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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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ohne dass man dabei irgendeinen Bauerntrampel trifft, der einem in dem kleinen Vorort, in dem ich wohne, nur allzu gern die schwulen Dämonen austreiben will. Ich komme sonntags mit dieser Frisur in die Kirche und kann sehen, wie es meinen Priester in den Fingern juckt, mir die Bibel auf den Kopf zu knallen. Nein, ich bin bereit für Paris, ich sehne mich danach, mich hier voll und ganz ins Leben zu stürzen.«
    »Ja, und hier komme ich ins Spiel«, schaltet sich Alex munter ein. »Zack, es war vorherbestimmt, dass wir uns kennen- lemen sollten, das habe ich gleich gemerkt. Ohne meine Hilfe kommst du in Paris nicht weit; so viel steht fest. Warte mal kurz ...«
    Alex sieht durch die offenen Fenster in das Innere der Bar. »Aha! Ganz ausgezeichnet!«
    »Was?«
    »Zack, Schätzchen«, sagt Alex, drückt ihre Zigarette aus und verflicht ihre samtweichen, schmalen manikürten Finger mit meinen. »Du und ich, wir schließen einen Pakt. Du willst einen Freund; ich will einen Freund. Das ist exakt der Grund, warum wir beide nach Paris gekommen sind, und das ist genau das, was wir hier finden werden.«
    Ohne es zu wollen, strahle ich sie halb benommen an. Bevor ich nach Paris gekommen bin, habe ich nicht mal in meinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt, dass ich mich so schnell mit jemandem wie Alex anfreunden würde. Sie ver- steht's. Sie versteht mich. Ich kneife ihr in die Wange, um zu sehen, ob sie auch wirklich echt ist. Ja, ist sie. Jeder glamouröse Zentimeter von ihr.
    Alex drückt meine Hand und nimmt sie sich dann vom Gesicht. »Und jetzt«, befiehlt sie, »möchte ich, dass du austrinkst und mit mir zu dem Tisch mit den vielen Schwulen da drinnen gehst.«
    Ich schaue hinüber. Sie hat recht. In der Ecke sitzen drei junge Kerle - keiner von ihnen ist vermutlich älter als neunzehn oder zwanzig - und alle strahlen etwas sehr, ähm, Einladendes aus.
    »Was?«, rufe ich erschrocken und versuche, meine Stimme zu dämpfen, aber ohne Erfolg. »Alex, nein!«
    »Doch«, beharrt Alex. »Jetzt oder nie.«
    »Aber was ist mit dir?«, sage ich nervös. »Keiner von denen kommt für dich infrage. Was ist da für dich drin?«
    »Oh.« Alex winkt ab. »Da mach dir mal keine Sorgen. Ich organisiere mir gerade was im Lycee und außerdem - ich will sowieso keinen Franzosen. Meine Mutter hat einen Franzosen geheiratet - du siehst, was es ihr gebracht hat.«
    Natürlich verdünnisiert sich Alex, sobald alles nach Plan läuft! Wieso überrascht mich das nicht? Nach einer halben Stunde, in der die Franzosen sich gar nicht mehr einkriegen, wie süß Alex ist und wie toll ihre Tasche und Schuhe seien, packt sie ihre Siebensachen, bindet sich einen großen klassischen Hermes-Schal um den Hals und wirft den Typen Luftküsschen zu.
    »Zack, ruf mich morgen an, dann sage ich dir, was wir nächstes Wochenende machen. Ich liebe dich über alles.« Alex beugt sich zu mir rüber und balanciert wacklig auf ihren roten Stöckelschuhen, um mich auf die Wange zu küssen.
    »Du kannst mich doch nicht einfach mit ihnen alleine lassen!«, flüstere ich ihr protestierend ins Ohr, aber schon ist sie weg, wankt die Rue Saint Sulpicer entlang, plappert munter in ihr BlackBerry und winkt nach einem Taxi. Wütend wische ich den Lipgloss weg, der mir im Gesicht klebt.
    »Alors, Zack, cjue penses-tu de Paris?«, fragt mich einer der Jungs, ein Rothaariger mit rötlicher Haut, dessen Name, glaube ich, Martin ist. Er blickt mir dabei tief in die Augen, seine Stimme ist heiser.
    »Was ich von Paris halte? Oh, ich liebe Paris«, stammle ich. »Ich finde es hier total toll!«
    »Dann muss ich dich irgendwann ein bisschen herumführen«, sagt Martin und legt mir die Hand aufs Knie. »Heute Abend gehen wir in einen echt geilen Klub Tanzen, wenn du mitkommen magst.« Seine zwei Freunde nicken zustimmend.
    »Oh ja, vielleicht«, sage ich. Kommt es mir nur so vor, oder haben sie hier drin wirklich die Lichter gedimmt?
    Ich wende kurz meinen Blick von Martin ab. Ich sollte in den Klub mitgehen. Ich sollte überhaupt jeden Abend tanzen gehen und Männer kennenlernen. Ich sollte Alex vertrauen. So angelt man sich einen Freund! Aber irgendwie fühlt sich das alles ganz falsch an. Es klingt sogar komisch, wenn ich es nur mir selbst gegenüber zugebe, aber mir wird klar, dass ich noch nie mit Schwulen zusammen war, die ganz offen dazu stehen. Das ist seltsam furchterregend.
    Mit einem verlegenen Lächeln wende ich mich wieder an Martin, um seine Einladung abzulehnen. Es geht
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