Beachrats
wollte Rick wissen.
Meine Scouts brachten mir ein völlig neues Vokabular bei. Ich fragte, was das bedeutete und David erklärte, dass es die Zeremonie war, bei der die Abzeichen vergeben wurden.
»Unsere Gruppe hat ein extra Ehrengericht für Eagles und der Scout kann selbst entscheiden, wann das stattfinden soll. Ich möchte warten, bis mein Dad heim kommt. Mein anderer Dad.«
David schluchzte und begann zu weinen. Er ging sofort zu Rick, der ihn auf seinen Schoß zog und in den Arm nahm.
»Du vermisst ihn sehr, oder?«, fragte Rick liebevoll.
»Ja«, murmelte David.
»Vielleicht dauert es nicht mehr lange«, versuchte Rick ihn aufzumuntern.
Er sah mich an und ich konnte das Schuldgefühl erkennen, das er empfand. Ich wusste, dass Rick insgeheim hoffte, dass George nicht zurück kommen würde. Und ich wusste, dass ihn diese Gedanken innerlich auffraßen. Wir hatten zwar nie darüber gesprochen, aber ich konnte Rick lesen wie ein offenes Buch. Ich liebte David, aber er war Ricks Kind. Genau genommen waren sowohl David als auch Alex in Wirklichkeit Ricks Kinder. Ich wusste es, Rick wusste es und auch die Jungs wussten es.
»Manchmal wünsche ich mir, dass er nicht wieder kommt«, sagte David leise.
Es war, als hätte er Ricks Gedanken gelesen.
»David, bitte sag so etwas nicht. Sag so etwas niemals«, sagte Rick und brach selbst in Tränen aus.
»Ich weiß«, sagte David und seufzte.
Rick und er umarmten sich und weinten gemeinsam. Ich sah Alex an und er sah hilflos und verloren aus. Er hob die Hände, als wollte er fragen, was er machen könnte. Ich schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. Ich wusste es auch nicht. Dann hatte ich allerdings eine Idee. Ich bat Alex, mitzukommen. Wir gingen zusammen in die Küche und ich sagte ihm, dass er bitte vier große Schalen aus dem Schrank holen sollte. Er sah mich eine Sekunde fragend an, tat dann aber, worum ich ihn gebeten hatte. Ich ging in der Zwischenzeit in die Garage und holte ein paar große Packungen Eis aus dem Gefrierschrank. Wir nahmen vier Bananen, ein Glas Kirschen, eine Dose Ananas und einen großen Berg Schlagsahne. Damit machten wir die größten Eisbecher, die ich jemals gesehen hatte und wir hatten auch noch Spaß dabei. Ich nahm ein paar große Suppenlöffel aus der Schublade, dann trugen wir die Eisbecher ins Wohnzimmer.
David saß noch immer auf Ricks Schoß, aber beide hatten aufgehört zu weinen. Seine Augen wurden groß, als er die Eisbecher sah. Rick grinste und nickte. Wir machten uns über das Eis her, als hätten wir eine Woche lang nichts gegessen. Niemand sagte etwas. Dafür waren wir viel zu beschäftigt.
Alex und ich zündeten uns nach dem Essen eine Zigarette an. Er hatte aufgehört, um Erlaubnis zu fragen und soweit ich es beurteilten konnte, rauchte er vielleicht drei oder vier Stück am Tag.
Rick setzte sich aufrecht hin und begann, Luft zu schlucken. Einen Augenblick später rülpste er laut und lange, was David und Alex zum Lachen brachte. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, mir einen Rülpswettbewerb meiner drei Jungs anzuhören. Es war fast Mitternacht, als wir ins Bett gingen. Rick überraschte mich, als er den Wecker abschaltete.
»Du läufst morgen Früh nicht?«
»Nein, ich brauche eine Pause.«
»Ich auch«, antwortete ich und brachte Rick damit zum Lachen. »Du wurdest da draußen mit David ziemlich emotional«, wechselte ich das Thema. »Möchtest du darüber reden?«
»Kannst du mir da bitte ein bisschen Freiraum geben?«
»Natürlich.«
»Du weißt, dass ich darüber reden möchte. Ich muss damit aber selbst erst mal klar kommen. Ich weiß, dass es falsch von mir ist. Sehr falsch sogar. Aber ich kann nichts dagegen tun.«
»Vielleicht kann ich dir dabei helfen?«
»Kevin, es läuft daraus hinaus, dass ich nicht möchte, dass George wieder kommt. Und dass ich so etwas denke, macht mir Angst.«
Ich lag hinter Rick und ich schlang meinen Arm um ihn.
»Mir ist heute nicht danach, okay?«
»Natürlich ist es das. Ich wollte dich nur festhalten. Entspann dich einfach.«
Rick kuschelte sich an mich. Ich hielt ihn fest, während er sich in den Schlaf weinte.
Kapitel 6: David
Als ich die E-Mail von meinem Dad bekam, hatte ich Angst, dass ihm etwas passieren könnte. Ich verlor die Fassung aber aus einem anderen Grund. In Ricks Gesicht konnte ich lesen, was er dachte und ich konnte spüren, wie schlecht es ihm deswegen ging. Als er anfing zu weinen, konnte ich meine Tränen auch nicht
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