Beautiful Losers
Grrrrrr!
– Was ist denn da draußen los, Mary?
– Nur die Hunde.
– Hunde? Von Hunden hat mir niemand etwas gesagt.
– Na ja, hier sind halt welche. Jetzt aber rasch! Zieh raus!
– Was denn? Meine Hand?
– Das Päckchen. Das Päckchen mit dem Öltuch.
– Muss das sein?
– Es ist doch von unseren Freunden.
Mit einer fischartigen Bewegung brachte sie ihren Hintern in neue Stellung, die gesamte innere Architektur ihrer empfangenden Fotze verschob sich. Wie die Forelle, die den Angelhaken fester in den Gaumen zieht, gab der glatte, köstliche Vorsprung eines winzigen Wasserspiels das in Öltuch gewickelte Päckchen an meine vier verkrallten Finger ab, die ich nun herauszog. Ihre weiße, bauschige Uniform schützte mich vor neugierigen Blicken, während ich die Nachricht las. Ich lese sie nun laut vor, Mary Voolnd besteht darauf:
PATRIOT LÄNGST VERGANGENER TAGE
ERSTER VÄTERLICHER PRÄSIDENT
DIE REPUBLIK EHRT DEINE VERDIENSTE
MIT IHRER HÖCHSTEN AUSZEICHNUNG
die Flucht findet heute Abend statt
steht dort geschrieben, mit Zaubertinte, die von ihren gleitenden Wassern aktiviert worden ist. Heute Abend.
– Grrrrrrr! Arrrrrrufff!
– Ich habe Angst, Mary.
– Mach dir keine Sorgen.
– Können wir nicht noch ein bisschen bleiben?
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– Siehst du diese hübschen Linien, Mary?
– Für Sex ist es jetzt zu spät, F.
– Aber ich glaube, dass ich hier glücklich werden kann. Ich glaube, es könnte mir gelingen, die Trostlosigkeit zu erlangen, nach der ich mich in meinem Berufsleben so gesehnt habe.
– Das ist ja das Problem, F. Zu einfach.
– Mary, ich will hierbleiben.
– Das wird nicht gehen, F.
– Aber Mary, ich bin kurz vor dem Übertritt. Mein Geist ist beinahe gebrochen, ich habe schon fast alles abgelegt. Ich habe beinahe die Demut erlangt!
– Lass sie wieder gehen. Lass alles gehen!
– Hilfe! Hiiiiiiiilfe! Helft mir!
– Niemand kann deine Schreie hören, F. Komm jetzt mit.
– HIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIILLLLLLLLLLLLLFFFFFE!
– Klick, klick-klick. Bsssssssss. Stotter.
– Was ist das für ein komisches Geräusch, Mary?
– Störungen. Aus dem Radio, F.
– Das Radio! Von dem Radio hast du mir gar nichts gesagt.
– Sei mal still! Ich muss dir etwas sagen.
( KAMERAFAHRT, CLOSE-UP DES RADIOS, DAS ALS SCHRIFT ERSCHEINT )
– Hier spricht das Radio. Guten Abend. Das Radio unterbricht dieses Buch kurz, um die Aufnahme einer historischen Nachricht zu bringen: TERRORISTENFÜHRER AUF DER FLUCHT. Vor wenigen Minuten ist ein noch nicht identifizierter Terroristenführer aus dem Krankenhaus für kriminelle Geisteskranke ausgebrochen. Es wird befürchtet, dass seine Anwesenheit in der Stadt neue revolutionäre Aufwallungen auslösen könnte. Seine Flucht wurde von einer weiblichen Komplizin unterstützt, die über die Belegschaft in das Krankenhaus eingeschleust wurde. Als Ergebnis eines Ablenkungsmanövers wurde sie von routinemäßig eingesetzten Polizeihunden gestellt und schwer verletzt. Sie wird zurzeit operiert, es besteht nur wenig Hoffnung. Man geht davon aus, dass der Verbrecher versuchen wird, mit terroristischen Gruppierungen, die sich in den Wäldern hinter Montréal festgesetzt haben, Kontakt aufzunehmen.
– Geschieht das gerade, Mary?
– Ja, F.
– Grrrrrr! Fletsch! Rarararara! Rrrrff.
– Mary!
– Lauf los, F.! Lauf. Lauf!
– Bau wau! Jaaaaaaulll! Grrrrrr! Rrrrr-aaatsch!
(SABBERNDE POLIZEIHUNDE ZERFETZEN DAS FLEISCH DER MARY VOOLND)
– Dein Körper!
– Lauf! Lauf, F. Lauf für uns alle, für alle A–––––––––s!
(CLOSE-UP DES RADIOS, DAS SICH ALS KINOBILD ZEIGT)
– Hier spricht das Radio. Quieeetsch! Dii hoo! Hier spricht das a ha ha, hier spricht das dii hiii, hier spricht das Radio. Ha ha ha ha h h, o ho ho ho, ha ha ha ha ha ha, das kitzelt, das kitzelt! (TONEFFEKT: ECHOKAMMER) Hier spricht das Radio. Lassen Sie Ihre Waffe fallen. Dies ist die Rache des Radios.
Und hier ist dein Geliebter, F., der den freudigen Brief beendet, den ich versprochen habe. Gott segne dich! O mein Geliebter, werde, was ich sein möchte.
Dein auf immer,
Signé F.
Drittes Buch
Beautiful Losers
Ein Epilog in der dritten Person
Der Frühling erreicht Québec vom Westen her. Es ist der warme japanische Meeresstrom, der den Wechsel der Jahreszeit an die Westküste Kanadas trägt, worauf ein westlicher Wind einsetzt. Der Atem des Chinook
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