Beastly (German Edition)
man sich an seiner Stelle wohl fühlt, wenn niemand etwas von einem erwartete, niemand etwas von einem wollte? Ich schaute ihm nach, bis er wie der Mond zwischen den beiden Gebäuden verschwand.
Schließlich wankte ich ins Bett.
Als ich meinen Kopf auf das Kissen legte, spürte ich etwas Hartes. Ich ließ meine Hand unter das Kissen gleiten und zog einen Gegenstand heraus. Dann schaltete ich das Licht ein, um etwas zu sehen.
Es war ein Spiegel.
Ich hatte seit meiner Verwandlung nicht mehr in einen Spiegel geschaut, seit dem Tag, an dem ich den in meinem Zimmer zerschlagen hatte. Ich nahm ihn. Es war ein quadratischer Handspiegel mit einem Silberrahmen, derselbe, den Kendra damals in der Schule bei sich gehabt hatte. Ich überlegte, ihn in so viele Scherben wie möglich zu zertrümmern. Schließlich muss man die Feste feiern, wie sie fallen.
Aber dann erhaschte ich darin einen Blick auf mein Gesicht. Es war mein eigenes Gesicht – mein altes Gesicht, dieses blauäugige, perfekte Gesicht, das in meinen Träumen noch immer mir gehörte. Ich hielt den Spiegel ganz nah, mit beiden Händen, als wäre er ein Mädchen, das ich gleich küssen wollte.
Das Spiegelbild verschwamm, und ich erblickte wieder mein Monstergesicht. War ich verrückt geworden? Ich hob den Spiegel in die Höhe.
»Warte!«
Die Stimme kam aus dem Spiegel. Langsam senkte ich ihn wieder.
Wieder war ein anderes Gesicht im Spiegel zu sehen. Kendra, die Hexe.
»Was willst du hier?«
»Zerschlag den Spiegel nicht «, sagte sie. »Er hat Zauberkräfte.«
»Ach ja?«, sagte ich. »Na und?«
»Das ist mein völliger Ernst. Ich beobachte dich nun schon seit einem Monat. Wie ich sehe, hast du gemerkt, dass du aus der Sache nicht mit Dads Geld herauskommst – Dermatologen, Schönheitschirurgen. Dein Dad hat sogar diese Klinik auf Costa Rica angerufen, wo er selbst seinen letzten streng geheimen Eingriff vornehmen ließ. Alle haben dir das Gleiche gesagt: ›Tut uns leid, Junge. Lern damit zu leben. Mach eine Therapie.‹«
»Woher weißt du…«
»Ich habe auch gesehen, wie du dich auf Sloane gestürzt hast.«
»Ich habe mich nicht auf sie gestürzt. Ich habe sie nur geküsst, bevor sie mich gesehen hat.«
»Sie hat dich nicht zurückverwandelt, oder?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich sagte dir doch, dass du die Person lieben musst. Liebst du Sloane?«
Ich antwortete nicht.
»Dachte ich mir. Der Spiegel hat magische Eigenschaften. Wenn du hineinschaust, kannst du jeden sehen, den du möchtest, überall auf der Welt. Du brauchst nur seinen Namen zu denken, vielleicht von einem deiner ehemaligen Freunde …« Ich konnte im Spiegel ihre spöttische Miene sehen, als sie ehemaligen sagte. »Du brauchst nur den Spiegel zu fragen, dann zeigt er dir diese Person, wo auch immer sie sich befindet.«
Ich wollte nicht. Ich wollte nichts von dem tun, was sie sagte. Aber ich konnte nicht widerstehen. Ich dachte an Sloane, und in diesem Augenblick änderte sich auch schon das Bild im Spiegel und Sloanes Wohnung war zu erkennen. Sie sah noch genauso aus wie an dem Abend nach dem Ball. Sloane lag auf dem Sofa und machte mit irgendeinem Typen rum.
»Okay, na und?«, brüllte ich, bevor ich darüber nachdachte, ob Sloane mich hören konnte.
Im Spiegel erschien wieder Kendras Gesicht.
»Kann sie mich hören?«, flüsterte ich.
»Nein, nur ich kann dich hören. Mit allen anderen geht es nur in eine Richtung, wie bei einem Babyfon. Willst du sonst noch jemanden sehen?«
Ich wollte gerade Nein sagen, aber wieder verriet mich mein Unterbewusstsein. Ich dachte an Trey.
Der Spiegel kehrte zu Sloanes Apartment zurück. Es war Trey, der dort bei Sloane war.
Kurze Zeit später fragte Kendra: »Und, was steht jetzt bei dir an? Gehst du zurück auf die Schule?«
»Natürlich nicht. Ich kann nicht als Freak zur Schule gehen. Ich habe mit Dad eine Vereinbarung getroffen.« Ich schaute auf die Uhr. Schon nach zehn, und Dad war noch immer nicht zu Hause. Er mied mich. Die paar Wochen mit den Ärzten waren die längste Zeit, die wir zusammen verbracht hatten, seit…na ja, überhaupt. Aber ich hatte gewusst, dass das nicht von Dauer sein würde. Wir waren zu meinem alten Leben zurückgekehrt, in dem ich Dad nur im Fernsehen gesehen hatte. Als ich noch ein Leben hatte, war mir das egal gewesen. Aber jetzt hatte ich nichts und niemanden mehr.
»Hast du dir Gedanken darüber gemacht, wie du den Fluch brechen möchtest?«
Ich lachte. »Du könntest mich
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