Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
Frühstück gemacht habe. Annabel und ich könnten aus der Wohnung ein richtiges Zuhause machen, zumindest für eine kleine Weile, bis wir überlegt haben, was der nächste Schritt wäre.
Ich öffne die knarrende Wohnungstür. Annabel und Marco sind wach. Mehr als wach ... Annabel ist in Marcos großes, bauschiges Hemd gehüllt, das er getragen hat, als ich ihn in den frühen Morgenstunden getroffen habe, und Marco hat noch immer nur seine Boxer-Shorts an. Annabel sitzt auf der Küchenablage und hat die Beine um Marcos Taille geschlungen. Die beiden umarmen sich leidenschaftlich und erhitzt. Marco hat mit seinen behaarten Händen Annabels Hintern gepackt. Als ich reinkomme, lösen sich ihre Lippen voneinander, mit hochrotem Kopf versucht Annabel schnell, das aufgeknöpfte Hemd über ihrer Brust zuzuknöpfen. Marco sieht bei meinem Anblick dagegen hocherfreut aus.
»Joder! Penelope!«, ruft er. »Bonjour! Comment vas-tu?«
»Danke, es geht«, sage ich erstickt. Ich wende den Blick ab, damit ich ihn nicht in seiner kompletten Blöße sehen muss.
»PJ! Ich bin so froh, dass du zurück bist. Wo warst du?« Annabel springt von der Ablage und macht die letzten Hemdknöpfe zu.
»Ich wollte für uns was zu essen machen ... für uns alle.« Ich deute mit einer vagen Handbewegung zu Marco hinüber. »Auch für ihn.«
»Du bist ein Schatz«, entgegnet Annabel. »Marco, ist sie nicht ein Schatz?«
Marco streckt die Hände aus, und noch ehe ich begreifen kann, was er vorhat, weil es einfach zu eklig ist, schlingt er seine schlangenartigen Arme um mich und hält mich in einer engen widerlichen Umarmung fest. »Muchas graçias, Penelope«, flüstert er mir ins Ohr.
»Iih!«, kreische ich. »Was soll das? Fass mich nicht an!«
Sofort macht Marco einen Satz zurück. »Ay Dios mios. Was habe ich denn getan?«
Annabel blickt zwischen uns beiden hin und her. »Marco, warum ziehst du dich nicht an? PJ und ich können schon mal mit dem Kochen anfangen. Vielleicht kannst du ja auch rausgehen und eine Flasche Wein besorgen? Ein schöner trockener Chardonnay wäre jetzt echt toll.«
Marco verzieht sich leise ins Schlafzimmer, um seine Hose anzuziehen. »PJ!«, faucht Annabel. »Marco will dich doch nur kennenlernen.«
»Annabel, ich werde dir jetzt etwas sagen, und das möchte ich danach nicht noch einmal wiederholen müssen.«
Auf Annabels Gesicht spiegelt sich entsetzte Verwirrung. »Was denn?«
»Sorg dafür, dass er mich nie wieder anfasst. Sorg dafür, dass mich nie wieder jemand ohne meine ausdrückliche Erlaubnis anfasst.«
»Oh, Pen«, flüstert Annabel. »Okay. Aber er wollte wirklich nur nett sein.«
»Das ist mir egal. Total egal.«
Marco kommt zurück. »Dürfte ich bitte mein Hemd zurückhaben, Mademoiselle?« Er gibt sich heiter, aber es kommt gezwungen und ein bisschen eingeschüchtert heraus. Ich mache mich daran, die Lebensmittel einzuräumen.
Annabel geht ins Schlafzimmer und kehrt kurz darauf mit einem hochgeschlossenen Kleid wieder, das ungefähr hundert Jahre alt sein muss. Sie gibt Marco sein Hemd zurück und drückt ihm einen Zehn-Euro-Schein in die Hand. »Aber gib nicht alles aus, ja?«, bittet sie ihn.
Marco geht und Annabel verschwindet im Bad, um sich das Gesicht zu waschen. Als sie zurück in die Küche kommt, sehe ich, dass sie sich auch die Haare gekämmt und sie zurückgebunden hat, was ihre wunderschönen Wangenknochen und ihr ebenmäßiges, blasses Gesicht zur Geltung bringt. Ihre Haut ist zart gerötet, und trotz der seltsamen Spannung, die noch immer in der Luft liegt, bleibt mir nicht verborgen, dass sie ziemlich gut gelaunt ist.
»Ich bin total in Marco verliebt«, vertraut sie mir an, als sie nach dem Eierkarton und einer Schüssel greift. Sie schlägt jedes Ei perfekt auf und lässt es zu einem Spritzer Sahne gleiten, ohne dass auch nur ein winziges Stückchen Schale in die Mischung gerät. Mit einem Schneebesen und etwas Salz verquirlt sie alles, bis es schaumig ist, genau wie unsere Mom es immer gemacht hat.
»Das ist doch lächerlich«, sage ich kalt. »Du kennst ihn überhaupt nicht.«
»Ich weiß alles, was ich über ihn wissen muss, um zu wissen, dass ich ihn liebe«, sagt Annabel nachdrücklich. »Und die gestrige Nacht war einfach himmlisch.« Annabel beobachtet kurz, wie ich Lauch schneide, und nimmt mir das Messer aus der Hand. »Nein, das musst du so machen«, weist sie mich an. »Siehst du? So ist es viel einfacher.«
Doch sie gibt mir das Messer nicht zurück,
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