Beastly (German Edition)
dass einige der Eltern im Eltern-Lehrer-Ausschuss Probleme mit dir hätten.«
Ich lachte, als ich mir das vorstellte. Natürlich kannte ich die Eltern, die sie meinte, ganz genau – nicht dass so jemand verwandt mit mir gewesen wäre – aber es gab Eltern, die zu allen Elternabenden rannten, freiwillig in der Schule mithalfen und sich grundsätzlich über alles beschwerten. Ihnen würde es etwas ausmachen. Ich half ihr dabei, ihre Bücher einzusammeln. »›Ich möchte nicht, dass irgendwelche Monster mit meinem Kind das Klassenzimmer teilen!‹ Das würden sie auf dem Elternabend sagen. ›Ich zahle gutes Geld für diese Schule. Sie können nicht einfach irgendwelches Gesindel aufnehmen.‹«
Sie lachte. »Genau das.« Sie ließ die Bücher auf dem Tisch liegen und ging in Richtung Gewächshaus. Das war zu einem täglichen Ritual geworden. Nach dem Unterricht aßen wir zu Mittag, dann lasen wir und diskutierten anschließend über das, was wir gelesen hatten – Hausaufgaben für Leute, die nie das Haus verließen. Danach gingen wir durch das Gewächshaus, und sie half mir beim Gießen und anderen Arbeiten.
»Wir könnten ab jetzt hier draußen lernen, nun da es kühler ist«, schlug ich vor.
»Das wäre schön.«
»Brauchst du Blumen?« Das fragte ich sie jeden Tag. Wenn die Rosen in ihrem Zimmer verwelkt waren, schnitten wir neue. Das war das einzige Geschenk, das ich ihr machen konnte, das Einzige, was sie von mir annahm. Ich hatte ihr andere Dinge angeboten, aber sie hatte immer abgelehnt.
»Ja, bitte. Wenn du sie nicht vermisst.«
»Ich werde sie vermissen. Aber ich freue mich, wenn ich sie dir schenken kann, Lindy, dass ich jemanden habe, dem ich sie geben kann.«
Sie lächelte. »Das verstehe ich, Adrian.« Wir blieben vor einer weißen Teerose stehen. »Ich weiß, was es bedeutet, einsam zu sein. Ich war mein ganzes Leben lang einsam, bis…« Sie hielt inne.
»Bis was?«, fragte ich.
»Nichts. Ich habe vergessen, was ich sagen wollte.«
Ich lächelte. »Schon gut. Welche Farbe möchtest du dieses Mal? Ich glaube, letztes Mal hattest du Rot, aber die Roten halten nicht lange, oder?«
Sie beugte sich vor und fingerte an einer weißen Rose herum. »Weißt du, ich war damals total verknallt in diesen Typen an meiner Schule.«
»Echt?« Ihre Worte waren wie ein Eispickel, und ich fragte mich, ob es jemand war, den ich kannte. »Wie war er?«
»Perfekt.« Sie lachte. »Der typische Kerl, in den man sich einfach verlieben muss, nehme ich an. Gut aussehend, beliebt. Ich hielt ihn sogar für klug, aber vielleicht wollte ich auch nur, dass er klug ist. Es störte mich, dass ich jemanden nur wegen seines Aussehens mochte. Du weißt ja, wie das ist.«
Ich schaute weg, damit ich meine tierische Hand nicht auf den Rosen sah. Zwischen den Rosen und ihren Erinnerungen an diesen tollen Typen kam ich mir ganz besonders abscheulich vor.
»Aber es ist schon seltsam«, sagte sie. »Die Leute machen so einen Wirbel um das Aussehen, aber nach einer Weile, wenn man jemanden kennt, dann fällt einem das gar nicht mehr auf, nicht wahr? Dann sieht er eben einfach so aus.«
»Findest du?« Ich kam näher und stellte mir vor, wie es wäre, den Umriss ihres Ohres mit meinen Klauen nachzuziehen und ihr Haar zu riechen. »Wie hieß dieser Typ?«
»Kyle. Kyle Kingsbury. Ist das nicht ein unglaublicher Name?«
Sie lachte, als wäre ihr bewusst, wie oberflächlich das klang. »Na ja, das ist nicht alles. Er war so selbstbewusst und unerschrocken und ich überhaupt nicht. Er sagte, was er dachte. Natürlich wusste er nicht, dass es mich überhaupt gab, bis auf das eine Mal…es war bescheuert.«
»Nein. Erzähl es mir.« Aber ich wusste schon, was jetzt kommen würde.
»Ich half bei einem Ball. Ich hasste es, auf Bällen zu helfen. Ich fühlte mich dumm und arm, aber man wurde…dazu angehalten, wenn man ein Stipendium hatte. Jedenfalls war er mit seiner Freundin da – diesem vollkommen niederträchtigen Mädchen namens Sloane Hagen. Ich erinnere mich daran, dass er ihr ein Anstecksträußchen gekauft hatte – eine herrliche weiße Rose.« Sie fummelte an den Rosen vor sich herum. »Sloane bekam einen Tobsuchtsanfall, weil es keine Orchidee war, weil es nicht teuer genug war, nehme ich an. Aber ich erinnere mich daran, dass ich dachte, dass ich für immer glücklich sein würde, wenn ich eine solche Rose von einem Typen wie Kyle Kingsbury geschenkt bekäme. Und gerade als ich das gedacht hatte, kam er zu mir herüber
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