BE (German Edition)
bekannt. Wir befanden uns damals in einem Haus direkt am Wolfgangsee. Wir gingen hinunter zum Bootssteg. Die Nacht war lau und sternenklar. Vor uns die schwarze Spiegelfläche des Sees, um uns die dunklen Felsmassive der Berge, über uns der funkelnde, schwarzsamtene Himmel. Bernd und ich standen sehr nah beieinander, tranken Rotwein und konnten beide kaum glauben, dass sich unser beider Leben gerade grundsätzlich verändert hatte. Dass unsere Wege von nun an ein Weg sein würden. Plötzlich sah ich eine Sternschnuppe. Es war der perfekte Kino moment. Mein Wunsch von damals ist in Erfüllung gegangen.
Ein Parfum, eine Hochzeit und ein Todesfall
KU rz vor der Premiere von »Das Parfum« starb Bernds Schwester Monika. Sie war einer der wichtigsten Menschen in Bernds Leben, von daher werde ich gar nicht erst versuchen, das Trauma dieses Verlusts in Worte zu fassen. Dadurch dass Monikas Tod mitten in den Vermarktungsrummel um »Das Parfum« fiel, hatte Bernd keine Möglichkeit, ihren Verlust wirklich zu verarbeiten. Die Trauer und die Auseinandersetzung mit ihrer Person fand erst statt, als Bernd das Drehbuch zu »Der Baader Meinhof Komplex« schrieb. Er hat das Drehbuch ohne Frage wenn nicht speziell für sie, dann auf jeden Fall in Gedanken an sie geschrieben.
Von Monikas Tod sollte nichts an die Öffentlichkeit dringen. Bernd wollte nicht, dass diese private Angelegenheit im Rahmen der Filmvermarktung ins Rampenlicht gezerrt wurde. Das bedeutete aber auch: nach außen lächeln und verkaufen, während innendrin alles schwarz und traurig war. Natürlich bot die Arbeit auch die Möglichkeit der Verdrängung.
»Das Parfum« hatte Bernd so viel Herzblut gekostet. Er hatte alles dafür aufs Spiel gesetzt. Nun lag der Endspurt vor ihm. Die Herstellung eines Films ist nämlich nur die Hälfte der Arbeit. Genauso wichtig ist es, den Film in die Kinos zu bringen. Ein Film, den keiner sieht, ist kein Film. Das sind nur Schatten an der Wand. Bernds Erfolg als Filmproduzent begründete sich auch dadurch, dass er Filmverleiher war und als solcher denken konnte. Er konnte verkaufen. Was ist Verkaufen auch schon anderes als Verführen? Im Zuge der Entwicklung der Vermarktungskampagne für »Das Parfum« sei erwähnt, dass es kurzfristig einen provisorischen Trailer für den US-Markt gab, der nicht mit Filmmusik, sondern mit »Scentless Apprentice« von Nirvana unterlegt war, einem Song, der von Süskinds Roman inspiriert ist. Bernd, der ein Vetorecht bei der Entwicklung der US-Kampagne hatte, hat sich diesen Trailer sehr oft angeschaut, bot er doch einen völlig neuen Blick auf seinen Film. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bernd nämlich angefangen, sich Trailer und Dokumente auf meinen Laptop schicken zu lassen. Das fanden wir beide sehr praktisch, weil er dadurch nicht so oft ins Büro zu gehen brauchte. Mein Computer wurde also zu Bernds Heimbüro, was ich gerne mitmachte, weil mich die Korrespondenzen und die Entwicklung von Trailern sehr faszinierten. Ich wurde immer nach meiner Meinung gefragt und habe viel gelernt. Und wenn es mir zu viel wurde, musste ich eben sagen: »Jetzt bleibt die Kiste zu. Bernd. Es ist Feierabend.« Bernd mochte, wie gesagt, den »Scentless Apprentice«-Trailer. Aber Steven Spielberg, den Bernd, wie bei »Die unendliche Geschichte«, schon während des Schnitts um Rat gefragt und diesen auch sehr großzügig erhalten hatte, sprach sich dagegen aus. Spielberg, dessen Studio DreamWorks den Film in den USA verlieh, fand den Film großartig und wollte keine Mogelpackung als Trailer. Der Film sollte so wie er war, mit der eigentlichen Filmmusik in den Kinos angekündigt werden. Ich kann die Entscheidung verstehen, obwohl ich diesen Nirvana-Trailer wirklich extrem gut fand. Ein großartiges Musikvideo. Schade, dass er in der Versenkung verschwunden ist.
Die Weltpremiere von »Das Parfum« fand in München statt. Es lag eine solche Elektrizität in der Luft. Der Film war omnipräsent. Wieder stürzten sich die Kritiker auf den Film und zerfledderten ihn mit Wollust. Daran hätte Bernd zwar mittlerweile gewöhnt sein müssen, doch dafür war er nicht abgebrüht genug. Am Tag vor der Premiere gingen Bernd und ich ins Seehaus im Englischen Garten und saßen in der Sonne. Außer dass ich mir einen gehörigen Sonnenbrand holte, war das ein perfekter Moment. Alles war getan, alles war möglich. Immer wieder sprachen Menschen Bernd an. Die Leute schienen sich auf den Film zu freuen, und die Welt war gespannt. Die
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