BE (German Edition)
in Berlin im August 2007 die Demonstration vom 2. Juni 1967 drehten. Es war ein sehr intensives Erlebnis. Das riesige Team, die Schauspieler, die Komparsen, wir alle saßen gemeinsam in einer Zeitmaschine. Das fand natürlich auch die Presse interessant. Überall standen Paparazzi, was mir nicht weiter von Bedeutung erschien. Zwei Tage später erhielt Bernd ein Fax von Die Bunte . Darin wurde Bernd zu meiner Schwangerschaft beglückwünscht. Welche Schwangerschaft? Tja. Hier ein Tipp fürs Leben: Auch wenn es bei Dreharbeiten noch so kalt ist, sollte man als Ehefrau des Produzenten keinesfalls einen dicken Pullover unter eine enganliegende Regenjacke ziehen.
Während der Dreharbeiten zu »Der Baader Meinhof Komplex« verbrachten wir fast jeden Abend im Borchardt, einem Restaurant, das in erster Linie eine Bühne ist für Leute aus Politik, Medien und mit Geld. Es wird gestarrt, getratscht und sich gezeigt. Bernd hatte im Borchardt seinen Tisch, natürlich der beste Tisch, nämlich in der hinteren Mitte, von dem aus man den Eingang sehen konnte. Bernd liebte das Borchardt und das Borchardt liebte ihn, der fast immer bis ganz zum Schluss blieb, Gläser schmiss und im Absinth-Suff auch schon mal die goldenen Messingstangen aus den Sitzen gerissen hatte. Nächte im Borchardt waren immer lang und alkoholisiert. Einmal saßen Bernd und ich mit Tom Tykwer zusammen beim Abendessen. Am selben Abend hatte irgendeine Veranstaltung mit vielen Schauspielern stattgefunden, die danach noch etwas essen gingen. Plötzlich kam eine deutsche Schauspielerin nach der anderen artig an den Tisch und machte Bernd ihre Aufwartung. Natürlich war auch Tom Objekt des weiblichen Charmes, aber hauptsächlich flatterte und kokettierte alles um Bernd. Tom und ich sahen uns an und fingen beide an zu grinsen. »Ist das irre, dass wir so etwas miterleben!«, stellten wir beide fest. Und natürlich war das auch lustig für mich mit anzusehen, wie die Anwesenheit der Ehefrau das schauspielerische Talent unserer Tischbesucherinnen noch um einiges weiter herausforderte.
Während der Dreharbeiten wurde das Restaurant nicht nur zur »Baader Meinhof«-Kantine, sondern auch für das Team und die Schauspieler von »Operation Walküre« von Bryan Singer, mit Tom Cruise als Claus von Stauffenberg in der Hauptrolle, ein beliebter Treffpunkt. Eines Abends führte dies zu einem irrsinnigen Anblick: Bernd und ich saßen mit Moritz Bleibtreu – mit Andreas-Baader-Haarschnitt – an einem Tisch, neben uns saß der damalige Innenminister Schäuble – was dazu führte, dass überall schwarz gekleidete Männer mit Knöpfen im Ohr herumschwirrten –, und ein wenig weiter weg saßen General Friedrich Olbricht – Bill Nighy – und General Friedrich Fromm – Tom Wilkinson. Da saßen nicht nur der Innenminister und der ehemalige Staatsfeind Nummer eins Rücken an Rücken zueinander, nein, auch noch das Dritte Reich und der Deutsche Widerstand waren anwesend. Es war sehr surreal.
Surreal auf andere Art war unsere Begegnung mit Tom Cruise. Bryan Singer hatte Bernd im Borchardt schon seine Aufwartung gemacht, denn »Der Untergang«, so Singer, sei ein Film, den er sehr bewundere. Ein paar Tage später, Bernd und ich saßen wieder einmal im Borchardt, und es war schon spät und etwas leerer, betrat Tom Cruise das Lokal. Nun kann man über Cruise und seine religiösen Ansichten sagen, was man will, aber in diesem Moment konnte ich die Augen nicht von ihm abwenden. So schön, so perfekt war seine Gestalt. Diese Perfektion war fast schon unheimlich. »Der schaut aus, als würd’ er acht Mal am Tag duschen!«, sagte Bernd noch, als Tom Cruise plötzlich bei uns am Tisch erschien. Nach einer kurzen Vorstellung und, ja, »Der Untergang« sei einfach ein toller, toller Film, sagte Cruise dann schon im nächsten Satz: »Great, let’s make a movie together!« Bernd und ich waren beide so baff. Das war so Hollywood, dieses »Du bist toll, ich bin toll, lass uns einen Film zusammen machen«. Der Satz: »Great, let’s make a movie together!« wurde zu einem geflügelten Wort zwischen uns und führte immer wieder dazu, dass wir beide sofort anfingen zu lachen. Für Bernd, der immer sehr lange brauchte, bis er genügend Vertrauen zu jemandem fasste, um gemeinsam einen Film zu machen, war die Vorstellung, sich dieses Versprechen quasi schon im dritten Satz zu geben, absolut absurd. Trotzdem: Die Begegnung mit Tom Cruise war famos. Außerirdische hin oder her, ich schau ihm
Weitere Kostenlose Bücher