Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
sonst herkommen?«
»Du hattest aber erst Liebeskummer, nachdem du PJ kennengelernt hast«, halte ich ihm vor Augen. »Das war nicht der Grund, warum du hergekommen bist, sondern das ist erst hier passiert.«
»Oh Mann, klar, da hast du recht. Aber ich hatte durchaus schon vorher so meine problemas. Mit den Ladys.«
»Den Ladys? Plural? Das hätte ich mir ja gleich denken können! Jetzt kommt's raus!«
Jay nickt mit gespieltem übergroßem Selbstbewusstsein. »Yup. Plural.«
»Na, das bezweifle ich aber stark!«, rufe ich, während ich in Wirklichkeit denke, dass alle Mädchen in Fresno, Minneapolis und all den anderen traurigen Orten, an denen er gelebt hat, noch immer ihre gebrochenen Herzen verarzten und das wohl noch eine ganze Zeit lang tun werden.
»Ach was, Mann, ich mach natürlich nur Spaß. Aber da gab es wirklich ein Mädchen - Tanya. Eine Tragödie. Sie war die ganze zehnte Klasse hinter mir her. Ich war Jahrgangssprecher und sie war die stellvertretende Jahrgangssprecherin. Mir kam zu Ohren, dass sie sich hat aufstellen lassen, um mit mir zusammenarbeiten zu können. Die Zehntklässler haben immer den Winterball für unsere Schule organisiert, deshalb mussten wir gleich nach unserer Wahl mit dem Fundraising, der Mottosuche und so weiter anfangen.«
Fasziniert höre ich ihm zu. Auf der Brooklyn Prep gab es zwar auch einige dieser Aktivitäten, zumindest soweit ich weiß, aber seit meine Cousine Emily mich in der achten Klasse in ihre Freundesclique in Manhattan aufgenommen hat, habe ich mich nie wieder um solche Sachen gekümmert.
Jay klickt ein Fotoalbum auf seinem Handydisplay durch und zeigt mir einen Schnappschuss von einer großen Gruppe Schüler, die aufgereiht vor etwas steht, das so aussieht wie ein richtig, richtig großer Hummer-Wagen. Guter Gott, es ist eine Limousine! Wie geschmacklos! Und eines der Mädchen, eine mollige Blondine, die direkt neben Jay steht, trägt ein Diadem.
Ich hoffe natürlich, eines Tages mal selbst zum Abschlussball zu gehen, nur dass der in der Brooklyn Prep Promenade genannt wird, und alle tragen entweder Vintage oder Couture. Aber keine Diademe. Und es gibt auch keine Geländewagen-Limos!
»Sag mir bitte nicht, dass das Tanya ist.« Ich lache. »Die mit dem Diadem.«
»Doch, das ist sie, Mann«, sagt Jay. »In dieser Nacht hat sie mir gesagt, sie wolle meine Prinzessin sein. Ich habe solches Mitleid mit ihr gehabt, dass ich Ja gesagt habe.«
Bei diesen Worten verschlucke ich mich so an meinem Wein, dass er mir halb aus der Nase rausspritzt.
»Ach Quatsch, das hast du nicht gemacht.«
»Ich dachte, es könnte funktionieren, wenn ich mir nur genug Mühe gebe«, erklärt Jay. »Sie war süß -«
»Nicht wirklich«, unterbreche ich ihn.
»- klug und niedlich. Und gut in der Schule. Ich hatte nicht allzu viele Freunde, Mann -«
»Ich dachte, du bist kurz davor zum Jahrgangssprecher gewählt worden!«, unterbreche ich ihn schon wieder.
»Das stimmt ja auch, aber ich habe mich nur aufstellen lassen, weil ich wusste, dass es bei meinen Collegebewerbungen förderlich wäre, mich in der Schule zu engagieren«, erklärt Jay. »Und es hat kaum jemand anders kandidiert!«
»Und da wurden Tanyas Träume wahr!«
»Eine Zeit lang zumindest«, sagt Jay. »Aber es funktioniert eben nicht, wenn einer den anderen zu sehr mag oder nicht genug. Und dann hatte sie noch so eine komische Art zu reden.«
»Oooh neeeiiin,« ahme ich die Art, wie ich Leute aus Minnesota habe sprechen hören, nach. »Etwa so?« Ich kann nicht glauben, dass ich mich so zum Affen mache, aber durch den Wein und unsere ausgelassene Stimmung bin ich etwas alberner als sonst.
»Ganz genau. Zuerst hat es mich gar nicht gestört, aber als wir dann wir über die Schullautsprecher Durchsagen machen mussten, habe ich plötzlich darauf geachtet. Und immer wenn sie so geredet hat und ich ihren Akzent bemerkt habe, bin ich fast durchgedreht!«
»Jay!«, sage ich hysterisch. »Dafür konnte sie doch nichts.«
»Ich weiß. Das ist ja das Schreckliche, Mann. Schließlich habe ich mit ihr Schluss gemacht, und sie so: >Was ist denn falsch gelaufen? Was habe ich gemacht?< Ich konnte ihr natürlich nicht sagen, dass es an ihrem Akzent lag. Also habe ich ihr gesagt, dass ich mich nicht fest binden will, wo ich doch nach Paris ziehe. Sonst wäre es zu schwer für mich, wegzugehen.«
Ich schnaube und wische mir verstohlen eine Träne aus den Augen. »Das ist doch lachhaft. Du bist nach Paris gegangen, um Tanya
Weitere Kostenlose Bücher