Beachrats
nur selten vor 21 oder 22 Uhr zuhause und auch George war viel unterwegs, um seine Praxis auf die Beine zu stellen. Rick und ich verstanden uns als Reserve-Eltern für die Jungs und so etwas wie der kleine Zwischenfall beim Essen war etwas, was wir zu ihrer Erziehung beitrugen.
David und Alex waren wirklich großartige Jungs und wir hatten nur selten Probleme mit ihnen. Trotz allem waren sie aber immer noch Teenager. Und als solche versuchten sie hin und wieder, ihre Grenzen auszutesten, genau so wie Rick und ich es in ihrem Alter getan hatten. Als David bei uns wohnte, hörten wir sie ein paar Mal ziemlich spät nach Hause kommen und wir hatten den Verdacht, dass sie getrunken haben könnten. An einem Abend waren sie mit Alex‘ Auto zum Strand gefahren, um sich mit ein paar Freunden zu treffen. Zurück gekommen waren sie offenbar zu Fuß, denn wir hatten kein Auto in der Einfahrt gehört. Das alleine verriet die beiden bereits, aber wirklich sicher waren wir uns erst, als wir hörten, wie sich einer der Jungs im Flur übergab.
»Scheiße, einer von beiden ist besoffen«, sagte ich und wollte aufstehen, aber Rick hielt mich an meinem Arm fest.
»Bleib ruhig, Baby. Vermutlich sind sie beide betrunken. Lass sie einfach Teenager sein, okay?«
In diesem Moment hörten wir wieder, wie sich jemand übergab. Es klang anders als das erste Mal, also wussten wir, dass es der andere der beiden war.
»Aber sie können so etwas nicht machen«, gab ich zu bedenken.
»Warum zum Teufel nicht, Baby? Ich habe es in ihrem Alter auch getan. Du nicht?«
»Ja, aber -«
»Nichts aber. Lass sie Teenager sein. Sie haben sich verantwortungsvoll verhalten, indem sie gelaufen sind. Es wäre etwas anderes, wenn Alex versucht hätte, nach Hause zu fahren. Den beiden geht es vermutlich gerade ziemlich beschissen, genauso wie es dir und mir beschissen ging, wenn wir in dem Alter zu viel getrunken haben. Wenn du da jetzt raus gehst, machst du es nur noch schlimmer. Es ist ein Ritual, Baby. Wir haben es getan, unsere Väter haben es getan, sie tun es jetzt und die nächste Generation nach ihnen wird es auch tun. Reg dich ab, okay?«
»Wie zum Teufel bist du nur so verdammt schlau geworden?«, fragte ich.
Ich wusste, dass er recht hatte. Wir mussten den Jungs ihre Freiheiten lassen.
»Indem ich dich geheiratet hatte«, sagte er in einem verliebten Ton.
Dieser Augenblick verging aber schnell wieder.
»Jetzt halt die Klappe und versuche zu schlafen.«
Ich schmunzelte und drückte mich fester an ihn. Ich brauchte nicht lange, um einzuschlafen.
Am nächsten Morgen fragte Rick die Jungs, wie sich sich fühlten. Beide erröteten vor Scham. So verlegen hatten wir sie noch nie gesehen. Rick bestand darauf, dass beide ein Glas Wasser mit aufgelösten Kopfschmerztabletten tranken. David und Alex übergaben sich noch einmal. Ich bin mir sicher, dass sich beide so grauenvoll fühlten, wie sie aussahen. Ich bot Alex eine Zigarette an und pustete ihm den Rauch von meiner leicht ins Gesicht. Er übergab sich beinahe nochmal. Ich konnte sehen, dass Rick sich innerlich kaputt lachte und auch ich musste mich zusammenreißen.
Wir bildeten uns nicht ein, dass die Jungs nie wieder Alkohol tranken, aber so etwas, wie an diesem Abend, passierte nie wieder.
Als wir vor dem Haus der Goodwins parkten, sprangen Alex, David und Rick regelrecht aus dem Auto. Justin bummelte ein bisschen und blieb bei mir.
»Ich habe keine Badehose«, flüsterte er mir zu, als wir in den Garten gingen.
Ich war gerührt, dass unser großer, schwuler Stricher dachte, dass er eine Badehose brauchen würde.
»Kein Problem, Jus. Wir schwimmen sowieso immer nackt«, versicherte ich ihm.
Er grinste erleichtert.
Wir schwammen eine Weile zu fünft, Rick, David und Alex wechselten sich regelmäßig auf dem Sprungbrett ab. Justin entging natürlich nichts davon und er machte regelmäßig große Augen. Nach einer Weile fragte ich Rick, ob er mir draußen Gesellschaft leisten würde. Er stimmte zu und wir stiegen aus dem Pool. Wir setzten uns auf die Terrasse und sahen den Jungs ein paar Minuten schweigend zu.
»Er ist ein interessanter Junge, oder?«, fragte Rick irgendwann.
»Du kennst nicht einmal die Hälfte davon«, sagte ich und erzählte ihm von meinem Gespräch mit Justin, als er badete.
»Was passiert jetzt mit ihm?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Was sollte deiner Meinung nach mit ihm passieren?«
Rick dachte einen Moment darüber nach, dann sah er mich
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