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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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hochrangigen Personen durchgedrungen. Anscheinend war M. Marquet für eine Weile verschwunden gewesen. Als er nach Paris zurückkehrte, hatte er eine Verlobte aus Marseille dabei. Und diese Frau reichte mir nun die Hand. Sie drückte mir ihr Beileid aus und bot mir an, mir für meinen Sohn einen Platz im Lycée de Monceau zu sichern. Sie arbeitete bei der Zulassungsstelle. Ich weiß nicht, wie sie das angestellt hat.«
    »Ist sie noch immer dort?«
    »Ja, allerdings. Deshalb hat sie sich auch bereit erklärt, dieses Jahr einen Gastschüler aufzunehmen. Das macht sich natürlich gut in den Augen unseres Ausschusses.«
    »Und jetzt, da M. Marquet gern ein Amt auf Staatsebene bekleiden möchte ...«
    »Ich fand es schon immer seltsam, dass sie keine eigenen Kinder bekommen haben. Vielleicht kann sie keine kriegen; vielleicht wollte sie auch eine Art Ersatztochter für die Wahlkampftour. Die Franzosen sind sehr familienfreundlich und sie haben eine Vorliebe für schöne Frauen.«
    »Nicht PJ«, sage ich, während mir Tränen die Wangen hinunterlaufen.
    Ich hätte für sie da sein müssen. Ich hätte das Ganze aufhalten können. Aber ich war zu beschäftigt mit Thomas, zu beschäftigt mit meiner Tanzerei.
    »Das kann PJ doch nicht passiert sein. Bitte nicht.«
    Mme Rouille weint nun ebenfalls. Wir bleiben mit dem Auto vor dem Proberaum stehen. Drinnen brennt Licht, obwohl anscheinend niemand da ist. Sie lassen oft das Licht an, auch wenn kaum jemand abends trainiert. Aber ich kann nicht reingehen, ich kann jetzt keinen einzigen Augenblick mehr mit einer Drehung oder einem Sprung oder einer Hebung verschwenden.
    »Mme Rouille, was können wir bloß tun? Soll ich die Polizei verständigen? Wie können wir PJ helfen?«
    »Die Polizei? Und was sagen wir ihnen? Die Marquets werden jeden Skandal im Keim ersticken und unser aller Leben ruinieren. Ich möchte ihnen nie mehr gegenübertreten. Und du darfst das auch nicht.« Sie schüttelt den Kopf, noch immer mitgenommen von dem, was sie mir gerade offenbart hat. Sie seufzt. »Es gibt nichts, was ich für deine Freundin tun kann, Olivia. Es ist zu spät.«
    »Nein! Es muss doch etwas geben!« Meine Gedanken sind so wirr, dass ich kaum registriere, was ich tue. Ich denke nicht mehr. Da ist zu viel, worüber man nachdenken müsste. Also handle ich nur noch.
    »Wir müssen nach Hause.« Jeglicher Gedanke ans Tanzen ist vergessen. »Ich muss meine Freunde warnen. Fahren Sie, so schnell Sie können!«
    Die Heimfahrt dauert weniger als halb so lang wie der Hinweg. Die Unfallstelle wurde geräumt. Allerdings liegen noch immer überall Rosen herum, feucht und dreckig vom schmelzenden Schnee auf der Straße.
    »Thomas!«, rufe ich, noch während ich in die Wohnung hochrenne, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Mme Rouille folgt mir dicht auf den Fersen. »Ruf Xavier an! Sag ihm, wir brauchen das Moped - wir müssen noch heute Abend aufbrechen!«

 
LE JOUR DES ROIS
    Dreikönigstag

17 • ZACK
    Schwule auf Tour
    Auf halbem Weg nach Paris blicke ich auf meine Hände am Lenkrad und lache mich halb tot, wie so ein alter Spinner, der gerade der Klapsmühle entflohen ist.
    Ich komme an den Ausfahrten nach Lyon vorbei. Auf den Schildern ist angegeben, wo man für welche Sehenswürdigkeiten, die uns Madame Cuchon im November auf unserer Klassenfahrt gezeigt hat, rausfahren muss. In den mittelalterlichen Straßen liegt auch ein McDonald's verborgen - dort habe ich zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass Alex illoyal sein kann. Ich erinnere mich, wie weh es getan hat, als sie mir erklärte, Jay stünde nicht auf Schwule.
    Ich fahre sehr vorsichtig, rase nicht so schnell, wie ich es vielleicht um vier Uhr morgens in einer kleinen Nebenstraße in Tennessee tun würde. Wenn Pierson jetzt bei mir wäre, würden wir ordentlich Staub aufwirbeln und Johnny Cash laut aufdrehen. Aber ich werde nicht riskieren, dass mich die Polizei anhält - und die einzige Musik, die ich dem Radio des Mietwagens entlocken kann, ist ein fürchterlicher Mix aus Weihnachtsliedern und klassischen Opernarien.
    Alex wird sich ganz schön umschauen, wenn ihr klar wird, dass ich nicht zurückkomme. Und ihr Auto habe ich auch. Sie werden wohl oder übel - huch! - öffentliche Verkehrsmittel nehmen müssen, um nach Paris zurückzukehren. Alex wird ausrasten.
    Und es kommt noch besser: Jay wird sehen, wie seine neue »beste Freundin« einen Nervenzusammenbruch erleidet. Tja, da wird er sich aber freuen!
    Als die Sonne gerade

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