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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Albträume gehabt. Dass er ausbricht. Dass er mich überallhin verfolgt. Wenn er ausbricht, kann ich nicht mehr allein das Haus verlassen. Bei Dunkelheit schon gar nicht. Und ich meide alle tieferen Gewässer. Er kennt meinen Geruch. Er verbindet mich mit Futter. Und eines schönen Tages kriegt er mich.
    Mein Vater steht jetzt hinter mir, das rieche ich. Er atmet flach, ein scheußlich pfeifendes Keuchen. Was wohl in ihm vorgeht?
    »Und? Besorgst du mir jetzt eine Knarre?«, frage ich und bin erstaunt, als er mir auf die Schulter klopft.
    »Spinnst du? Der Bursche ist ein Vermögen wert.«
    Ich bin todmüde. Ich will nach Hause. Ich will heim, Carol ärgern und sehen, was Robert anstellt. Ich will nicht hier sein, in der Klemme zwischen meinem widerlichen alten Vater und einem mordlustigen Reptil.
    »Ich kann ihn für dich verkaufen, Stephen«, schnauft mein Dad und wippt auf den Fersen. Sein Blick huscht zwischen mir und dem Käfig hin und her. »Wir machen ein Bombengeschäft!«
    »Wer soll ihn kaufen? Ein Tierpark?«
    Wenn er aufgeregt ist, müffelt mein Dad noch schlimmer.
    Er tippt sich an die Nase. »Ich hab Leute an der Hand, die würden sich alle zehn Finger danach lecken.«
    |140| Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer mein Monster haben will. Höchstens ein Lebensmüder. Alter Spinner.
    Mein Dad beugt sich vor, sein Bart kratzt mich am Ohr.
    »Für Schaukämpfe«, raunt er, begleitet von einer Schnapsfahne. »Stell dir vor, er allein gegen eine Meute von zwanzig Pitbulls!«
    Das war genau das Falsche.
    »Hast du das etwa mit Malackie vor?«
    Mein Dad merkt, dass ich nicht begeistert bin.
    »Dann eben gegen einen Grizzlybär.« Er zupft an seinem Bart. Er ist ganz zappelig. »Oder ein Becken mit Piranhas.«
    »Du bist ekelhaft«, sage ich. Warum habe ich ihn hergebracht? Ich war wohl nicht ganz klar im Kopf.
    Mein Vater legt mir die Hand auf die Schulter und führt mich weg. Seinen verstauchten Knöchel hat er anscheinend ganz vergessen.
    »Wir kriegen bestimmt zwanzig Riesen für ihn. Dann machen wir halbe-halbe. Erzähl mir nicht, dass du kein Geld gebrauchen kannst!«
    Ich glaube, das Vieh weiß genau, worüber wir reden, denn es faucht leise.
    »Die können sogar auf Bäume klettern!«, sagt Dad. »Auf Bäume, verdammt noch mal!«
    Es fängt an zu nieseln. Wir sehen einander einfach nur an. Mein schlimmer Zahn fängt an zu rumoren. Ich dachte, er hätte sich beruhigt. Dann höre ich ein Geräusch, bei dem es mir eiskalt den Rücken runterläuft. Erst ist es ganz leise, dann wird es lauter. Ich kenne es aus |141| meinen schlimmsten Albträumen. Ein dumpfes Rums, Rums, Rums, als ob ein harter Panzer gegen ein Eisengitter prallt. Ich drehe mich um.
    Mein Kleiner hat sich auf die oberste Betonstufe gehievt und in eine Stange verbissen. Er wirft sich hin und her, hin und her und schlägt dabei mit dem Schwanz. Seine Schnauze ragt ein ganzes Stück durchs Gitter. Wenn ich wollte, könnte ich ihn anfassen. Noch nie habe ich ihn so weit aus dem Wasser kommen sehen. Ich staune, wie bucklig und schwielig sein Panzer aussieht und wie dunkel er ist, fast schwarz mit grünen Algenflecken und irgendwelchen kleinen Muscheln, die sich drangeheftet haben.
    Die Schweißstellen am Gitter sehen nicht mehr besonders belastbar aus. Wie alt mögen sie sein? Wenn eine Stange durchgerostet ist, wieso nicht auch die anderen? Er wirft sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Gitter, immer wieder. Wie oft hat er sich schon so aufgeführt? Vielleicht jeden Tag? Ob man den Krach vom Weg aus hört? Eher nicht, sonst wäre schon längst jemand nachsehen gekommen.
    »Komm, Dad, wir gehen.«
    Aber mein Vater kann sich nicht losreißen.
    »Sieh dir das an!«, schnauft er. »Was für ein Riesenvieh!«
    Der Flaschenhals ragt ihm aus der Manteltasche. Ich ziehe die Flasche heraus. Auf dem Boden ist höchstens noch ein Fingerbreit braune Flüssigkeit.
    Finest Whisky
steht auf dem Etikett.
    Dad reißt mir die Flasche aus der Hand. Kein Wunder, |142| dass er sich wie ein Bekloppter aufführt. Er ist hackevoll. Jetzt rüttelt er auch noch am Gitter.
    »Komm schon, Kleiner! Komm her und friss mich!«, ruft er.
    »Halt die Klappe!«, sage ich. Ich muss ihn hier wegbringen. Ja, ich habe Schiss. Wenn das Vieh ausbricht, bringt es uns beide um. Hundertprozentig.
    »Lass das, Dad.« Ich ziehe ihn am Ärmel. »Das ist zu gefährlich.«
    Aber er ist schon jenseits von Gut und Böse. Er hat irgendwo seinen Knüppel aufgelesen und jetzt stößt er

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