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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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habe, während ich meinem Gefühl nach hart daran gearbeitet habe, meine eigenen Memphis-Wurzeln in Paris zu vergraben. Ich habe mich oft selbst korrigiert, wenn ich plötzlich in die stereotype langsame, etwas dümmlich wirkende Sprechweise verfallen bin. Ich bin verblüfft und auch ein bisschen beeindruckt, dass Pierson hier an diesem Teil seines Selbst festgehalten hat.
    »In deinem Pariser Programm sind alle Yankees, oder, Bruder?«, fragt Pierson mich. »Du hast mir jedenfalls noch nie von irgendwelchen Leuten erzählt, die auch aus dem Süden kommen. Da gibt es Vermont, New York ...«
    »Äh, na ja, und Texanerinnen.«
    »Ach, Texaner zählen nicht. Die sehen sich selbst nur als Texaner und nicht als Amerikaner«, scherzt Bobby. Wir springen aus der U-Bahn und steuern auf ein niedriges Backsteingebäude zu, das eher einer College-Campus-Unterkunft ähnelt als einer Highschool. Überall sieht man Wandtransparente und politische Aufkleber. Aus einem Fenster hängt eine riesige Regenbogenflagge, auf der PACE steht - das italienische Wort für Frieden. Fast, als wäre es ein Willkommensgruß für mich ganz persönlich.
    In Piersons Schlafraum richten wir uns erst mal ein paar Minuten ein, ehe wir rausgehen, um uns etwas zum Mittagessen zu organisieren. Ich verstaue meinen Rucksack unter Piersons Bett. Pierson hat seine Zimmerseite mit großen albernen Plakaten dekoriert. Auf einem steht zum Beispiel: BIER: HILFT HÄSSLICHEN MENSCHEN BEIM FLACHLEGEN. Er hat auch eine Autogrammkarte von Dolly Parton rechts über dem Bett aufgehängt. Dolly ist Piersons Idol.
    Für mich ist das alles schier unglaublich: der Ort, die Plakate, die Wandtransparente und die Flaggen sowie die Tatsache, dass Pierson ein kleines Päckchen mit einer braunen, klumpigen Substanz auspackt und es in eine Glaspfeife stopft.
    »Was ist das?«, frage ich unwillkürlich.
    »Hasch, Bruder«, erklärt mir Bobby. »Ein kleines Stückchen Glück. Viel Spaß!«
    Ich rümpfe die Nase. Als ich merke, dass Hannes die Pfeife auch gleich weiterreicht, geht es mir etwas besser. Unfassbar, dass Pierson Drogen nimmt! Selbst wenn sie hier legal sind. Das würde ich nie tun! Pierson ist in die Welt ausgezogen und ein harter Kerl geworden.
    »Lasst uns was essen gehen«, sagt Bobby und kichert, als sie fertig geraucht haben. Dann brechen wir auf, um Amsterdam zu sehen. Wenn die erste Stunde, die ich nun schon hier bin, aussagekräftig ist, dann ist das hier wirklich eine wilde Stadt.
    »Bereit für ein paar verdammt geile Fressalien?«, fragt Pierson, als wir uns zu einem verspäteten Mittagessen hinsetzen. Er hat uns in ein schummriges Restaurant mit niedrigen Tischen und traditionellen holländischen Holzclogs als Wanddeko geführt. »Es wird dir hier gefallen, versprochen. Es ist so... ganz Alte-Welt-mäßig.«
    Wir ordern alle vier Rindereintopf mit Kartoffeln. Unsere Kellnerin spricht perfektes, fast akzentfreies Englisch und bringt uns eiskalte Krüge mit Amstel-Bier. Eigentlich trinke ich tagsüber ja nicht, aber die anderen Jungs scheinen zu erwarten, dass man zu so einer Mahlzeit ein großes, schaumgekröntes Bier trinkt, und als eins vor mich hingestellt wird, sage ich nicht Nein.
    Das Essen ist einfach und nach so einer langen Anreise genau das Richtige. Pierson und Bobby bombardieren mich mit Fragen über Paris und wollen wissen, warum zum Teufel es so lange gedauert hat, bis ich nach Amsterdam gekommen bin.
    »Warum bist du nicht früher gekommen? Und wieso hast du's dir jetzt doch anders überlegt?«, fragt Pierson zwischen zwei Bissen. »Hat dich Medusa zu guter Letzt vertrieben?«
    Pierson weiß, dass PJ verschwunden ist, aber in unseren SMS bin ich nicht allzu sehr ins Detail gegangen. Wahrscheinlich wäre das jetzt ein guter Zeitpunkt, ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Aber der Gedanke, ellenlange Erklärungen zu liefern, was genau an Alex mich dazu gebracht hat, einfach mit dem Auto zurück nach Paris zu fahren und meine »Notfall«-Visakarte mit einer Hin- und Rückfahrkarte nach Amsterdam zu belasten, kommt mir im Moment doch eher ziemlich öde vor. Lieber relaxe ich hier mit dem kalten Bier und diesen neuen Freunden und genieße es, von Jungs umringt zu sein - noch dazu von schwulen Jungs.
    »Das wollt ihr gar nicht wissen«, antworte ich schlussendlich. »Das Einzige, was ich im Moment sagen kann, ist, dass es meinen Gasteltern schnurzpiepegal ist, wie ich meine Weihnachtsferien verbringe. Und jetzt, wo ich hier bin, bin ich wild

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