So gut die Zahlen auch waren – »Das Parfum« knackte schon am ersten Wochenende die Marke von einer Million Zuschauer –, sie reichten seiner Ansicht nach nicht aus, um sein Ziel zu erreichen, nämlich die Grenze von sechs Millionen Zuschauern zu überschreiten. Aber irgendwie war das auch schön: Nach all der Aufregung, all den Kameras und all dem Trubel saßen wir ein ganzes Wochenende lang zu Hause, hatten die Vorhänge geschlossen, aßen jeden Abend Miracoli und warteten auf Michael Marbachs Anruf. Am Ende erzielte »Das Parfum« in Deutschland 5,6 Millionen Zuschauer. Auch ein kleines Mirakel.
    Nach der Premiere setzten wir mit dem 17. Dezember 2006 unseren Hochzeitstermin fest. Wir wollten klein heiraten. Die Zeremonie und das Versprechen, das wir uns dabei gaben, hatte nichts mit der Außenwelt zu tun, so wie auch unsere Beziehung nichts mit der Außenwelt zu tun hatte. Was genau da zwischen uns ablief, schienen Außenstehende sowieso nicht wirklich zu verstehen, und es war eigentlich auch egal. Wir wollten einander heiraten, wir wollten nicht die anderen heiraten. So entschieden wir uns, ohne Familie zu heiraten. Nur Bernds Tochter Nina und etwa dreißig Freunde, die sich gerade in Los Angeles aufhielten, waren mit dabei. Nur zu zweit wäre es auch ein wenig traurig gewesen. Eine Gelegenheit für eine Party auszulassen, war sowohl in Bernds als auch in meinen Augen eine Sünde. Für Los Angeles als Ort hatten wir uns entschieden, weil wir keinen Presserummel haben wollten.
    Natürlich waren unsere Freunde alle sehr überrascht, als sie die Einladung zu unserer Hochzeit erhielten. Überrascht war auch der Partyservice, der einfach nicht verstehen konnte, dass wir nur eine kleine Feier haben wollten. Wie, keine weißen Tauben, keine weißen Schmetterlinge, kein riesiges Blumenmeer? Noch schockierter waren sie, dass ich immer noch kein Brautkleid hatte! Ich hatte ja keine Ahnung, dass andere Frauen ihr Hochzeitskleid sechs Monate im voraus bestellen. Ich dachte, man geht einfach in einen Laden und kauft eins von der Stange! Gerade in Los Angeles, wo man doch

Weitere Kostenlose Bücher