Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
Vom Netzwerk:
Eingangsstufen vor dem Lycee und haben beide Sport sausen lassen - Alex, weil sie shoppen will, und ich, na ja, weil ich Sport einfach total unnötig finde. Außerdem schreit das Outfit, das ich heute anhabe - dunkle Jeans mit umgeschlagenem Saum, grobe Boots und weißer Blazer über einem marineblauen T-Shirt mit V-Ausschnitt - geradezu danach, zum Trocadero ausgeführt zu werden. Ich möchte gleich nach Unterrichtsschluss zur Grünanlage und Leute beobachten, während ich neben dem großen Brunnen sitze, von dem aus man in ganz Paris die allerbeste Aussicht auf den Eiffelturm hat.
    »Wir haben uns noch gar nie verabredet«, sagt Alex. »Dabei will ich dich schon kennenlemen, seit wir uns das erste Mal am Flughafen begegnet sind. Deine Haare sind echt toll.« Sie zerzaust mein strubbliges, ziemlich langes dunkles Haar. So trage ich es erst seit Kurzem - im Shabby-Chic-Stil.
    »Danke! Ich hole dich ab«, biete ich lachend an. »Du warst immer so umringt, dass ich nicht wusste, ob du überhaupt Zeit für so niederes Gesindel wie unsereins hast.« Ich überlege, Alex zu fragen, ob sie nicht gleich diesen Nachmittag mit mir zum Park gehen will. Aber ich habe den Eindruck,
    dass sie aus unserer gemeinsamen Zeit gern ein Ereignis machen möchte. Und das ist es ja auch. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass ein Mädchen wie Alex einen um ein Date bittet.
    »Für dich habe ich doch immer Zeit«, entgegnet Alex zuckersüß. »Dann bis heute Abend um acht. Und sei pünktlich.«
    Ich bin total happy und muss grinsen, als ich die Avenue Kleber entlanggehe. Dabei verfolge ich meinen Weg sorgfältig auf der Straßenkarte, um mich nicht zu verlaufen. Dass Alex so scharf darauf ist, mit mir Zeit zu verbringen, ist der Beweis, dass meine Suche nach Liebe vielleicht doch kein so großer Kampf wird, wie ich dachte. Auch wenn Alex nicht gerade ... mein Typ ist.
    Die glamouröse Alex lebt im gleichen Arrondissement wie ich, im 15., wie ich an diesem Abend feststelle, als ich sie abholen gehe. Das Gebäude, in dem ihre Gastfamilie wohnt, ist leicht zu finden, und in der Dämmerung sehe ich verschwommen, wie sich Alex in einem hellrosa Seidenkimono über den Balkon im zweiten Stock beugt. Sie hackt mit der einen Hand wütend eine SMS in ihren BlackBerry und raucht mit der anderen eine Zigarette. Ein zorniger Ausdruck verfinstert ihr hübsches Gesicht.
    »Huhuuu!«, rufe ich ihr leise von unten zu. Als Alex mich sieht, hellt sich ihre Miene sofort auf.
    Sie breitet die Hand aus. »Fünf Minuten«, formt sie mit den Lippen in meine Richtung, drückt ihre Zigarette aus und wirft sie über das Geländer. Einen Moment später hüpft Alex auch schon aus der Haustür, mit einem schwarzen Schlauchkleid und roten hochhackigen Schuhen. Ihre Haare werden von einem breiten schwarzen Haarband zurückgehalten und sie trägt ihre kamelfarbene Tote Bag mit dem dicken geflochtenen Griff.
    »Comment ga va?«, frage ich und küsse sie fröhlich auf beide stark gerougten Wangen.
    »Qa va«, seufzt Alex. Sie zündet sich die nächste Zigarette an. »Ich brauche ganz dringend einen Drink«, erklärt sie mir und zieht mich schon die Straße entlang. »Meine Mutter macht mir wegen der lächerlichsten Dinge den totalen Stress - und wegen ihrer SMS habe ich mich heute Abend schon total verkrampft. Sie macht mir die Hölle heiß, dass ich mich dieses Jahr auch ja in der Schule anstrengen soll - und dabei hat das Schuljahr noch nicht mal richtig angefangen.« Alex ist heute Abend ganz offen - sie sprüht geradezu vor Energie.
    In der lebhaften Gegend um das berühmte Odeon Theater am linken Flussufer hemm schnappen wir uns im ersten Lokal, in dem man draußen sitzen kann, einen Tisch. Alex starrt verträumt den süßen Kellner an, bis er rüberkommt und unsere Bestellung aufnimmt. Ich spüre den Drang, mir Alex' Zigarettenrauch aus den Augen zu wedeln, aber ich habe Angst, sie damit zu kränken. Ich trage zwar nur ein schlichtes militärgrünes langärmeliges T-Shirt und lässige, spitz zulaufende Wesc-Jeans, aber ich habe beides so sorgfältig gestärkt und gebügelt, dass ich es grässlich finde, dass sie schon so früh am Abend vom Rauch im Cafe durchdrungen werden.
    Natürlich ist es, wenn man in Paris versucht, den ekelhaften Gestank von Zigarettenrauch aus der Kleidung und den Haaren rauszuhalten, in etwa so, als würde man Johnny Cash sagen, er solle aufhören, die ganze Zeit seine traurigen alten Songs zu singen, oder als würde man meinen Priester
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher