Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
abzusteigen. Das ist irgendwie zu viel für sie. Also bin ich dort nicht mehr gewesen, seit ich noch ein Fötus in ihrem Leib war.
Bei dem Gedanken an meine Mutter verspüre ich einen plötzlichen Stich. Inzwischen hat sie schon vierzehn Mal vergeblich versucht, mich telefonisch zu erreichen. Aber daran werde ich jetzt nicht denken. Nicht heute.
Mithilfe des GPS-Systems auf meinem BlackBerry finde ich genau heraus, wie wir nach Cannes kommen. Ich beuge mich nach vorne, um Zack dann und wann Anweisungen zu geben, aber die meiste Zeit über bin ich friedlich gestimmt und voller Vorfreude.
Ich kann es kaum erwarten, nach Cannes zu kommen. Aus irgendeinem Grund fühlt es sich richtig an.
Meine Vorahnung erweist sich als wahr: Natürlich hat Tuan Nguyen noch immer ein Konto im Grand Palace Hotel! Und im Inneren ist es genauso sagenhaft, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Der Check-in an der Rezeption verläuft genauso problemlos wie der Einlass in die Penthouse-Wohnung in Montauban.
»Das übliche Zimmer, Mademoiselle Ngyuen?«, fragt mich der hübsche Rezeptionist frisch und direkt.
»Oui, bien sûr«, antworte ich und schnippe mit den Fingern in Jays und Zacks Richtung. Ein Hotelpage folgt uns, auf seinem Rollwagen liegen mein Koffer und die Rucksäcke der beiden Jungs.
»Das ist dieselbe Suite, in der meine Mom in dem Sommer gewohnt hat, als sie mit mir schwanger war«, erzähle ich Jay und Zack, als uns der Hotelpage das Zimmer aufschließt. Dabei bin ich gar nicht wirklich sicher, ob das stimmt. Aber es klingt doch gut, oder?
»Das ist ja fantastisch, Alex!«, sagt Zack.
»Ja«, stimmt Jay zu, aber er klingt viel weniger interessiert an all dem Luxus, der uns umgibt. Er schlendert durch die
Zweizimmersuite mit einer voll ausgestatteten Bar und zwei riesigen Bädern, eines davon mit einem großen Whirlpool. Wir haben einen riesigen Balkon, eigentlich eher eine Terrasse, von der aus man auf La Croisette blickt, die Uferpromenade, die am Wasser entlangführt. Als wir ankommen, versinkt die Sonne gerade am Horizont und langsam gehen alle Lichter am Meeresufer an. Es ist wirklich atemberaubend. Ich kann verstehen, warum meine Mutter hier so glücklich war.
Ich verschränke die Arme vor der Brust.
»Zack, kann ich kurz mal allein mit dir sprechen?«, frage ich ihn. »Kommst du mit mir raus auf den Balkon?«
Jay wirft uns einen verwirrten Blick zu, aber ich lächle ihn nur an. Ich mache die breiten Balkontüren auf, die auf unsere private Terrasse führen, und atme den köstlichen Duft des Meeres ein. Tief sauge ich die frische Luft in meine Lungen und atme langsam aus, genieße jedes Molekül der mediterranen Meeresluft. Dann zünde ich mir eine Zigarette an.
Das Gesicht dem Strand zugewandt, stehen Zack und ich eine Weile nur da.
»Zack«, sage ich schließlich. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Was meinst du damit?«, will er wissen.
»Na ja, ich mache mir Sorgen um dich. In letzter Zeit wirkst du so niedergeschlagen. Bist du sauer auf mich?«
Zack seufzt. »Oh, Alex. Ich weiß es nicht mal genau.«
»Also bist du sauer!«, sage ich. Tief in mir drin kenne ich den Grund. Er weiß es. Seit ich Zack kenne, war es immer so, als könnte er meine Gedanken lesen.
»Alex, lass uns das nicht jetzt vertiefen«, sagt Zack. »Wir wissen beide, dass du immer tust, was du willst.«
Hier draußen ist es ziemlich windig und meine Haare flattern mir wild um das Gesicht herum. »Was glaubst du denn, was ich tun will?«, frage ich vorsichtig.
»Jay.« Zack lächelt kläglich. »Wenn du's nicht schon getan hast.« Er spricht leichthin, aber in seinen Augen spiegelt sich echter Schmerz. »War das nicht der Grund, warum ihr zwei euch so lange in den Ruinen rumgetrieben habt? Wie weit bist du bei ihm gekommen? Hast du ihn geküsst? Mit ihm rumgeknutscht? Bist du bei ihm so weit gekommen wie mit George?«
»Nein!«, stoße ich keuchend hervor. »Zack, Jay ist ein guter Freund.« Jay und ich sind in den Ruinen herumspaziert und haben uns inmitten der bröckelnden Steinhaufen verirrt. Ja, natürlich habe ich über einen Annäherungsversuch nachgedacht, doch ich weiß, dass das bei Jay nicht ziehen würde.
Aber wie unerträglich, dass Zack mich so genau kennt! Er starrt auf das wogende Meer, sodass ich sein Gesicht nicht sehen kann.
»Zack, du bist absolut paranoid«, sage ich. »Ich mag Jay doch gar nicht!« Ich lache. »Also, ich mag ihn natürlich schon, aber nicht auf diese Art, ich möchte ihm helfen, aber einfach,
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