BE (German Edition)
geschlängelt und so die unglaublichen Kamerafahrten innerhalb des U-Boots fabriziert hatte – nach vollendeten Dreharbeiten auch noch ins Wasserbecken stürzen und selbst die Unterwasseraufnahmen drehen. Und als ob all diese Vorkommnisse das Budget nicht schon genügend in die Höhe getrieben hätten, schauten regelmäßig auch Bernd im Doppelpack mit Herman Weigel am Set vorbei und meckerten rum. Mehr Unterwasseraufnahmen seien nötig! Mehr davon! Und davon auch noch mehr! Nicht nur, dass Rohrbach es mit einem extrem ehrgeizigen Regisseur zu tun hatte, der seine Chance gekommen sah, internationales Aufsehen zu erregen und dementsprechend auf die Tube drückte. Nein, auch sein Verleiher machte ordentlich Druck. »Allerdings war Bernd da immer etwas zurückhaltender und hat den Herman Weigel vorgeschickt. Der hat dann auch kein Blatt vor den Mund genommen. Dazu muss man sagen, dass Bernd ein enorm rücksichtsvoller Mensch war. Er hätte mich nie in eine Situation getrieben, die mein Unglück oder meinen Bankrott bedeutet hätte. Trotzdem hieß das, dass man ständig neue Bootmodelle und Wasserbecken bauen lassen musste«, so Rohrbach.
Bernd lieferte Rohrbach dann auch einen Rettungsanker, als ihm das Budget über den Kopf zu wachsen begann. Im April 1980 war absehbar, dass das Budget des Films nicht bei neunzehn Millionen Mark, sondern bei dreißig Millionen liegen würde. Rohrbach wusste sich nicht zu helfen, bis er über Bernd und Herman einen amerikanischen Filmverkäufer kennenlernte. Diesem zeigte er einen 10-Minuten-Ausschnitt – die berühmte Fahrt durch den Ozean. Der Agent war begeistert und fuhr nach Cannes auf den Filmmarkt. Dort verkaufte er die Rechte des Films an internationale Verleiher und besorgte Rohrbach somit die fehlenden Millionen, die es ihm ermöglichten, den Film zu Ende zu produzieren.
»Bernds entscheidende Leistung, was ›Das Boot‹ anbelangt, war jedoch seine phantastische Marketingkampagne. Deutsche Filme hatten damals ein miserables Image. Aber Bernd hat es geschafft, dass ›Das Boot‹ der erste deutsche Film war, der genau wie ein amerikanischer Film mit einer riesigen Bugwelle daherkam«, so Rohrbach.
Während der Entwicklung der Kampagne hatte sich Bernd in ein Foto verliebt, das er unbedingt für das Filmplakat benutzen wollte. Leider handelte es sich dabei nicht um ein Foto aus dem Film, sondern um ein Foto, das der Buchautor Lothar-Günther Buchheim während des Krieges in seiner Funktion als Kriegsberichterstatter geschossen hatte. Aber es musste eben dieses eine Foto sein. Da blieb Bernd stur. Also rief er Buchheim an, der die horrende Summe von 10 000 Mark für die Nutzungsrechte des Fotos haben wollte. Man darf dabei nicht vergessen, dass Buchheim ja schon für die Filmrechte üppig bezahlt worden war. »Jeder andere hätte da abgewinkt, denn das war eine totale Unverschämtheit. Aber wie Bernd eben war, sagte er: ›Okay. Sie kriegen Ihr Geld.‹«, so Rohrbach.
Für die Kampagne von »Das Boot« arbeitete Bernd mit einer Werbeagentur zusammen, was mittlerweile normal erscheint, damals aber eine revolutionäre Neuerung innerhalb der Constantin darstellte. Während die Plakatmotive und die Aufmachung Bernd schon sehr gefielen, saßen die Slogans noch immer nicht richtig. Die Vorschläge der Agentur gingen alle in die Richtung »Vor ihnen die Weite des Ozeans …«. Das war alles viel zu abgegriffen und traf nicht den grausamen Wahnsinn der Geschichte des Films. Irgendwann stellte Bernd fest: »Herman, da müssen wir ran.« Und dann tat er, was er über viele Jahre noch oft tun sollte und an was er mir gegenüber gelegentlich wehmütig zurückdachte: Er schloss sich mit Herman Weigel in sein Büro ein, warf mit ihm die Bälle hin und her – das konnte den ganzen Tag und die ganze Nacht lang gehen – und kam erst wieder heraus, als sie den richtigen Spruch gefunden hatten. Auf dem Plakat für »Das Boot« stand dann schließlich: Eine Reise ans Ende des Verstandes! Auf diesen Slogan war Bernd auch dreißig Jahre später noch stolz.
Trotz des coolen Plakats und des Slogans meinte Bernd drei Wochen vor dem Start des Films: »Irgendwie stimmt da was nicht … da fehlt noch was!« Herman Weigel erinnert sich: »Das war eine Situation, die war typisch Bernd. Er meinte, das Ganze wäre irgendwie noch nicht groß genug … da würde so was fehlen wie ›Deutschlands größter Film‹. Und ich so: ›Weißt du was, wir drucken ›Deutschlands größter Film‹ auf leuchtend
Weitere Kostenlose Bücher