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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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durchgefahren ist und den halben Tag im Zug neben drei älteren Damen zugebracht hat, die kein einziges gutes Haar an der Welt gelassen haben: Stundenlang haben sie gejammert und geklagt. Aber hey - nun bin ich ja angekommen!
    Pierson dagegen sieht so heiß aus, als würde seine Berührung einen verbrennen! »Verdammt, Junge!«, sage ich. »Amsterdam tut dir augenscheinlich gut!« Er hat ein Pfund von seinem Babyspeck verloren, den er schon sein ganzes Leben mit sich rumgetragen hat, und dazu kommt noch sein neuer, moderner Look - er hat sich wirklich gemausert, würde ich mal sagen!
    »Danke sehr. Mir geht's auch echt gut hier.« Pierson deutet mit einer Handbewegung auf den größten, blondesten Mann, den ich in meinen gesamten siebzehn Jahren bisher gesehen habe. »Das, mein Lieber, ist Hannes. Macht euch miteinander bekannt, Jungs.«
    Ich beuge mich vor, um Hannes' große Hand zu schütteln. »Ähm, hi«, sage ich und blicke zu ihm hoch. Er muss über zwei Meter groß sein. »Toll, dich endlich mal persönlich kennenzulernen. Ich habe schon ein Foto von dir gesehen.«
    »Hallo«, entgegnet Hannes - ich nehme an, das ist Holländisch. »Welkom in Amsterdam.«
    »Ach, Hannes, red englisch!«, bittet Pierson. »Sonst versteht Zack doch kein Wort.« Er tätschelt Hannes die Wange.
    Hallooo? Pierson - das schlaue, neunmalkluge mollige Kind, das ich früher vor allen tyrannischen Prolls, mit denen wir zur Schule gingen, verteidigt und beschützt habe - geht ja ziemlich ungezwungen mit seinem neuen Freund um. Sie scheinen sich bereits ähnlich vertraut zu sein wie Pierson und ich, wenn nicht sogar noch vertrauter, denn schließlich sind sie, na ja, miteinander intim. Als ich mir bildlich vorstelle, wie sie zusammen in irgendeinem Bett aneinandergekuschelt schlafen, nur sie beide, ganz allein, erfüllt mich das mit einer heißen, ziemlich unangenehmen Empfindung - ich schäme mich dafür, dass ich daran überhaupt denke, aber es ist mehr als nur das.
    Natürlich freue ich mich auch für Pierson. Das habe ich mir immer für ihn gewünscht, halte ich mir vor Augen. Er ist ein so toller Mensch und der allerbeste Freund der Welt. Das hat er wirklich verdient.
    Auch wenn dieser - Hannes - so aussieht, als wäre er geradewegs aus einem Superhelden-Filmplakat herausgesprungen - ein Superheld, der die Welt rettet, damit alle kleineren Menschen in Sicherheit sind.
    Pierson geht voran zur Amsterdamer Metro. Offenbar teilt er sich im Studentenwohnheim ein Zimmer mit dem anderen Typen, den er mit zum Bahnhof gebracht hat, einem Amerikaner namens Bobby. Genau wie wir kommt Bobby aus dem Süden der USA, und über ihn hat Pierson anscheinend Hannes kennengelernt - er hat gewissermaßen den Kontakt hergestellt. Ich bekomme schnell heraus, dass er ebenfalls schwul ist. Ob hier jeder schwul ist?
    Piersons Programm unterscheidet sich ein bisschen von meinem im Lycée. Im »Progamme Américain« sind alle Schüler Elftklässler und leben bei Gasteltern in Paris. Piersons Programm ist offen für alle Schüler zwischen 15 und 19, und alle wohnen in einem riesigen Studenten- bzw. Schülerwohnheim, das zur Schule gehört.
    Bobby, der niederländische Eltern hat, ist in dem Programm, um das holländische Abi zu machen und dann hier in den Niederlanden zu studieren. In den USA hat er bereits den Highschool-Abschluss gemacht, wie er uns erzählt, als wir mit der U-Bahn zurück zum Campus fahren.
    Bobby ist in Atlanta aufgewachsen, als Sohn des dortigen niederländischen Generalkonsuls.
    »Und ich hatte noch Glück«, berichtet er uns grinsend. Entweder hat er lange eine Zahnspange getragen oder Gott hat ihm die geradesten Zähne der Welt gegeben. Sein Lächeln ist eine kieferorthopädische Meisterleistung. »Die meisten Kinder von Beamten im Auslandsdienst müssen viel umziehen. Aber mein Dad ist fünfzehn Jahre im selben Job geblieben. Also glaubt keinem, der euch sagt, ich sei kein wahrer
    Südstaatler, nur weil ich einen EU-Pass besitze. Ich habe fast mein ganzes Leben im Süden der USA verbracht. In meinem Blut sind Pfirsichblüten, wisst ihr?«
    »Ein richtiger, waschechter Südstaatler«, bestätigt Pierson. »Das stimmt wirklich.«
    »Schon gut, schon gut!«, sage ich. »Hab verstanden. Ihr müsst es mir nicht beweisen. Ich erkenne einen, wenn ich einen sehe.«
    Wenn überhaupt, dann potenzieren sich Pierson und Bobby sogar noch gegenseitig als Südstaatler. Piersons Akzent ist jedenfalls deutlich ausgeprägter, als ich ihn in Erinnerung

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