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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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mir einfach zu schnell. Außerdem ist es schon spät, und ... ich kenne diese Typen doch gar nicht. Vielleicht, wenn Alex hier wäre, aber nicht so ...
    Plötzlich beugt sich Martin zu mir, als wolle er mich küssen. Mein erster Kuss mit einem Mann! In nur einer Sekunde werde ich einen Mann küssen. In aller Öffentlichkeit. Das ist absolut - unwirklich.
    Martins Freunde sind beide ein wenig vom Tisch abgerückt, damit wir etwas ungestörter sind. Es ist offensichtlich, dass sie denken, die Sache mit ihm und mir sei so gut wie gebongt. Wie ist das alles nur so schnell gegangen?
    »Oh Gott!«, sage ich hastig. Ich spüre, wie mich eine heiße Röte überzieht, von den Haarwurzeln bis hinunter zu den Zehenspitzen. »Ich muss los - gibt eine Sperrzeit bei uns - sorry - danke für die Getränke!« Ich springe auf und höre noch, wie die Weingläser klirren, die ich blindlings umgeworfen habe. Aber ich bleibe nicht stehen, um das Durcheinander aufzuräumen. Wie der Blitz bin ich schon bei der Tür.

5. ALEX Liebe und Lügen in Le Marais
    »Dieser Scherzkeks denkt echt, dass er sich mit der Pariser Metro auskennt, aber er ist total durchgeknallt.« Drew schreit praktisch, als er mit George an unseren Tisch kommt. Beide halten stillos je eine Riesenbierdose aus irgendeinem Supermarkt in der Hand. »Wir waren schon fast an der Porte de Clignancourt, bevor der Kerl gemerkt hat, dass wir in die genau entgegengesetzte Richtung gefahren sind.«
    Wir sitzen am Samstagabend als Grüppchen im charmantesten Gartencafe im Trendviertel Le Marais. Das Cafe ist mit weißen Weihnachtslämpchen geschmückt und ziemlich ruhig, mal abgesehen von dem kleinen Retro-Schallplattenspieler, aus dem Edith Piaf trällert. Die Gäste, Einheimische mit Stil und Niveau, werfen uns sofort genervte Blicke zu, als die Jungs sich Stühle heranziehen.
    Ich hole tief Luft. Seit Zack ja nun nicht mehr infrage kommt, ist George der Mann meiner Wahl, der dieses Jahr mein Freund werden soll. Halb entsetzt, halb lachend, schnappe ich den Jungs die fast leeren Dosen aus der Hand und verstecke sie schnell unter dem Tisch, ehe der Keller sich noch umdreht und sie sieht.
    »Halt die Klappe, du Idiot! Sonst denken die Mädchen noch, dass ich keinen Spaß verstehe, wenn du nicht damit aufhörst«, entgegnet George, ebenfalls viel zu laut, und gibt Drew einen freundschaftlichen Schubs. »Hört gar nicht auf  ihn. Er ist neulich nämlich im Drehkreuz der Metro stecken geblieben. Der Typ in dem kleinen Schalterhäuschen im Bahnhof musste ihm helfen rauszukommen. Das war echt total lustig.«
    George und Drew passen von allen wohl am besten ins Programm: Beide sind klar erkennbar Söhne der Oberschicht New Englands. Sie haben sich schon vor dem Lycee gekannt, sind in den letzten vier Jahren aufs gleiche Internat gegangen. Auch wenn Drew echt ziemlich heiß ist, groß und ein bisschen zottelig mit seinen verstrubbelten blonden Haaren, ist mir George von den beiden doch lieber. George ist adretter und ein bisschen stämmiger als sein Freund, mit einem niedlicheren Gesicht und dem gewissen je ne sais quoi. Er erinnert mich an einen früheren Charmeur aus meiner Schule oder an einen der reichen Jungs in einem alten John-Hughes-Film. Das, was früher ein Popper gewesen wäre, aber mit einem Herz aus Gold. Oder so ähnlich.
    »Es tut mir leid, dass wir so spät dran sind«, sagt George nun etwas ruhiger und schaut mich mit seinen durchdringenden, aufmerksamen Augen direkt an. »Hoffentlich habt ihr nicht gewartet.«
    Er macht mir formvollendet den Hof, dank seiner guten Erziehung. Ich kann das zustimmende Nicken meiner Mutter aus dem fernen New York richtiggehend spüren. »Schon okay«, sage ich, ohne den Blick abwenden zu können.
    Er ist mir gleich am ersten Schultag aufgefallen. Er hat mich gemustert, als ich in Französisch mein Lipgloss aufgetragen habe. Es hat dann aber noch geschlagene drei Wochen gedauert, bevor er mich endlich gefragt hat, was ich am Wochenende vorhabe.
    »So, Al«, sagt George und lehnt sich bequem zurück, seine Augen immer noch nur auf mich gerichtet. »Wie sollen wir an neues Bier rankommen, wo du gerade unsere Dosen weggenommen hast?«
    Mir gefällt es echt total, dass er mich Al nennt. Dass er so schnell einen Spitznamen für mich hat, ist bestimmt ein gutes Zeichen. »Ähm«, sage ich, obwohl ich kaum klar denken kann, aber trotzdem versuche ich, intelligent zu wirken. »Vielleicht einfach beim Kellner bestellen?«
    Normalerweise habe ich ein
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