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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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entschlossen, es in vollen Zügen zu genießen.«
    Bobby hebt seinen halb leeren Bierkrug in meine Richtung und wir stoßen alle miteinander an. »Amen, Bruder«, sagt Pierson, und Bobby blickt mich direkt an, als er einen großen Schluck nimmt. »Welkom in Amsterdam.«
    Nach dem Mittagessen, als die Sonne schon wieder langsam untergeht, spazieren wir lange an den Grachten entlang und in den kleinen Gässchen Amsterdams. In der Stadt ist es ziemlich ruhig und überraschenderweise auch gar nicht so kalt wie heute Morgen in Paris, als ich das Mietauto zurückgegeben habe. Die Gebäude, Reihenhäuschen und die eleganten, breiten Firmensitze sind alle recht niedrig gebaut und fast zu schnuckelig, um es überhaupt in Worte zu fassen.
    Hannes, Bobby und Pierson finden sich profimäßig überall zurecht. Auf dem Spaziergang erfahre ich, dass Hannes aus Rotterdam kommt und hier zur Uni geht. Bobby und er haben sich an einem Samstagabend in einem Klub kennengelernt und sich auf Anhieb gut verstanden. Bobby hat Hannes mit nach Hause gebracht, wo Pierson gerade bis spätnachts für einen Test gelernt hat. Hannes und Pierson haben angefangen, sich zu unterhalten, und Bobby hat sich dann schnell zurückgezogen. Der alberne Pierson und der süße, ruhige Hannes waren wie füreinander geschaffen. In jener Nacht verabschiedete sich Hannes mit einer schnellen Umarmung beider Jungs und mit Piersons Handynummer in der Tasche.
    »Das ist der Rotlichtbezirk«, erklärt Pierson, und als ich aufblicke, sehe ich eine Reihe Fenster. Jedes ist beleuchtet, und man sieht darin eine Frau oder einen Mann oder eine Mischung aus beidem, die man unverhohlen begaffen kann.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sage ich, aber mehr zu mir selbst als zu den anderen. Unwillkürlich muss ich die Prostituierten anstarren, von denen keine besonders schön aussieht oder auch nur so, als ob sie großes Interesse an potenziellen Kunden hätte. Eine Frau im ersten Stock des Hauses direkt vor uns begegnet meinem Blick, jedoch ohne zu lächeln.
    »Verrückt, was?« Pierson kichert.
    Hannes rollt liebevoll mit den Augen.
    »Pierson kann gar nicht genug vom Rotlichtbezirk bekommen«, sagt Hannes betont.
    »Nein«, japse ich. »Du gehst hierher? Um ihre Dienste in Anspruch zu nehmen?«
    Sofort kichern Bobby und Pierson laut los. »Nein, Dummchen!«, sagt Pierson prustend. »Denkst du wirklich so schlecht von mir?« Er schlingt einen Arm um Hannes' breite Schultern. »Und außerdem, glaubst du, ich hätte es nötig?« Hannes küsst Pierson auf die Wange.
    »Aber warum dann?«, frage ich und werfe noch einen Blick zu der Frau, die mich weiterhin beobachtet. Ich stehe nicht zur Verfügung, Schätzchen, möchte ich ihr am liebsten zurufen. Du verschwendest nur deine Zeit, wenn du versuchst, mich zu verführen.
    »Weil es hier so anders ist.« Pierson zuckt mit den Schultern. »Weil das hier nicht Tennessee ist, und es ist toll, daran immer wieder erinnert zu werden. So oft wie möglich.«
    Bobby grinst. »Manche Leute lieben eben ihre Heimat über alles, Pierson den Rotlichtbezirk. Der den Menschen Trost spendet.«
    »Wie gruselig.« Als wir weitergehen, zurück in Richtung des Studentenwohnheims, hebt die Frau im Fenster den Rock, und ich bemerke, dass ihre Beine sehr haarig sind ... Sie ist ein Er.
    Am darauffolgenden Morgen haben Pierson und Bobby eine überraschend blöde Aktion vor: eine Fahrradtour durch Amsterdam. Ich sperre mich total gegen den Vorschlag. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wie man Fahrrad fährt.
    »Geben die einem dort auch Helme?«, frage ich.
    »Klappe, Zimperliese«, antwortet Pierson. »Bobby und ich warten schon lange darauf, dass uns mal jemand besucht und wir endlich eine Fahrradtour machen können. Das ist so amsterdammäßig.«
    Das stimmt allerdings. Die kleine Grachten-Stadt ist rappelvoll mit Fahrradfahrern - alle Radler sind blond und robust und muskulös - auf teuer aussehenden Cruiser-Bikes. Skeptisch folge ich Bobby und Pierson zum Tourladen in der Centraal Station. In ungefähr zehn Minuten startet die nächste Tour.
    »Ich schreib nur schnell Hannes eine SMS, um sicherzugehen, dass er es rechtzeitig herschafft«, sagt Pierson und entschuldigt sich. Bobby und ich warten am Helmregal und versuchen, Helme zu finden, die nicht noch verschwitzt von der Sonnenaufgangstour am Morgen sind. Als Pierson zurückkommt, lächelt er. »Hannes ist schon unterwegs.«
    »Halleluja«, sage ich. Nachdem wir gestern Abend im Zentrum Amsterdams

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