Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
denn hier los!?«, ertönt da plötzlich eine scharfe Stimme.
Jay und ich wenden die Köpfe und müssen die Augen zusammenkneifen, um zu sehen, dass jemand in der Tür steht, vom Sonnenlicht wie von einem Heiligenschein umgeben.
20 • OLIVIA
Hinter verschlossenen Türen
»Alex?«, sage ich noch einmal und gehe ein paar Schritte weiter in die große Suite hinein, Thomas dicht hinter mir.
Zwei vertraute Augenpaare, die jedoch in sehr unvertrauter Weise angeordnet sind, blicken mir entgegen. Jay und Alex liegen eng umschlungen im Kingsize-Bett und starren mich entsetzt an.
»Olivia!«, rufen sie wie aus einem Mund. »Was machst du denn hier?«
Vince hätte total rumgedruckst und mir gesagt, ich solle bis zum nächsten Morgen warten, aber nein: Thomas hat meine Entscheidung, überstürzt aufzubrechen, sofort unterstützt.
In seinem riesigen, unbeheizten Atelier in Clichy gab Xavier Thomas und mir seine beiden Motorradhelme und die Vespa-Schlüssel. Dankbar umarmte ich ihn. Seine feste, starke Umarmung war trotz der Umstände sehr tröstlich, und mir wurde zum ersten Mal so richtig bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann, Thomas' wundervolle Freunde kennengelernt zu haben. » Merci , Xavier«, flüsterte ich ihm zu. »Dafür hast du was bei mir gut.« Xavier schüttelte mit einem Lächeln seinen kahler werdenden Kopf.
»Ich kann sehen, wenn jemand seinem Herzen folgen muss«, sagte er zu mir, und so wie er das formulierte, klang es so schlicht und doch so richtig.
»Allez-y«, sagte Thomas, als er die Vespa anließ. »À Cannes!«
Aufgeregt sprang ich hinten drauf. »Allez-y!«, wiederholte ich.
Mit quietschenden Reifen fuhr Thomas aus Paris raus. Der Wind zerrte bitterkalt an meinen Haaren, die hinter meinem Helm herflatterten, und blähte meine Kleider auf. Ich klammerte mich ganz fest an Thomas' Taille und das Adrenalin pulsierte zwischen uns.
Keine Angst, PJ, sagte ich im Stillen. Ich griff in meine Jackentasche und berührte den Rosenkranz, den mir Alex vor ein paar Monaten in der Kathedrale von Lyon geschenkt hatte. Wir retten dich.
Alex hatte mir erzählt, dass sie für ein paar Nächte im Grand Palace Hotel absteigen würden. Wie sich herausstellte, ist das Grand Palace Hotel das größte und prächtigste aller Hotels in Cannes, die direkt am Meer liegen. Mit seinen gläsernen pinkfarbenen und grünen Mosaikkacheln gibt die Art-Nouveau-Architektur gleich zu erkennen, dass das Grand Palace der Ort ist, an dem man in Cannes übernachtet.
»Welches Zimmer haben sie?«, fragte mich Thomas, als wir, nachdem wir die ganze Nacht durchgefahren waren, am frühen Morgen mit den Helmen unter den Armen durch die Drehtüren das Hotel betraten.
»Ich würde mal schätzen, in einer Penthouse-Suite«, antwortete ich ihm. »Das würde Alex zumindest ähnlich sehen. Darunter macht sie es nicht.«
Der Sicherheitsdienst am Empfang war ein bisschen einschüchternd, deshalb folgten wir einfach meiner Vermutung und gingen schnurstracks zu den Aufzügen. Wir drückten den Knopf für das oberste Stockwerk, in dem sich die luxuriösesten Suiten befinden. In dem Flur entdeckte ich vier Türen. Drei sahen ziemlich normal aus, aber vor einer Tür direkt vor dem Aufzug, stand ein Tablett vom Zimmerservice mit den Überresten von Gebäckstücken zusammen mit mehreren leeren Cola-Light-Dosen, bereit zum Abholen.
»Alles klar«, sagte ich. »Das muss Alex sein.« Und wir fanden sie.
Genau in diesem Augenblick beginnt Thomas' Handy zu klingeln und erlöst uns vier damit aus der Schock-Starre.
»Das ist Maman«, flüstert er mir zu. »Ich gehe mal raus, um mit ihr zu sprechen.« Er läuft quer durch den Raum, wobei er es vermeidet, Alex und Jay anzusehen, dann tritt er auf den Balkon hinaus. »Bonjour, Maman!«, höre ich ihn noch sagen.
»Also.« Ich will auf keinen Fall näher herangehen. Ich traue meinen Augen nicht. »Ich, ähm, wollte nicht so hereinplatzen ... aber ich habe etwas erfahren ... etwas ganz Schlimmes ... wegen PJ ...« Ich starre zu Boden. Alex' Kleidung und Schuhe liegen überall verstreut herum.
Jay lässt Alex los und zieht sich schnell ein Sweatshirt an. »Was? Was hast du denn herausgefunden?«
»Mme Rouille hat mir etwas im Vertrauen erzählt, ich mag sie da nicht hintergehen, aber - aber Mme Rouille hat mir gestern Abend etwas absolut Schreckliches anvertraut«, erkläre ich ihnen. »Sie hat geweint und mir gesagt, wir könnten absolut nichts tun, uns seien die Hände gebunden. Ich hatte
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