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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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zusammenbrach, war ich wie betäubt, entsetzt und todunglücklich. Ich wollte nicht mehr nach Paris, nicht nach dem, was passiert war.
    Mein Dad erklärte mir alles, nachdem Annabel geflohen war. »Ich hatte nur noch einen kleinen Geheimvorrat und dann wären wir frei gewesen und aus der ganzen Sache raus. Ich wollte die Medikamente doch nicht verkommen lassen. Die Menschen, denen wir sie verkaufen, brauchen sie. Einige von ihnen sterben sogar ohne, andere würden lange Zeit große Schmerzen haben. Warum sollen die Regierung und private Unternehmen so einen stolzen Profit aus einem grundlegenden Menschenrecht schlagen?«
    »Du musst mir das nicht erklären, Dad«, sagte ich, versöhnlicher als meine Schwester. Darum war sie weggerannt: weil meine Eltern die verschreibungspflichtigen Arzneien weiterverkauft hatten, obwohl sie ihr gesagt hatten, dass sie aufhören würden, ehe ich es herausfand.
    »Wir haben den Flug noch gar nicht gebucht«, sagte ich am Morgen vor meiner geplanten Ankunft in Paris zu ihnen. »Ihr braucht mich doch jetzt hier. Ich kann euch nicht allein lassen.«
    »Geh nach Paris«, sagte mein Dad und gab mir einen Umschlag mit Bargeld. »Ich werde dir nie verzeihen, wenn du es nicht tust. Und was immer passiert, geh allen Problemen aus dem Weg.«
    Ich hatte mich vorher nie gewundert, warum mein Dad nie mit einem Scheck bezahlte oder wieso meine Elten keine Kreditkarte hatten. Sie hatten immer Bares dabei und gaben es mir für Schulausflüge, für Bücher und Sonstiges. Auch die Bezahlung für das »Programme Americaine« ließen sie mich mit Western Union machen, in meinem eigenen Namen. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie sie für das Flugticket bezahlen würden. Bevor ich zum JFK-Flughafen in New York kam, war ich überhaupt noch nie auf einem Flughafen gewesen.
    »Ihr auch«, sagte ich und fing an zu weinen.
    Meine Mom brachte mich mit dem Truck zur Greyhound Station, wo ich in den Bus nach New York stieg. Dabei hielt sie die gesamte Zeit im Rückspiegel Ausschau nach Polizisten. Einerseits hätte ich sie am liebsten angeschrien, gleichzeitig wollte ich aber auch still neben ihr sitzen, ihre Hand halten und ihr sagen, dass alles gut würde. Dass auch dies vorübergehen würde.
    »Meine kleinen Mädchen, nun sind sie groß und schon lange aus dem Haus«, flüsterte meine Mom.
    »Das kommt davon«, wollte ich sagen, »wenn ihr unsere Sicherheit und unsere Freiheit aufs Spiel setzt.« Als ich schließlich von Paris aus mit Dave telefonierte, hatten die Polizisten die Haftbefehle bereits ausgestellt. Ich hatte es also gerade noch rechtzeitig aus Vermont rausgeschafft. Und die ganze Zeit ging mir im Kopf herum, was wohl geschehen wäre, welches Elend wir hätten vermeiden können, wenn ich nicht darauf bestanden hätte, dass sie anhalten, damit ich auf die Toilette konnte.
    Voie 8. Mein Zug steht zum Einsteigen bereit.
    Heute Morgen habe ich die freie Wahl zwischen vielen leeren Sitzen. So früh am 25. Dezember sind nicht viele Reisende unterwegs. Ich entscheide mich für einen Fensterplatz.
    Auf meinem Schoß liegt Madame Bovary. Annabel hat dieses Buch geliebt und wollte, dass ich es noch vor Paris lese.
    Ich blättere darin herum. Der Umschlag ist zerknickt und die Seiten fransen an den Rändern bereits aus. Was hat Annabel an diesem Buch nur gefünden?
    Im hinteren Teil, ein ganzes Stück weiter, als ich bis jetzt im Buch gekommen bin, hat Annabel Notizen an den Rand geschrieben. Ich halte mit dem Blättern inne, als ich sehe, dass sie ein Wort umkringelt hat.
    Ich blicke über die Schulter und vergewissere mich, dass mich keiner beobachtet oder sehen kann, was sie markiert hat: Rouen. Ich weiß nicht, wo Rouen liegt, aber ich wiederhole es im Geiste immer und immer wieder. Das wird mich auf Annabels Spur bringen.
    Langsam zuckeln wir aus dem Bahnhof raus und an alten Zügen vorbei, die mit Graffiti bemalt sind. Auf einen Waggon wurden dicke, fette rote Buchstaben gesprüht:
    A LA LIBERTE.

    - ENDE Band 1 - 

Mein Dank gebührt auf ewig den folgenden Menschen, die so viel zu Beautiful Americans beigetragen haben: meiner unglaublichen Agentin, Molly Friedrich, und ihren wunderbaren Mitarbeitern; Lexa Hillyer und Ben Scfirank bei Razor- bill, die beide unglaublich versiert und genial sind; Jane Smiley, Doug Wagner, Julia Dexter und Lindsey Pearlman dafür, dass sie das Buch in einem so frühen Stadium gelesen und mir einfühlsam und sensibel Feedback gegeben haben; Liz Berliant und Kirk Reed,
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