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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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von Oliver Stone. Als besessener Comicfan kannte Bernd natürlich die Drehbuchvorlage. Auch war ihm der Hauptdarsteller, ein gewisser Bodybuilder namens Arnold Schwarzenegger, ein Begriff, weil Bernd früher im selben Münchner Fitnessstudio wie Schwarzenegger trainiert hatte. Bernd kannte das Filmprojekt noch aus der Zeit nach der Filmhochschule, als er mit seinem Nibelungenprojekt »Der Morgen von Walhalla« unterwegs gewesen war. Damals war er nämlich nicht nur nach Hongkong gefahren, sondern auch nach Los Angeles und hatte dort den jungen Filmproduzenten Ed Pressman sowie den noch völlig unbekannten Drehbuchautor Oliver Stone kennengelernt und das Drehbuch von »Conan« gelesen. Oliver Stone hatte damals auch schon das Drehbuch von »Platoon« in der Schublade. Da Stone jedoch Mitte der Siebziger noch keine Regiearbeit vorweisen konnte und mit »Die Hand« 1981 ein vollkommen verunglücktes Regiedebut gab, sollte es noch lange dauern, bis Stone »Platoon« als Regisseur verwirklichen konnte. In der Tat konnte Stone »Platoon« erst drehen, nachdem er 1986 mit »Salvador« – einem Film, den Bernd sehr bewunderte – bewiesen hatte, dass in ihm nicht nur ein herausragender Drehbuchautor, sondern auch ein phantastischer Regisseur steckte. Bernd war ein großer Fan von Oliver Stone.
    Trotzdem gab es da eine Seite an Oliver Stone, die Bernd rasend machte. So rasend, dass es fast unmöglich war, mit Bernd manche Filme von Oliver Stone anzusehen. Ich weiß noch, als wir uns während der Vorbereitung zu »Der Baader Meinhof Komplex« hintereinander nicht nur »Salvador«, sondern auch »The Doors« und »Geboren am 4. Juli« anschauten. Bernd saß neben mir auf dem Sofa und schimpfte über die schlechten Perücken. Bernds O-Ton zu »Geboren am 4. Juli«: »Da! Da! Schau dir das an! Wie die Drecksperücke da hinten im Nacken so weg steht!« Bernds Kommentar zu »The Doors«: »Was hat der der Meg Ryan so einen orangenen Wischmob auf den Kopf gesetzt? Hat der keine Augen im Kopf? Du kannst doch deine Hauptdarstellerin nicht so entstellen!!« Bernd hielt Oliver Stone für den schlechtesten Perückenregisseur der Welt. Bernd, der besessen von Haaren und Make-up war und berüchtigt dafür, im letzten Moment noch einmal ins Bild zu stürzen und den Darstellern an den Haaren herumzuzupfen, hatte für Stones Mangel an Haargefühl keinerlei Verständnis. Endgültig den Perückenvogel abgeschossen hatte Oliver Stone in Bernds Augen schließlich in »Alexander« – einem Film, den Bernd aufgrund seiner Bewunderung für Alexander den Großen selbst gerne gemacht hätte und den die Constantin Film deswegen auch verlieh. Schon bei der Sichtung der ersten Muster war Bernd außer sich: »Du kannst doch nicht einen Film für weit mehr als hundert Millionen Dollar machen, und dann sieht ein Blinder auf 300 Meter Entfernung, dass der Hauptdarsteller ein blondes Haarteil trägt! Da fliegt doch der Zuschauer sofort aus der Kurve! Ich schau mir ›Alexander‹ an und alles, was ich sehe, ist Colin Farrells blondes Dreckshaarteil!«
    So viel also zu Oliver Stone. Bernd kannte das Filmprojekt »Conan – der Barbar« schon seit langem und wollte es unbedingt im Verleih haben. Auftritt: Dino De Laurentiis, Produzent von »Conan« und grand seigneur des »Independent Cinema«. In den vierziger Jahren hatte De Laurentiis große Klassiker des italienischen Neorealismus produziert, darunter Fellinis »La Strada« und »Bitterer Reis«. 1968 schrieb er Popkulturgeschichte mit »Barbarella«. 1976 war er von Italien in die USA übergesiedelt, wo er Filme wie »Die 3 Tage des Condor« und »Serpico« produzierte. De Laurentiis’ Sohn war 1981 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Es war ungefähr die Zeit, als Bernd in sein Leben trat. So wurde Bernd eine Zeit lang wie ein Ersatzsohn für ihn, und Dino wurde Bernds Mentor. Dino De Laurentiis starb im Alter von 91 Jahren am 10. November 2010, nur zwei Monate vor Bernds Tod. Bernd schrieb in einem Brief an Dinos Tochter Raffaella: »Dino war einzigartig und ohne Zweifel eine der außerordentlichsten Figuren der Filmgeschichte. Alles, was ich über das Produzieren von Independent Filmen weiß, hat Dino mir beigebracht. Er war wie ein Pate für mich. Es ist eine sehr traurige Vorstellung zu denken, dass er nicht länger bei uns ist.« Unter den vielen Dingen, die Bernd von Dino De Laurentiis gelernt hat, sind zwei Leitsätze, die Bernd immer wieder zitierte:
     
    1. Das Independent Film

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