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Beast

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Titel: Beast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Rucksack. »Wenn du das reinfallen lässt, taucht er auf.«
    Mein Vater wirft mir einen schiefen Blick zu. Er scheint zu überlegen, was in mir vorgeht.
    Aber in mir geht gar nichts vor. Mein Kopf ist ganz leer.
    Ich sehe zu, wie er auf den Käfig klettert und über das Gitterdach tappt.
    Mein Dad ist schon ziemlich alt. Sein Gleichgewichtssinn ist nicht besonders gut. Das kommt vom jahrelangen Saufen. Außerdem ist er nicht besonders helle. Er stellt sich vor, er geht das Haustier seines Sohnes füttern, so wie man einem Hund einen Knochen zuwirft oder einem Wellensittich Körner hinstreut. Irgendwie bin ich auch traurig. Mein Kleiner und ich sind so lange allein klargekommen. Damit ist es jetzt vorbei.
    »Wo ist Malackie?«, frage ich.
    »Bei ’nem Kumpel.«
    Er schlurft über den Gitterrost und fuchtelt mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Die Stangen knarren unter der Last und ich bilde mir ein, dass es im Wasser rauscht. Aber eigentlich hört es sich anders an, eher wie dieses weiße Rauschen. Du weißt schon, das komische Geräusch, wenn der Fernseher nicht richtig eingestellt ist. Ich kann nicht ausmachen, wo es herkommt.
    Mein Vater bückt sich. Er schließt das Vorhängeschloss |136| auf und öffnet die Luke. Als sie nach hinten umklappt, scheppert es laut. Er beugt sich über die Öffnung und späht angestrengt hinein. In seiner Hand baumelt das Hühnchen. Es knarrt, als das Gitter nachgibt.
    »Pass auf!«, rufe ich.
    Mein Dad brüllt irgendwas und das Hühnchen klatscht ins Wasser.

|137| Vierzehn
    Es gibt ja Leute, die halten sich ein Sofakissen vors Gesicht, wenn es gruselig wird. Ich weiß lieber, was Sache ist. Wenn man die Augen zumacht, entkommt man den Außerirdischen garantiert nicht.
    Darum sehe ich hin, als die rostige Stange schließlich nachgibt, mein Dad hinfällt und quer über der offenen Luke zu liegen kommt. Das Wasser tost. Etwas Dunkles schnellt empor und mir dreht sich der Magen um. Ein riesiger Rachen klafft auf. Das Wasser brodelt und ich werde patschnass, als das Untier wieder in die Gischt klatscht.
    Dann höre ich zu meinem Erstaunen einen Aufprall, als mein Dad im Brombeergebüsch landet. Wie hat er das geschafft, der gerissene Hund?
    Ich bin so froh, dass ich kein Wort rausbringe.
    Dad ringt nach Atem und hält sich den Bauch, aber ihm fehlt nichts.
    Ich wage mich ein Schrittchen vor. Das Monster tobt durch seinen Käfig. Bestimmt ist er sauer, dass er danebengeschnappt hat. Ich trete wieder zurück. Er ist noch größer geworden. Die lose Stange ist bis dicht übers Wasser heruntergebogen, im Dach klafft ein großes Loch. Ich betrachte ihn prüfend. Passt er da durch?
    |138| Mein Dad schleppt sich an mir vorbei, lässt sich gegen einen Baum sinken und hockt keuchend da. Man sieht trotz seinem struppigen Bart, dass er leichenblass ist. Weiße Spucke läuft ihm aus dem Mundwinkel und er hat eine Schnittwunde auf der Stirn. Mir macht eher Kopfzerbrechen, wie ich den Käfig reparieren soll. Ob ich mir Erics Schweißgerät über Nacht ausborgen kann? Ob Eric etwas merkt? Dabei weiß ich noch gar nicht, wie man mit so einem Teil umgeht. Aber das kann nicht mehr lange dauern.
    Dad zieht eine Flasche aus der Manteltasche und kippt den Inhalt runter. Hat er womöglich einen Herzanfall? Wär ja kein Wunder; sein Lebensstil ist nicht gerade gesund.
    Ich habe den perversen Drang, in den Käfig zu schauen und nachzusehen, was mein Kleiner treibt. Er ist so still, dass ich fürchte, er führt etwas im Schilde. Ich schleiche mich an, darauf gefasst, sofort wegzulaufen.
    Er treibt an der Oberfläche. Sein gewaltiger Kopf zeigt in meine Richtung. Wir beobachten einander. Unter den Augen ziehen sich zwei helle Wülste über seine Schnauze. Ein paar graue Federn ragen ihm aus dem Maul.
    »Tut mir leid, Kleiner«, flüstere ich. Er hat schwarze Augen mit grauen Schlitzen. Er rührt sich nicht, folgt mir aber mit dem Blick, als ich am Gitter entlanggehe.
    Ich schaue zu der durchgebrochenen Stange und der offenen Luke hoch.
    Dann ist es jetzt wohl so weit, denke ich.
    Bist du schon mal aus einem Albtraum aufgewacht und hast eine ganze Weile nicht begriffen, dass alles nicht |139| wahr ist? Und wenn du irgendwann merkst, dass du in deinem kuscheligen Bett liegst, hast du immer noch so eine Scheißangst, dass du dich nicht zu rühren wagst? Du weißt, dass alles nur Einbildung ist, aber du liegst ganz still, damit das Böse dich übersieht. So geht es mir jetzt. Ich habe schon öfter solche

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