Beautiful Disaster: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
ein.
In der Ferne hörte ich Sirenen heulen. Der Rest meines Lebens war nur Zentimeter entfernt, jenseits dieser Scheibe. Ich presste mich an die Mauer und bearbeitete das Glas mit flachen Händen.
» Hilfe !«, schrie ich, während die Flammen immer näher kamen. »Hilft mir denn keiner?!«
»Täubchen?«
Ich vernahm ein schwaches Husten hinter mir und fuhr herum. Travis erschien in dem Durchgang, rußverschmiert.
» Travis! «, brüllte ich. Ich sprang von dem Tisch und rannte auf ihn zu.
Ich warf mich in seine Arme, und er rang hustend nach Luft. »Wo ist Trenton?«, fragte er mit rauer Stimme.
»Er ist den anderen gefolgt!«, stieß ich weinend hervor. »Ich habe versucht, ihn zu überreden, mit mir zu kommen, aber er hat sich geweigert!«
Travis sah sich nach dem Feuer um. Ich hustete, als der Rauch meine Lungen füllte. Er schaute mich an, und in seine Augen stiegen Tränen. »Ich bringe uns hier raus, Täubchen.« In einer schnellen Bewegung drückte er kurz seine Lippen auf meine und kletterte dann auf den Tisch.
Er stieß gegen das Fenster und riss mit zitternden Muskeln an dem Griff.
»Geh zurück, Abby! Ich schlage das Glas ein.«
Ängstlich machte ich nur einen einzigen Schritt von unserem möglichen Fluchtweg weg. Travis hob den Ellbogen, holte mit der Faust aus und rammte sie gegen das Glas. Ich wandte mich ab und schützte mein Gesicht mit blutenden Händen vor den Scherben, die herabfielen.
»Komm her!«, rief er und streckte mir die Hand hin. Die Hitze des Feuers hatte den Raum bereits erfüllt, und ich sprang in die Luft, als er mich in einer einzigen Bewegung hochzog und nach draußen schob.
Ich blieb auf den Knien liegen, während Travis herauskletterte, dann half ich ihm auf die Füße. Von der anderen Seite des Gebäudes hörten wir die Sirenen heulen. Die roten und blauen Lichter der Feuerwehr- und Einsatzwagen tanzten auf den Ziegelmauern der Nachbargebäude.
Wir rannten zu der Menschenmenge, die davorstand, und suchten unter den schmutzigen Gesichtern nach Trenton. Travis brüllte den Namen seines Bruders, wobei seine Stimme von Mal zu Mal hoffnungsloser wurde. Er zog sein Telefon aus der Tasche, in der Hoffnung auf einen verpassten Anruf, aber er knallte es sofort wieder zu.
» Trent! «, rief er gellend und reckte den Hals.
Wer sich gerettet hatte, umarmte sich weinend hinter den Einsatzfahrzeugen. Entsetzt sahen wir zu, wie ein Tanklöschzug seinen Wasserstrahl auf die Fenster richtete und Feuerwehrleute mit Schläuchen ins Gebäude rannten.
Travis fuhr sich mit der Hand über die Stoppeln und schüttelte den Kopf. »Er ist nicht rausgekommen«, flüsterte er. »Er ist nicht mehr rausgekommen, Täubchen.«
Mir verschlug es den Atem, als ich sah, wie die Tränen weiße Streifen auf seinen Wangen hinterließen. Er ließ sich auf die Knie fallen, und ich fiel neben ihn.
»Trent ist schlau, Trav. Er ist rausgekommen. Er muss einen anderen Weg gefunden haben«, beschwor ich ihn.
Travis fiel in meinen Schoß und umklammerte meinen Pulli mit beiden Händen. Ich hielt ihn im Arm, verzweifelt.
Eine Stunde verging. Die Schreie und das Heulen der Überlebenden und Schaulustigen draußen waren einer unheimlichen Stille gewichen. Mit schwindender Hoffnung sahen wir zu, wie die Feuerwehrleute noch zwei Menschen rausbrachten und dann nur noch allein aus dem Gebäude traten. Nachdem sich die Sanitäter um die Leichtverletzten gekümmert und Krankenwagen mit Brandverletzten davongerast waren, warteten wir immer noch. Eine halbe Stunde später begann man damit, die Leichen all derjenigen hinauszutragen, für die jede Hilfe zu spät kam. Es waren so viele. Travis ließ den Haupteingang nicht aus den Augen und rechnete damit, dass man auch seinen Bruder aus der Asche bergen würde.
»Travis?«
Wir drehten uns um und erkannten Adam. Travis stand auf und zog mich mit sich hoch.
»Ich bin froh zu sehen, dass ihr es geschafft habt«, sagte er und musterte uns dann erschrocken. »Wo ist Trent?«
Travis antwortete nicht.
Unsere Blicke richteten sich wieder auf die verkohlte Fassade der Keaton Hall. Ich drückte mein Gesicht an Travis’ Brust und kniff die Augen in der Hoffnung zu, jeden Moment aus diesem Albtraum aufzuwachen.
»Ich muss … Dad anrufen«, flüsterte Travis.
Ich holte tief Luft und hoffte, meine Stimme würde sicherer klingen, als ich mich fühlte. »Vielleicht solltest du damit noch warten, Travis. Wir wissen ja noch nichts.«
Seine Augen blieben auf das Display
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