BE (German Edition)
gelbe Streifen und kleben sie quer über die Plakate. Und jeder wird’s glauben!‹ Wir waren damals nach dem Erfolg von ›Christiane F.‹ schon ziemlich angesagt. Aber als wir das auf die Plakate gedruckt haben, dachten die, wir spinnen komplett! Funktioniert hat’s trotzdem.«
Unerwartete Negativunterstützung erhielt die Marketingkampagne durch den Buchautor. Dieser pöbelte quer durch die deutsche Presse, dass der Film für ihn ein Stück Dreck sei. So laut waren seine Schimpfereien, dass irgendwann jeder wusste, dass es diesen Film gab. Ob man deswegen eine Kinokarte kaufen würde, war eine andere Frage, aber die öffentliche Aufmerksamkeit nahm zu. »Buchheim hat ein Riesentheater gemacht und die gesamte deutsche Presse alarmiert. Also, wir hatten verheerende Presse, ganz schrecklich«, so Rohrbach. Die deutschen Kritiken waren in der Tat von einer Giftigkeit sondergleichen. Die einen verrissen den Film als kriegsverherrlichendes Spektakel, die anderen versenkten »Das Boot« als teilnahmslosen »Ausstattungsfilm« ohne Spannung und emotionale Kraft. So absurd das heute auch scheint, für die deutsche Kritik war klar: »Das Boot« war Fernsehen mit Knalleffekt. Von Kino keine Spur. »Bernd hat das nicht umgeworfen«, so Rohrbach. »Der hat wie ein Fels in der Brandung gestanden und eine tolle Arbeit gemacht. Und als ›Das Boot‹ dann in die Kinos kam, war der Film auf eine Weise präsent, das war außerordentlich.« »Das Boot« wurde mit unerhörten 200 Kopien gestartet und hatte am ersten Wochenende 660 000 Besucher. Ein sensationeller Erfolg. Die Leute begannen, Bernd zu respektieren.
Aber am Tag vor dem Kinostart von »Das Boot«, am 16. September 1981, sollte sich noch etwas viel Wichtigeres ereignen: Bernd wurde Vater. Seine Tochter Laura Nina-Maria Eichinger wurde geboren. Am Todestag von Bernds großem Idol Maria Callas.
Bernd hatte schreckliche Angst davor, Vater zu werden. Wenn man sich seinen Terminkalender von 1981 anschaut, in dem er oft mit dem Kugelschreiber herumkritzelte, so ist die Woche vor der Geburt fast vollkommen schwarz gekritzelt. Von dem für Bernd üblichen geometrischen Muster, das er sonst kritzelte, wenn er in Gedanken war, ist fast nichts zu erkennen. Die Seiten sind so schwarz, dass es ausschaut wie eine Abblende – fade to black – vor der ultimativen Aufblende.
Die Geburt war für frühmorgens angesetzt. So nervös war er angesichts des bevorstehenden Ereignisses, dass er die ganze Nacht durchsoff und dann am Morgen recht derangiert im Krankenhaus auftauchte – sehr zum Missfallen der versammelten Angehörigen. Bernd war den Ärzten für immer dankbar, dass sein Zustand im Kreißsaal keine Rolle spielte. Nach der Geburt wurde ihm seine Tochter in den Arm gelegt, und er durfte ganz alleine mit ihr sein. Einer der ganz großen Glücksmomente seines Lebens.
»Wie hat eigentlich deine Freundin Jane auf die Geburt Ninas reagiert?«, fragte ich Bernd einmal. »Total cool. Ich hab ihr halt erklärt, das sei eben passiert und dass meine Exfreundin nun ein Kind von mir kriegen würde. Und sie verstehen müsse, dass ich da auch für meine Exfreundin da sein wolle«, antwortete Bernd nonchalant und fügte hinzu: »Wenn es sie gestört hat, dann hat sie es nicht gezeigt.« In der Tat scheint letztere Vermutung zuzutreffen. Jane erzählte einer Freundin, sie habe sich mit Bernd am Gipfel ihrer Liebe gefühlt, als er ihr plötzlich mitteilte, seine Exfreundin erwarte ein Kind von ihm. Das habe sie als einen unfassbaren Vertrauensbruch empfunden. Aber sie war zu stolz, um Bernd ihre Verletzung spüren zu lassen. Schließlich machte Bernd auch keine Anstalten, wieder zu seiner Exfreundin zurückzugehen. Aus seiner Sicht war eben passiert, was passiert war. Damit mussten alle Beteiligten wie Erwachsene umgehen. Außerdem galt für Bernd immer: Ein Kind ist ein Geschenk, also ein Anlass zur Freude, nicht zum Problematisieren.
Jane Seitz, die Cutterin von »Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo«, »Die Unendliche Geschichte« und »Der Name der Rose« war eine von Bernds großen Lieben. Es gibt kaum Fotos von ihr. Und immer wenn man Leute, die sie kannten, fragt, wie sie denn gewesen sei, dann kommt als Antwort meist nur ein lächelndes Kopfschütteln und »die Jane war total verrückt«. Bernd hat zwar viel von ihr erzählt, aber das waren auch immer Horrorgeschichten über die »verrückte« Jane – wie zum Beispiel als sie in Los Angeles einfach drei Tage mit Bernds
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