Beautiful Losers
muss man über diese Reise nicht wissen. Mach dir keine Gedanken darüber, dass Catherine das Versprechen brach, das sie ihrem Onkel gemacht hatte. Bald wird sich zeigen, dass Catherine Tekakwitha nicht an irdische Versprechen gebunden war. Mach dir keine Gedanken darüber, dass ihr alter Onkel ein verzweifeltes Lied der Liebe summte, als er im Herbstlaub ihre Spur suchte.
2.
Ich muss mich beeilen, die Organe der Mary Voolnd werden nicht ewig in sexueller Überraschung sirren wie ein ewiges Flipper-Spiel, selbst die vier Finger meiner Hand müssen irgendwann müde werden. Trotzdem werde ich dir alles erzählen, was du wissen musst. Die Priester, unter deren Leitung die Mission stand, waren Pierre Cholenec und Pater Claude Chauchetière, unsere beiden alten Quellen. Sie lasen den Brief, den das Mädchen überreichte: »Catherine Tagakouita soll in Sault wohnen. Ich bitte Euch höflich, die Verantwortung für ihre Erziehung zu übernehmen. Bald schon werdet Ihr erkennen, welchen Schatz wir Euch gesandt haben. Qu’entre vos mains, il profite à la gloire de Dieu und von der Gesundheit einer Seele, die, davon sind wir überzeugt, Seinem Herzen besonders nah ist.« Das Mädchen wurde der Hütte der Anastasie zugeteilt, einer alten Frau, die zu den frühesten irokesischen Bekehrten gehörte, und die »zufällig« Catherine Tekakwithas algonquinische Mutter gekannt hatte. Das Kind muss die Mission sehr geliebt haben. Sie kniete vor dem hölzernen Kreuz nieder, das am Ufer des St. Lawrence stand, und sah über die brodelnden Wasser auf den fernen, grünen Horizont, und auf das Gebirge von Ville-Marie. In ihrem Rücken befand sich ein ruhiges christliches Dorf, mit all den zweckdienlichen Quälereien, die ich nun beschreiben werde. Die Stelle am Fluss unter dem Kreuz war ihr Lieblingsort, ich stelle mir vor, wie sie zu den Fischen, den Wasch bären und den Reihern sprach.
3.
Nun zum wichtigsten Ereignis in ihrem neuen Leben. Im Winter 1678–1679 entstanden weitere Pläne für eine eheliche Verbindung. Alle, selbst Anastasie, wünschten sehr, dass Catherine Tekakwitha die Fotze geöffnet würde. Ganz egal wo, hier in diesem christlichen Dorf oder draußen bei den Heiden. Jede Gemeinde ist von ihrer Natur her erst einmal weltlich eingestellt. Sie aber hatte ihre Fotze fortgeschleudert, und nun war es egal, ob sich ein Mohawk-Krieger oder ein christlicher Jäger ihrer bemächtigte. Es gab da einen netten jungen Mann, den sie auserkoren hatten. Außerdem war es so, dass der Verwandte, der sie gerettet hatte und der nun für ihre Versorgung aufkam, nicht eine Minute lang gedacht hatte, dass er eine lebenslange wirtschaftliche Verpflichtung eingegangen war.
– Dann esse ich halt nichts.
– Es geht nicht ums Essen, Liebes. Es ist einfach unnatürlich.
Sie rannte tränenüberströmt zu Pater Cholenec. Er war ein weiser Mann, der in der Welt lebte, der in der Welt lebte, der in der Welt lebte.
– Naja, mein Kind, so ganz unrecht haben die nicht.
– Arrrrggghhhh!
– Denk mal an die Zukunft. Die Zukunft wird Hunger bringen.
– Mich interessiert es nicht, was mit meinem Körper geschieht.
Aber dich, mein alter Freund und Jünger, dich interessiert es durchaus. Oder?
4.
Ernst und Eifer herrschten in der Mission. Niemand wollte zu viel Haut sehen. Die Sünden, die die Bekehrten vor ihrer Taufe begangen hatten, lasteten ebenso schwer auf ihnen wie die Zahnhalsketten, die sie fortgeworfen hatten, und so suchten sie mit strenger Buße die alten Schatten zu vertreiben. »Ils en faisaient une rigoureuse pénitence«, schrieb Pater Cholenec. Einige Dinge, die sie getan haben: Stell dir vor, das Dorf ist ein Mandala oder ein Brueghel voller spielender Kinder oder ein Diagramm mit Zahlen. Betrachte die Mission von oben, dann siehst du Körper, die hier und dort verstreut liegen, wirf einen Blick aus deinem Hubschrauber und betrachte die Anordnung der schmerzensreichen Körper im Schnee. Es müsste doch ein Diagramm sein, das auf dem Polster deines Daumens Platz hat. Ich habe keine Zeit, diese Beschreibung blutrünstig zu machen. Schau einfach durch das Prisma deiner eigenen Brandblasen, wähl die eine Blase aus, von der du weißt, dass sie nicht nötig gewesen wäre. Es gefiel ihnen, den Körpern Blut zu entziehen, sie ließen sich selbst zur Ader. Einige trugen Eisengeschirre mit innenseitigen Stacheln. Andere trugen Eisengeschirre, an denen Holzladungen befestigt waren, die sie mitschleppten, wohin sie auch gingen. Hier ist
Weitere Kostenlose Bücher