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Beachrats

Beachrats

Titel: Beachrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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Jus?«
    Justin antwortete immer noch nicht.
    »Okay, Jus?«, fragte Rick noch einmal.
    »Wie auch immer.«
    Ich wollte ihm für diese respektlose Antwort am liebsten den Hals umdrehen. Ich begann, etwas zu sagen, aber Rick legte seine Hand auf meinem Arm. Ich sah ihn an und er zog die Augenbrauen hoch, um mir zu sagen, dass ich mich abregen sollte. Also hielt ich meine Klappe.
    »Justin, ich weiß, dass du kein Geld hast«, sagte Rick, zog seine Brieftasche aus der Tasche und legte einen Zwanziger auf den Tisch. »Du wirst ein paar Zigaretten brauchen. Außerdem brauchst du etwas Geld fürs Mittagessen und ungefähr eine Tonne Sonnencreme für deinen weißen Arsch.« Er grinste. »Bis später, Jungs.«
    Ich küsste ihn zum Abschied, dann war Rick auch schon verschwunden.
    »Scheiße, wir kommen schon an Justins erstem Tag zu spät«, sagte David. »Lasst uns gehen.«
    Einen Augenblick später ließen sie mich mit dem dreckigen Geschirr alleine in der Küche zurück. Ich schenkte mir noch eine Tasse Kaffee ein und zündete mir eine Zigarette an. Mir gingen so viele Gedanken auf einmal durch den Kopf. Ich dachte an das, worüber Rick und ich am Abend zuvor am Pool gesprochen hatten. Ich dachte darüber nach, was für wundervolle Jungs David und Alex waren und wie leicht es einem fiel, die beiden zu lieben. Ihnen gegenüber hatte ich nie eine solche Wut und Animosität empfunden, wie ich sie Justin gegenüber empfand, als er ›wie auch immer‹ sagte.

Kapitel 5: Kevin
    Ich kam eine Stunde zu spät zur Arbeit, aber niemand schien es zu bemerken. Alle wussten, dass ich oft bis 23 Uhr oder Mitternacht arbeitete, wenn es sein musste. Auch mein Chef wusste, dass ich kein Faulpelz war. Deshalb machte ich mir keine Gedanken und hatte auch kein schlechtes Gewissen. Jeff, mein Assistent, den ich mir mit dem Rest des Teams teilte, war auch noch nicht da. Als ich am Vortag mit ihm sprach, um mich abzumelden, erzählte er mir, dass seine Frau einen Arzttermin hatte und dass sie wahrscheinlich zum ersten Mal den Herzschlag ihres Babys hören würden.
    Ich holte mir eine Tasse Kaffee und setzte mich an meinen Schreibtisch. Als erstes rief ich meinen Bruder an.
    »Was zum Teufel willst du?«, begrüßte er mich, anstatt hallo zu sagen.
    »Ich wollte meinen besten Freund anrufen, einen Kerl namens William Miller. Hast du ihn zufällig heute schon gesehen?«
    »Was ist los, Kevin? Du klingst, als ob du in Schwierigkeiten steckst. Was ist passiert? Ist mit Rick alles in Ordnung? Ist etwas mit den Kids?«
    Er plapperte und gab mir keine Gelegenheit, auf die einzelnen Fragen zu antworten.
    »Allen geht es gut«, warf ich ein, als er eine Pause machte, um Luft zu holen. »Aber ich brauche einen Rat.«
    »Kevin, es tut mir leid, dass ich die Unterhaltung auf diese Weise begonnen habe. Ich dachte, du rufst nur an, um mich mit irgendetwas aufzuziehen.«
    »Ich weiß, Will. Ich bin auch nicht angepisst, das weißt du.«
    »Ich weiß, aber deine Stimme -«
    »Rick und ich wissen nicht so recht, was wir machen sollen. Ich brauche einen juristischen Rat.«
    »Was zum Henker ist los?«, fragte er ernst.
    Ich erzählte ihm, wie die Jungs Justin gefunden hatten, wie wir ihn befreit und mit nach Hause genommen hatten. Auch meine Unterhaltung mit Justin ließ ich nicht aus. Ich versuchte mich an jedes kleine Detail zu erinnern und nichts auszulassen.
    »Dieser Junge ist kein David oder Alex, nicht wahr?«
    »Dieser Junge ist nicht mal eines ihrer Schamhaare am Grunde eines Pissbeckens wert.«
    Einen Moment herrschte Stille, dann lachte er so laut, dass mir das Ohr weh tat.
    »Kleiner Bruder, wenn es einen Nobelpreis für Metaphern gäbe, dann wäre das der Gewinner.« Er holte tief Luft. »Also, du hältst nicht viel von ihm. Wie ist sein Name?«
    Das war ein Detail, das ich tatsächlich vergessen hatte zu erwähnen.
    »Er heißt Justin.«
    »Hat Justin diese großen, abscheulichen Tattoos überall auf dem Körper verteilt?«
    Er spielte mit mir, das war mir klar.
    »Keine Tattoos«, antwortete ich. »Aber er hat die Nippel mit golden Ringen gepierct.«
    »Oh, mein Gott! Ich bekomme eine Erektion!«
    »Halt die Fresse und sag mir, was ich machen soll, du Arschloch.«
    »Leck sie, Bruder. Lecke diese Nippel.«
    »Okay, das reicht. Ich lege jetzt auf und rufe Cherie an. Ich brauche dringend einen juristischen Rat, was ich mit diesem traumatisierten und unzählige Male missbrauchten 16-jährigen Jungen machen soll, der zur Zeit in meinem Haus wohnt.

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