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Beachrats

Beachrats

Titel: Beachrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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darin schlafen.«
    »Er hat da nichts dagegen?«
    »Nein, ich denke nicht. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass David und Alex heute hier übernachten wollen, um dich besser kennenzulernen.«
    »Sie sind beste Freunde, oder?«
    »Ja, das sind sie. Sie sind zwei ganz besondere Jungs und wir lieben sie, als wären sie unsere eigenen Kinder.«
    »Das muss nett sein«, sagte Justin trocken und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
    Ich fragte mich, ob überhaupt schon einmal jemand Justin wirklich geliebt hatte. Ich empfand plötzlich ein tiefes Mitgefühl für diesen Jungen. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, wie ich es mit David und Alex so oft getan hatte, aber ich tat es nicht. Hauptsächlich aus Angst, dass Justin denken könnte, dass ich mich an ihn heran machen wollte. Das war der allerletzte Eindruck, den ich ihm vermitteln wollte.
    »Ich würde mich gerne umziehen und ich glaube, du könntest eine Dusche vertragen. Ich glaube, es würde noch mehr Sinn machen, wenn wir dich eine Weile in der Wanne einweichen lassen.«
    »Ich stinke ziemlich, oder?«, fragte Justin schüchtern.
    »Sagen wir einfach, du riechst ein bisschen streng, okay? Ich glaube, du könntest dich dann auch mal wieder rasieren, Jus.«
    »Okay, Kev.«
    Ich war mir nicht sicher, ob er vielleicht beleidigt sein könnte, weil ich eine Kurzform seines Namens verwenden hatte. Also fragte ich nach.
    »Hat es dich gestört, dass ich dich Jus genannt habe?«
    »Die Zahl der Menschen, die mich in der vergangenen Woche überhaupt mit meinem Namen angesprochen haben, kann ich an einer Hand abzählen. Dass du mich Jus genannt hast, hat mir gefallen. Ganz ehrlich. Es kam mir vor, als wolltest du mir damit sagen, dass du mein Freund sein möchtest. Ich hatte noch nie einen Freund, weißt du? Nicht einen einzigen.«
    Ich lächelte ihn an und bekam wieder einen kleinen Blick hinter die Fassade, hinter der sich wirklich nur ein Junge versteckte.
    »Sieh zu, dass du deinen dreckigen, dürren Hintern in die Wanne kriegst«, sagte ich.
    »Bleibst du bei mir und redest mit mir? Ich habe irgendwie wirklich Angst.«
    »Ja, ich bleibe bei dir und rede mit dir«, antwortete ich.
    Dieses Mal tat ich es: ich umarmte ihn. In meinen Armen wurde er plötzlich irgendwie schlapp. Als wüsste er nicht genau, was er tun sollte.
    Ich ließ ihn los und füllte die Badewanne mit Wasser. Justin zog sich in der Zwischenzeit aus. Noch während sich die Wanne füllte, kletterte er hinein. Ich bat ihn, sich überall nass zu machen. In wenigen Minuten verfärbte sich das Wasser fast schwarz. Nach einer Weile kletterte er aus der Wanne und ich ließ das Wasser ab. Dann füllte ich sie noch einmal.
    »Hattest du schon einmal ein Schaumbad?«, fragte ich ihn.
    »Der Trailer, in dem ich gelebt habe, hatte nur eine Dusche.«
    »Ich glaube, das wird dir gefallen«, sagte ich und durchsuchte den Badezimmerschrank.
    Ich hatte im Jahr zuvor von jemanden auf Arbeit eine Flasche davon bekommen. Es dauerte einen Moment, bis ich sie fand. Die Flasche war noch immer verpackt. Ich schüttete ein Drittel davon ins Wasser und ziemlich schnell bildeten sich Blasen auf der Wasseroberfläche. Ich bat Justin, wieder in die Wanne zu steigen.
    Er kletterte vorsichtig in die Wanne hinein, fast als hätte er Angst, die Blasen kaputt zu machen. Justin lachte erfreut, so wie ich es getan hatte, wenn ich als Achtjähriger ein Bad nehmen sollte. Er war vielleicht ein Strichjunge, aber in diesem Moment war er einfach nur ein kleines Kind, das fröhlich mit den Blasen spielte.
    »Das ist so cool«, sagte er und zeigte mir zum ersten Mal ein breites Grinsen.
    Ich sah, dass seine Zähne erstaunlich gerade und weiß waren. Ich bat ihn unterzutauchen und er machte es auch. Als er wieder auftauchte, hatte er Schaum auf dem Kopf und im Gesicht, wie man es bei kleinen Kindern in der Schaumbad-Werbung sieht.
    »Warum tust du das hier?«, fragte Justin nach einer Weile. »Du sagst, du willst keinen Sex, also warum bist du so nett zu mir?«
    »Ist noch nie jemand nett zu dir gewesen, nur um etwas nettes zu tun? Einfach nur, weil er dich mag?«
    Er dachte einen Augenblick darüber nach.
    »Nein«, antwortete er schließlich. »Ein paar Männer waren nett zu mir, damit ich ihnen einen blase. Oder damit sie mich ficken können. Aber es war immer, um Sex von mir zu bekommen.«
    »Wie ist es mit Lehrern? Waren die niemals nett zu dir, nur weil sie dich mochten?«
    »Ja, ich schätze schon. Aber ist es nicht das, wofür

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