Beachrats
Also rufe ich jetzt deine Frau an. Bye.«
»Hey!«, schrie Will in das Telefon. »Leg nicht auf! Ruf sie nicht an, ich kann dir helfen.«
»Ich weiß, dass du das kannst, Will. Deswegen habe ich dich angerufen. Aber wirst du mir auch helfen?«
»Ich habe nur Scherze gemacht, Kevin. Das weißt du. Bitte sei nicht sauer auf mich.«
»Ich weiß, dass du nur Spaß gemacht hast und in 99,9 Prozent der Fälle liebe ich es, so einen Scheiß mit dir zu machen. Aber das ist wirklich ernst.«
Eine lange Zeit herrschte Stille und ich konnte hören, wie er einige Male tief Luft holte, um nicht loszuheulen.
»Ich weiß, dass es ernst ist. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so kindisch verhalten habe.«
Er machte eine Pause, aber ich sagte nichts.
»Folgendes solltest du tun: ihr wollt die Polizei nicht involvieren und dafür gibt es auch keinen Grund. Aber du musst dich mit den Leuten vom Jugendamt in Verbindung setzten. Ich habe keine Ahnung, wie sie in Florida heißen, aber hier in Louisiana nennen sie sich Child Protective Services . Es kann bei euch anders heißen, aber schaue nach etwas, das so ähnlich klingt. Rufe dort an und bitte darum, einen Vorgesetzten zu sprechen. Mit den normalen Mitarbeitern zu reden bringt nichts. Die sind überarbeitet und unterbezahlt. Rede mit einem der Bosse. Erzähle ihm oder ihr, was du mir erzählt hast. Und ruf mich zurück, nachdem du mit ihnen gesprochen hast, okay?«
»Okay, das mache ich. Danke.«
»Bist du sauer auf mich?«, fragte er. »Bitte sei nicht sauer auf mich, Mann.«
»Ja, ich war sauer auf dich«, antwortete ich. »Du hast mich ziemlich angepisst.«
»Bist du immer noch sauer?«, fragte er in einer bemitleidenswerten Stimme. »Ich möchte nicht, dass du sauer auf mich bist.«
An seiner Stimme konnte ich erkennen, dass er den Tränen nahe war, wenn er nicht bereits weinte.
»Wie kann ich auf meinen besten Freund und großen Bruder lange sauer sein?«
»Du bist auch mein bester Freund, Kevin. Ich liebe dich, Mann.«
»Das weiß ich und ich liebe dich auch. Lass uns die Unterhaltung einfach vergessen. Abgesehen von den guten Sachen, die du gerade gesagt hast, okay?«
»Okay, aber ich werde nicht vergessen können, dass dieser Junge nicht eines von Alex‘ oder Davids Schamhaaren am Grunde eines Pissbeckens wert ist. Das war verdammte Poesie.«
»Geh arbeiten«, lachte ich. »Bye, Will.«
»Bis dann.«
Wir legten auf und ich machte mich online auf die Suche. Ich fand das Department of Children & Family Services , aber darunter gab es noch eine Menge Unterkategorien. Ich sah eine Hotline für Kindesmissbrauch, entschied dann aber, dass es nicht das war, wonach ich suchte. Dann entdeckte ich einen Eintrag für Pflegekinder und Adoptionen. Ich versuchte mein Glück und wählte die Nummer. Natürlich bekam ich nicht sofort einen Menschen an den Apparat, sondern ein elektronisches Auswahlsystem. Beim ersten Durchlauf konnte ich mich nicht entscheiden, also hörte ich mir die Auswahl ein zweites Mal an. Am Ende entschied ich mich für die Nummer 4: Pflegeunterbringung.
»Was?«, meldete sich eine genervte männliche Stimme nach dem dritten Klingeln.
Ich stellte mich kurz vor und erkundigte mich, ob ich wirklich dort gelandet war, wo ich hin wollte.
»Ja, tut mir leid. Meine Sekretärin ist scheinbar nicht an ihrem Platz. Sind Sie ein Pflegevater?«
»Nein, das bin ich nicht. Jedenfalls nicht offiziell. Können Sie mir bei einem Problem mit einem Kind helfen?«
»Sie wollen wahrscheinlich den Schulbezirk. Die Nummer lautet -«
»Nein, das Kind geht nicht zur Schule«, unterbrach ich ihn.
»Wegen Schulschwänzern können Sie -«
»Es ist mitten im Sommer, Mann«, würgte ich ihn wieder ab. »Da ist niemand in der Schule.«
»Oh, stimmt. Sagen Sie mir doch einfach, was Sie für ein Problem haben. Dann kann ich Ihnen vielleicht den richtigen Ansprechpartner nennen.«
Ich erzählte ihm Justins Geschichte und ich verschwieg ihm auch nicht, wie Rick ihn aus seinen Fesseln befreien musste.
»Wo sind Sie im Moment?«
»Bei der Arbeit«, antwortete ich und nannte ihm den Namen des Hotels, für das ich arbeitete.
»Wow, ein hohes Tier also.«
»Ich bin kein hohes Tier«, sagte ich genervt. »Ich arbeite nur hier. Was passiert als nächstes?«
»Ich komme zu Ihnen, wenn das okay ist.«
»Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde hier sein.«
»Okay, ich bin in 30 Minuten bei Ihnen.«
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, rief ich Rick an.
»Kannst du zu
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