Beastly (German Edition)
die Medizin …«
»Mr. Kingsbury, sie dürfen solche Sachen nicht sagen. Kyle ist kein Monster.«
»Wie würden Sie es dann nennen? Welche Fachbegriffe gibt es dafür?«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Aber ich weiß, dass nur sein physisches Erscheinungsbild betroffen ist, sein Äußeres.« Er legte seine Hand auf meine, was noch niemals jemand getan hatte. »Kyle, ich weiß, das ist schwierig, aber ich bin mir sicher, dass deine Freunde lernen werden, dich so zu akzeptieren, und dass sie nett zu dir sein werden.«
»Auf was für einem Planeten leben Sie eigentlich«, schrie ich ihn an. »Jedenfalls wohl nicht auf der Erde. Ich kenne niemanden, der nett ist, Dr. Endecott. Und so jemanden will ich auch gar nicht kennen. Das klingt so nach Loser. Ich habe hier nicht irgendein kleines Problemchen. Ich sitze nicht im Rollstuhl. Ich bin ein kompletter, totaler Freak.« Ich wandte mich ab, damit sie nicht sahen, wie ich die Fassung verlor.
»Dr. Endecott«, begann mein Vater noch einmal. »Wir haben schon über ein Dutzend Ärzte und Kliniken aufgesucht. Man gelangt an einen Punkt …« Er hielt inne. »Sie wurden uns sehr empfohlen. Wenn es eine Frage des Geldes ist – ich werde jeden Preis zahlen, wenn sie meinem Sohn helfen. Wir sind schließlich keine Kassenpatienten.«
»Das verstehe ich. Mr. Kingsbury«, sagte der Arzt. »Ich wünschte …«
»Machen Sie sich keine Sorgen wegen des Risikos. Ich werde etwas unterschreiben. Ich glaube, Kyle und ich sind uns einig, dass wir eher riskieren…dass wir alles riskieren, wenn Kyle nur nicht so weiterleben muss. Stimmt’s Kyle?«
Ich nickte, obwohl mir bewusst war, was mein Vater da gerade gesagt hatte, nämlich dass er mich, so wie ich aussah, lieber tot sehen würde, als lebendig. »Ja.«
»Tut mir leid, Mr. Kingsbury, aber es ist wirklich weder eine Frage des Geldes noch des Risikos. Es ist einfach so, dass nichts getan werden kann. Ich dachte an eine Übertragung von Haut oder gar an eine Gesichtstransplantation, aber ich habe ein paar Tests durchgeführt…«
»Was?«, unterbrach mein Vater.
»Das war das Allerseltsamste – die Struktur der Haut blieb unverändert, was immer ich damit gemacht habe, fast so, als könnte man sie überhaupt nicht verändern.«
»Das ist Irrsinn. Alles lässt sich verändern.«
»Nein. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Ich weiß nicht, wodurch das verursacht wurde.«
Dad warf mir wieder einen Blick zu. Ich wusste, er wollte nicht, dass ich die Hexe ins Spiel brachte. Er glaubte es ja selbst nicht. Er dachte immer noch, ich hätte irgendeine verrückte Krankheit, die man mit Medizin heilen konnte.
Dr. Endecott sprach weiter. »Zu Forschungszwecken würde ich gern noch weitere Tests durchführen.«
»Wird das meinem Sohn helfen, wieder normal auszusehen?«
»Nein, aber es könnte dazu beitragen, mehr über seinen Zustand zu erfahren.«
»Mein Sohn ist kein Versuchskaninchen«, fauchte Dad.
Der Arzt nickte. »Tut mir leid, Mr. Kingsbury. Das Einzige, was ich Ihnen raten kann, ist, Kyle in psychologische Behandlung zu schicken, damit er, so gut es geht, damit umzugehen lernt.«
Dad schenkte ihm ein schmales Lächeln. »Ja, das werde ich. Ich habe schon nachgeforscht.«
»Gut«, sagte Dr. Endecott und wandte sich an mich. »Kyle, es tut mir sehr leid, dass ich dir nicht helfen kann. Aber du musst verstehen, dass das nicht das Ende der Welt für dich ist – es sei denn, du lässt es zu. Es gibt viele Menschen mit Behinderung, die große Erfolge feiern. Ray Charles war blind und war mit seiner Musik unglaublich erfolgreich. Und Stephen Hawking, der Physiker, ist trotz seiner Erkrankung des motorischen Nervensystems ein Genie.«
»Aber genau da liegt das Problem, Doc. Ich bin kein Genie, sondern ein ganz normaler Typ.«
»Tut mir leid, Kyle.« Dr. Endecott stand auf und tätschelte mir die Schulter, eine Geste, mit der er sowohl Na, na als auch Bitte geht jetzt ausdrückte. Ich hatte verstanden und erhob mich.
Auf dem Heimweg sprachen Dad und ich kaum etwas. Als wir zu Hause ankamen, begleitete mich Dad von der Limousine zum Dienstboteneingang hinten an unserem Gebäude. Ich zog den dunklen Schleier von meinem Gesicht. Es war Juli und ziemlich heiß, und obwohl ich versuchte, meine Gesichtsbehaarung kurz zu halten, wuchs sie beinahe augenblicklich nach. Dad bedeutete mir, hineinzugehen.
»Kommst du nicht mit?«, fragte ich.
»Nein, ich bin spät dran. Ich habe wegen diesem Mist jetzt
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