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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Cohen
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aufgedrückt von Menschen, die den Schmerz nicht ertragen, der entsteht, wenn wir mit dem zu leben versuchen, was ist. Die Schöpfer interessieren sich nur insofern für ihre Systeme, als sie einzigartig sind. Wenn Hitler unter den Nazis geboren worden wäre, hätte er sich wohl nicht damit begnügt, die politische Atmosphäre zu genießen. Wenn ein Dichter, der noch nichts veröffentlicht hat, seine eigenen sprachlichen Bilder im Werk eines anderen Autors entdeckt, wird er untröstlich, denn er ist nicht dem Bild verpflichtet oder seiner Durchsetzung in der Öffentlichkeit, sondern er fühlt sich der Idee verpflichtet, dass er die Welt nicht in ihren Gegebenheiten hinzunehmen braucht, dass er der schmerzlichen Anordnung der Dinge, wie sie sind, entrinnen kann. Jesus hat sein System wohl so entworfen, dass es in den Händen anderer zum Scheitern verurteilt gewesen wäre: Das ist der Weg, den die größten Schöpfer gehen. Sie hängen an ihrer Schöpferkraft und garantieren ihren Erhalt, indem sie ihre Systeme in eine barsche Zukunft hinein fortschreiben. Dies sind natürlich F.s Ideen. Ich glaube nicht, dass er sie ernst gemeint hat. Ich wüsste nur zu gern, warum er sich überhaupt für mich interessiert hat. Wenn ich zurückschaue, scheint es mir, als sei es ihm darum gegangen, mich auf eine Aufgabe vorzubereiten, jede verdammte Methode war ihm recht, mich in meiner Hysterie anzustacheln. Die Hysterie ist mein Klassenzimmer, hat F. einmal gesagt. Interessant ist vor allem, wo er es gesagt hat. Wir hatten zwei Filme hintereinander gesehen und waren nach dem Kino in ein griechisches Restaurant gegangen, das einem seiner Freunde gehörte, wo wir eine mächtige Mahlzeit verdrückten. In der Jukebox lief ein trauriges Lied, das derzeit in der Athener Hitparade ganz oben steht. Auf dem St. Lawrence Boulevard fiel Schnee, die zwei, drei Gäste, die noch im Restaurant saßen, starrten aus dem Fenster. F. aß achtlos ein paar schwarze Oliven. Ein paar Kellner standen herum und tranken Kaffee, dann begannen sie, die Stühle zu stapeln, unseren Tisch nahmen sie sich wie immer ganz zum Schluss vor. Wenn es einen Ort auf der Welt gab, der frei von jedem Druck war, dann wohl dieser. F. gähnte und spielte mit seinen Olivenkernen. Seine Bemerkung kam völlig überraschend, ich hätte ihn umbringen können. Als wir durch den schillernden Dunst des neonfarbenen Schnees liefen, drückte er mir ein schmales Buch in die Hand.
    – Ein im Gastgewerbe tätiger Freund hat es mir geschenkt, weil ich ihm zufällig einen Gefallen tun konnte, mit dem Mund. Es ist ein Gebetbuch. Du hast es nötiger als ich.
    – Du dreckiger Lügner, rief ich und las unter einer Straßenlaterne den Titel: ΕΛΛΗΝΟ-ΑΓΓΛΙΚΟΙ ΔΙΑΛΟΓΟΙ … ein englisch-griechischer Sprachführer, ein billiger Druck aus Saloniki.
    – Gebet ist eine Form der Übersetzung. Ein Mann übersetzt sich in die Kindheit zurück und bittet in einer Sprache, die er kaum beherrscht, um alles. Lies dir das Buch durch.
    – Dieses Englisch ist nicht zum Aushalten, F., du willst mich nur quälen.
    – Ah, sagte er und sog zufrieden die Nachtluft ein, ah, bald ist in Indien Weihnachten. Familien versammeln sich um den Weihnachtscurry, am Scheiterhaufen werden Lieder gesungen, Kinder warten gespannt auf die Glocken des Bhagavad-Weihnachtsmanns.
    – Du musst alles in den Schmutz ziehen, nicht wahr?
    – Lies dir das Buch durch. Durchkämme es nach Gebeten und nach Hilfestellung. Du wirst lernen, wie man atmet.
    – Schnauf, schnauf.
    – Nein, so nämlich nicht.

19.
    Jetzt ist es so weit, jetzt wird Edith laufen, sie läuft unter alten kanadischen Bäumen. Wo sind nur die Tauben heute? Wo ist der lächelnde, glimmende Fisch? Warum verstecken sich die Verstecke? Wo steckt die Gnade? Warum wird die Geschichte nicht mit Bonbons gefüttert? Wo ist die Musik der Latinos?
    – Hilfe!
    – Edith, die Dreizehnjährige, rannte durch den Wald, die Männer hinter ihr her. Sie trug ein Kleid aus Mehlsäcken. Eine gewisse Mühle verpackte ihr Produkt in Säcken mit aufgedruckten Blumen. Ein dreizehnjähriges Mädchen rennt durch einen Tannenwald. Hat man so etwas schon gesehen? Lauf ihrem unfassbar jungen Hintern hinterher, du ewiger Schwanz im Gehirn. Edith hat mir diese Geschichte erzählt, zumindest Teile davon, Jahre später, und ich muss gestehen, dass ich seither nicht aufgehört habe, ihrem kleinen Körper im Wald hinterherzurennen. Hier sitze ich nun, ein alter Gelehrter, rasend

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