Beastly (German Edition)
glaube, es wird dir dort wirklich gefallen.«
»Muss ich irgendetwas einpacken?«
»Ich habe alles, was du brauchst.«
Will kam, und ich führte Lindy zum Sicherheitseingang unseres Hauses. Ich hielt sie am Handgelenk fest, aber nicht mit Gewalt. Sie war nicht mehr meine Gefangene. Wenn sie davonlaufen wollte, würde ich sie gehen lassen.
Sie lief nicht davon. Ich hoffte von Herzen, dass sie nicht weglief, weil sie nicht wegwollte, aber vielleicht wusste sie einfach nur nicht, dass ich sie nicht festhalten würde. Sie folgte mir zu der wartenden Limousine.
Die Limousine war auf Veranlassung meines Vaters da. Nachdem ich mit Magda gesprochen hatte, hatte ich ihn bei der Arbeit angerufen. Es hatte einige Zeit gedauert, bis ich im Telefonsystem des Studios durchgekommen war, aber schließlich hatte ich die berühmte Stimme gehört, die voll väterlicher Sorge war.
»Kyle, ich bin gleich auf Sendung.« Es war Viertel nach fünf nachmittags.
»Es wird nicht lange dauern. Ich brauche deine Hilfe. Das schuldest du mir.«
»Ich schulde es dir?«
»Du hast richtig gehört. Du hast mich jetzt seit über einem Jahr in Brooklyn eingesperrt, und ich habe mich nicht beklagt. Außerdem bin ich nicht zu Fox Network gegangen und habe denen die Story von Rob Kingsburys monströsem Sohn verkauft. Sieh den Tatsachen ins Auge: Du schuldest es mir.«
»Was willst du, Kyle?«
Ich erklärte es ihm. Als ich fertig war, fragte er. »Soll das heißen, dass ein Mädchen bei dir wohnt?«
»Es ist nicht so, dass zwischen uns etwas läuft.«
»Denk doch an die Verantwortung.«
Weißt du was, Dad, als du mich mit dem Dienstmädchen hier hast sitzen lassen, hast du das Recht, über mich zu bestimmen, verwirkt.
Aber das sagte ich nicht. Immerhin wollte ich etwas von ihm.
»Schon gut, Dad. Ich tue ihr nichts. Ich weiß, du machst dir ebenso große Sorgen wie ich, ob ich je wieder aus diesem Fluch herauskomme.« Ich hatte mir überlegt, was Will jetzt sagen würde. Will war klug. »Deshalb ist es wirklich wichtig, dass du mir hierbei weiterhilfst. Je früher ich aus alldem herauskomme, desto geringer ist das Risiko, dass jemand dahinterkommt.«
Ich stellte es so dar, als ginge es vor allem um ihn, denn das war die Art und Weise, wie er darüber dachte.
»Okay«, sagte er. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Ich muss jetzt auf Sendung.«
Er hatte sich dann tatsächlich um alles gekümmert – den Ort, die Anfahrt, alles, bis auf jemanden, der die Rosen versorgte. Das hatte ich dann erledigt. Jetzt schaute ich Lindy beim Dösen zu, ihr Kopf lag schlaff an meiner Schulter, während das Auto über die Manhattan Bridge fuhr. Ich fühlte mich wie jemand, dem am Rand der Klippe ein Seil zugeworfen wird. Es bestand die Chance, dass es funktionierte, aber wenn nicht, würde ich fallen – und hart landen.
Lindy schlief, aber ich fand keine Ruhe. Ich beobachtete den morgendlichen Verkehr, der auf die schwindenden Lichter der Großstadt zurollte. Es war nicht besonders kalt. Bis zum Mittag würde sich der Schnee in eine matschige Schweinerei verwandelt haben, aber bald würde es kalt werden, Weihnachten rückte näher, und es gab so vieles, worauf man sich freuen konnte. Magda und Will schliefen auf der anderen Seite der Sitzbank. Der Fahrer hatte einen Anfall bekommen, als er Pilot sah.
»Das ist ein Diensthund«, hatte Will erklärt.
»Bedeutet das, dass er nicht auf die Sitze kackt?«
Ich hatte ein Lachen unterdrücken müssen. Ich war wieder einmal als Beduinin verkleidet, aber jetzt, mit der Wand zwischen mir und dem Fahrer, legte ich die Verkleidung ab. Ich strich Lindy über das Haar.
»Sagst du mir jetzt, wohin wir fahren?«, fragte sie, als wir aus dem Holland-Tunnel herauskamen.
Ich fuhr zusammen. »Ich wusste nicht, dass du wach bist.« Ich nahm meine Hand von ihrem Haar.
»Schon okay. Das hat sich schön angefühlt.«
Wusste sie, dass ich sie liebte?
»Hast du je den Sonnenaufgang gesehen?« Ich zeigte nach hinten in Richtung Osten, wo ein paar Strahlen Rot über die Gebäude wanderten.
»Wunderschön«, sagte sie. »Verlassen wir die Stadt?«
»Ja.« Ja, meine Liebe.
»Ich bin noch nie aus der Stadt herausgekommen. Kannst du dir das vorstellen?«
Sie fragte nicht noch einmal, wo wir hinfuhren, sondern rollte sich einfach auf dem Kissen, das ich ihr mitgebracht hatte, zusammen und schlief wieder ein. Ich betrachtete sie im dämmrigen Licht. Allmählich kamen wir immer weiter in den Norden, aber trotzdem würde sie
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