Beastly (German Edition)
und gab sie mir.«
»Ja?« Mir schnürte es die Kehle zu.
Sie nickte. »Ich merkte ihm an, dass das für ihn nichts Besonderes war, aber in meinem ganzen Leben hatte mir noch nie jemand eine Rose geschenkt. Noch nie. Ich verbrachte die ganze Nacht damit, sie anzuschauen. Mir gefiel die Art und Weise, wie ihr Kelch sie wie eine winzige Hand umschloss. Ich stellte sie sogar in eine kleine Flasche, damit sie länger am Leben blieb. Und dann der Duft – ich fuhr mit der U-Bahn nach Hause und roch die ganze Zeit daran. Dann presste ich sie zwischen den Seiten eines Buches, damit ich mich für immer daran erinnern kann.«
»Hast du sie immer noch?«
Sie nickte. »Oben, in einem Buch. Ich habe sie mitgebracht. An jenem Montag wollte ich eigentlich Kyle suchen und mich noch einmal bei ihm bedanken, aber er war nicht in der Schule. Er war übers Wochenende krank geworden und verpasste den Rest des Schuljahres. Danach ging er aufs Internat. Ich habe ihn nie wiedergesehen.«
Sie sah so traurig aus, und ich dachte daran, dass ich sie ausgelacht hätte, wenn sie an jenem Montag zu mir gekommen wäre und sich für die alte, kaputte Rose bedankt hätte. Ich hätte ihr ins Gesicht gelacht. Zum ersten Mal war ich froh darüber, dass ich an dem Montag nicht zur Schule gegangen war. Kendra hatte sie vor mir beschützt.
»Sollen wir jetzt welche pflücken?«, fragte ich.
»Ich liebe die Rosen, die du mir schenkst, Adrian.«
»Wirklich?«
Sie nickte. »Ich hatte nie schöne Sachen. Aber es macht mich traurig, sie verwelken zu sehen. Die gelben Rosen halten am längsten, aber es ist immer noch zu kurz.«
»Deshalb habe ich dieses Gewächshaus gebaut. So habe ich das ganze Jahr etwas von ihnen. Es wird niemals Winter, obwohl wir bald Schnee bekommen werden.«
»Aber ich mag den Winter. Bald ist Weihnachten. Ich sehne mich danach, nach draußen zu gehen und den Schnee anzufassen.«
»Es tut mir leid, Lindy. Ich wünschte, ich könnte dir alles geben, was du willst.«
Und das wünschte ich mir wirklich. Ich hatte mich so bemüht, alles perfekt für sie zu machen, indem ich ihr Rosen brachte und Gedichte vorlas. Der schöne Kyle Kingsbury hätte einfach nur über den Planeten zu spazieren und gut auszusehen brauchen, damit sie ihn liebte. Wenn sie hier mit ihm festsitzen würde, wäre sie glücklich. Aber wenn sie mit mir hier festsaß, dachte sie an ihn. Aber trotzdem wollte ich nicht wieder mein altes Ich werden, selbst wenn ich es gekonnt hätte. Ich wäre wahrscheinlich wie mein Vater geworden, der außer seinem Aussehen und seinem Geld nichts im Leben hatte. Ich wäre unglücklich gewesen und hätte niemals erfahren, warum.
Wenn ich nicht verwandelt worden wäre, hätte ich nie gewusst, was mir fehlte.
Wenigstens wusste ich das jetzt. Selbst wenn ich für immer eine Bestie blieb, ging es mir besser als je zuvor.
Ich zog eine Rosenschere aus meiner Tasche, fand die vollkommenste der weißen Rosen und überreichte sie ihr. Ich wollte ihr alles geben, sogar ihre Freiheit.
Ich liebe dich, dachte ich.
Aber ich sprach es nicht aus. Es war nicht so, dass ich befürchtete, sie würde mich auslachen. Dafür war sie viel zu gütig. Viel mehr Angst hatte ich davor, dass sie es nicht erwidern würde.
»Sie wird mich niemals lieben«, sagte ich später zu Will, als wir in seinem Zimmer waren.
»Warum sagst du das? Es läuft so gut. Wir verbringen eine wunderbare Zeit im Unterricht, und ich spüre, dass die Chemie zwischen euch stimmt.«
»Das liegt daran, dass es Chemieunterricht ist. Aber sie will mich nicht. Sie möchte einen normalen Typen, jemanden, der lange Spaziergänge im Schnee mit ihr machen kann, einen, der das Haus verlassen kann. Ich bin ein Monster. Sie möchte jemand Menschliches.«
Will tätschelte Pilot und flüsterte ihm etwas zu. Der Hund kam zu mir. Will sagte: »Adrian, ich kann dir versichern, dass du menschlicher bist als die meisten anderen Leute. Du hast dich sehr verändert.«
»Aber das ist nicht genug. Ich sehe nicht menschlich aus. Wenn ich nach draußen ginge, würden die Menschen anfangen zu schreien, wenn sie mich sehen. Die meisten Leute achten auf das Aussehen. Das ist die Realität in der Welt.«
»Nicht in meiner Welt.«
Ich streichelte Pilot. »Ich mag Ihre Welt, Will, aber die Bevölkerung dort ist nicht besonders groß. Ich werde sie gehen lassen.«
»Glaubst du denn, dass es das ist, was sie möchte?«
»Ich glaube nicht, dass sie mich je lieben wird und…«
»Was?«
»Wissen
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