Beautiful Losers

Irokesenbunds fünf Missionen errichtet: Sainte-Marie in Tionnontoguen, Saint-François-Xavier in Onneyout, Saint-Jean-Baptiste in Onnontagué, Saint-Joseph in Tsonnontouan – sechs Missionare genügten, um das Land zwischen Lac Saint-Sacrement und Erie zu christianisieren, denn Schwert und Feuer hatten ihnen den Weg gebahnt. 1668 wurde unser Dorf Gandaouagué noch einmal neu aufgebaut. Vom Südufer aus überquerten die Indianer den Fluss und bauten ihre Langhäuser einige Meilen westwärts, am Zusammenfluss von Mohawk und Cayudetta, wieder auf. Das neue Dorf nannten sie Kahnawaké, was an der Stromschnelle bedeutet. In der Nähe befand sich eine kleine, klare Quelle. Sie ging täglich hin, um Wasser zu holen. Sie kniete im Moos. Das Wasser sang ihr in den Ohren. Die Quelle stieg im Herzen des Waldes auf, die winzigen Mooslandschaften glänzten wie grüner Kristall. Sie fuhr sich mit der nassen Hand über die Stirn. Sie spürte ein tiefes Verlangen nach Verbindung zu dem Wasser, ihr innigster Wunsch war, dass die Quelle den Körper hüten würde, den sie aufgeopfert hatte, sie sehnte sich, nass, wie sie war, vor den Schwarzröcken in die Knie zu gehen. Vom Schwindel erfasst sank sie neben ihrem umgestürzten Eimer zusammen und weinte bitterlich.

33.
    Haltet mir die Treue, ihr religiösen Medaillons aller Art, die ihr an Silberketten baumelt, die ihr mit Sicherheitsnadeln an Unterwäsche befestigt seid, die ihr in Nestern schwarzer Brusthaare feststeckt, die ihr wie Straßenbahnen in den Brustritzen älterer, glücklicher Damen auf und ab fahrt, die ihr beim Liebesakt versehentlich in die Haut schneidet, die ihr unbeachtet neben Manschettenknöpfen liegt, die ihr wie Münzen in Hosentaschen befingert und auf den Silbergehalt überprüft werdet, die ihr von knutschenden Fünfzehnjährigen in abgelegten Kleidern verloren geht, die ihr beim Grübeln in den Mund geschoben werdet, die ihr besonders teuer wart und nur von schmalen, kleinen Mädchen getragen werden dürft, die ihr in einer Abstellkammer neben gelösten Krawatten hängt, die ihr als Glücksbringer geküsst werdet, die ihr bei einem Wutanfall vom Hals gerissen werdet, die ihr gestempelt oder mit einer Gravur versehen seid, die ihr auf Straßenbahnschienen gelegt werdet bei dem Versuch, etwas Neues und Seltsames aus euch zu machen, die ihr am Dachfilz von Taxis steckt, ihr alle, haltet mir die Treue, wenn ich nun Zeugnis ablege von den Prüfungen der Catherine Tekakwitha.

34.
    – Nehmt die Finger aus den Ohren, sagte Pater Jean Pierron, der erste ständige Missionar in Kahnawaké. Ihr könnt mich doch nicht hören, wenn ihr die Finger in den Ohren habt.
    – Ha, ha, kicherten die Greise des Dorfs, die zu alt waren, um sich neue Tricks beibringen zu lassen. Ihr könnt uns zum Wasser führen, aber ihr könnt uns alte Hunde und Pferde nicht zwingen, von dem Wasser zu trinken.
    – Nehmt sofort die Finger aus den Ohren!
    – Plitsch, plitsch machten Schaum und Sabber, die von den zahnlosen Kiefern der alten, um den Priester hockenden Männer tröpfelten.
    Als er in seine Hütte zurückkehrte, nahm der Priester, ein geübter Maler, seine Farben hervor. Einige Tage später trat er mit seinem Bild heraus, das Höllenqualen in einer grellen Mandala darstellte. Die Verdammten trugen alle die Züge der Mohawk-Indianer. Wieder hockten die alten, spöttischen Indianer um ihn herum, als er das Bild enthüllte, wieder steckten sie die Finger in die Ohren. Ein Keuchen entwich ihren fauligen Mündern.
    – Nun , meine Kinder, jetzt wisst ihr, was euch erwartet. Lasst die Finger ruhig in den Ohren. Schaut einfach her. Ein Dämon wird kommen, er wird euch die Schlinge um den Hals legen und euch durch den Dreck schleifen. Ein Dämon wird kommen, der euch die Köpfe abschneidet und das Herz herausreißt, der eure Eingeweide herauszerrt, der eure Hirne ausschlecken und euer Blut trinken wird. Er wird euer Fleisch essen und an euren Knochen nagen. Aber der Tod wird euch versagt sein. Selbst wenn eure Körper zerhackt werden, werden sie doch wieder erstehen. Ihr werdet immer wieder von Neuem zerhackt, die Schmerzen, die Qualen werden schrecklich sein.
    – Auuuuuutsch.
    Die Farben des Bildes waren rot, weiß, schwarz, orange, grün, gelb und blau. In der Bildmitte war eine sehr alte, runzelige Irokesenfrau dargestellt. Gebeugt steht sie da. Sie ist von einem eigenen Rahmen aus fein gezeichneten Totenköpfen umgeben. Über die ovale Schädelreihe schaut ein Jesuitenpriester