Beautiful Disaster: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
drehte den Wasserhahn auf und begann, mir den Dreck vom Gesicht zu schrubben. Kurz darauf hörte ich ein Stöhnen vom Boden. Travis regte sich, rieb sich die Augen und streckte sich. Nachdem er neben sich geschaut hatte, zuckte er panisch zusammen.
»Ich bin hier«, sagte ich. »Warum legst du dich nicht ins Bett? Und versuchst ein bisschen zu schlafen?«
»Bist du okay?«, fragte er und rieb sich erneut die Augen.
»Ja, mir geht’s gut. Also, den Umständen entsprechend. Bestimmt werde ich mich besser fühlen, nachdem ich geduscht habe.«
Er stand auf. »Du hast mir gestern den Rang als Irrer abgelaufen, nur damit du es weißt. Keine Ahnung, was dich dazu gebracht hat, aber ich will nicht, dass du das noch mal machst.«
»Damit bin ich mehr oder weniger aufgewachsen, Trav. Keine große Sache.«
Er nahm mein Kinn in seine Hand und wischte mir mit dem Daumen die Reste der Mascara unter den Augen weg. »Für mich war es eine große Sache.«
»Schön, dann werde ich es nicht wieder tun. Zufrieden?«
»Ja. Aber ich muss dir was sagen. Allerdings nur, wenn du versprichst, nicht auszuflippen.«
»O Gott, was habe ich angestellt?«
»Nichts. Aber du musst America anrufen.«
»Wo ist sie denn?«
»In der Morgan Hall. Sie hat sich gestern Nacht mit Shep gestritten.«
Ich beeilte mich mit Duschen und sprang in die Klamotten, die Travis mir aufs Waschbecken gelegt hatte. Als ich aus dem Bad kam, saßen Shepley und Travis im Wohnzimmer.
»Was hast du mit ihr gemacht?«, fragte ich.
Shepley machte ein langes Gesicht. »Sie ist stocksauer auf mich.«
»Was ist passiert?«
»Ich war wütend, weil sie dich ermutigt hat, so viel zu trinken. Ich dachte, wir würden dich am Ende noch ins Krankenhaus bringen müssen. Ein Wort gab das andere, und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass wir uns angeschrien haben. Wir waren beide betrunken, Abby. Aber ich habe ein paar Sachen gesagt, die ich nicht mehr zurücknehmen kann.« Er schüttelte den Kopf und starrte zu Boden.
»Was zum Beispiel?«, fauchte ich wütend.
»Ich habe ihr ein paar Schimpfnamen an den Kopf geworfen, auf die ich nicht stolz bin, und dann habe ich ihr gesagt, sie solle verschwinden.«
»Du hast sie betrunken rausgeworfen? Was bist du denn für ein Idiot?« Ich schnappte mir meine Handtasche.
»Gemach, Täubchen. Er fühlt sich auch so schon schlecht genug«, meinte Travis.
Ich fischte mein Telefon aus der Tasche und wählte Americas Nummer.
»Hallo?«, meldete sie sich. Sie klang schrecklich.
»Ich habe es gerade erfahren«, seufzte ich. »Alles so weit okay mit dir?« Ich ging auf den Flur, um ungestört reden zu können, warf Shepley aber noch einen letzten giftigen Blick zu.
»Mir geht’s gut. Er ist ein Arschloch.« Ihre Worte klangen schroff, aber ich hörte ihrer Stimme an, wie verletzt sie war. America beherrschte die Kunst, ihre Gefühle zu verbergen, geradezu vollendet, und das gelang ihr gegenüber jedem – jedem, außer mir.
»Tut mir leid, dass ich dich nicht begleitet habe.«
»Das hatte doch mit dir nichts zu tun, Abby«, wiegelte sie ab.
»Warum kommst du mich nicht abholen? Dann können wir drüber reden.«
Sie atmete ins Telefon. »Ich weiß nicht. Ich will ihn wirklich nicht sehen.«
»Dann sag ich ihm, dass er drinnen bleiben soll.«
Nach einer langen Pause hörte ich im Hintergrund Schlüssel klirren. »Na schön. Ich bin in einer Minute da.«
Ich ging ins Wohnzimmer zurück und warf mir meine Tasche über die Schulter. Die beiden Jungs sahen mir nach, wie ich die Tür aufmachte, um auf America zu warten, als Shepley plötzlich von der Couch hochfuhr.
»Sie kommt her?«
»Sie will dich aber nicht sehen, Shep. Ich habe ihr gesagt, du würdest drinnen bleiben.«
Er seufzte und ließ sich wieder in die Polster fallen. »Sie hasst mich.«
»Ich werde mit ihr reden. Aber trotzdem solltest du dir schon mal eine grandiose Entschuldigung zurechtlegen.«
Zehn Minuten später hupte draußen ein Auto zweimal, und ich schloss die Tür hinter mir. Als ich den Fuß der Treppe erreicht hatte, stürmte Shepley an mir vorbei auf Americas roten Honda zu und verrenkte sich den Hals, um sie durchs Fenster zu sehen. Ich blieb stehen und sah, wie America ihn ignorierte, indem sie einfach stur geradeaus schaute. Dann ließ sie aber doch ihr Fenster runter, und Shepley schien ihr etwas erklären zu wollen. Gleich darauf begannen sie zu streiten. Ich ging wieder rein, um ihre Privatsphäre zu achten.
»Taube?«, sagte Travis,
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