Beautiful Losers
Ostern des Jahres 1678 vor der Kapelle kennen, die damals kurz vor der Fertigstellung stand.
– Lass uns hineingehen, Marie-Thérèse.
– Das habe ich nicht verdient, Catherine.
– Ich auch nicht. Wie hat es denn geschmeckt?
– Welchen Teil meinst du?
– So überhaupt.
– Schweinefleisch.
– Erdbeeren schmecken auch nach Schweinefleisch.
9.
Man sah die Mädchen nun ständig zusammen. Sie sonderten sich von allen anderen ab. Sie beteten gemeinsam an dem Kreuz beim Fluss. Sie sprachen nur über Gott und über die Dinge, die mit Gott zu tun hatten. Catherine betrachtete den Körper der jungen Witwe mit großem Interesse. Sie inspizierte die Brustwarzen, auf die Männer gebissen hatten. Sie ruhten auf weichem Moos.
– Dreh dich mal um.
Sie betrachtete das nackte Gesäß, in das eine feine Zeichnung von Farnen geprägt war.
Dann beschrieb Catherine ihrer Freundin genau, was sie sah. Danach war sie an der Reihe, sich auf den Bauch zu legen.
– Ich sehe nichts, was anders ist.
– Habe ich mir gedacht.
10.
Sie hörte auf, mittwochs zu essen. Samstags bereiteten sie sich auf die Beichte vor, indem sie sich mit Birkenzweigen gegenseitig auspeitschten. Catherine zog sich immer als Erste aus, sie bestand darauf. »Catherine, toujours la première pour la pénitence, se mettait à genoux et recevait les coups de verges.« Warum bestand sie darauf, zuerst geschlagen zu werden? Weil die Peitschenhiebe ihrer Freundin Striemen hinterließen, die aufrissen, wenn es an ihr war, die Peitsche zu schwingen. Catherine klagte immer, dass Marie-Thérèse nicht fest genug zuschlug, und erlaubte ihr erst dann eine Pause, wenn das Blut, das ihr von den Schultern rann, in Tropfen auf das Laub fiel. Erst dann war es genug. Hier ist eines ihrer Gebete, aufgezeichnet von Pater Claude Chauchetière:
– Mein Jesus, ich habe keine Wahl, als Dir blind zu vertrauen. Ich liebe Dich, aber ich habe Dich beleidigt. Ich bin hier, um Dein Gesetz zu erfüllen. Mein Gott, erlaube mir, die Last Deines Zorns von Dir zu nehmen …
Hier ist das Gebet auf Französisch, damit dieses Dokument selbst in der Übersetzung noch der Muttersprache dienlich ist:
– Mon Jésus, il faut que je risque avec vous: je vous aime, mais je vous ai offensé; c’est pour satisfaire à votre justice que je suis ici; déchargez, mon Dieu, sur moi votre colère …
Es kam vor, so erzählt uns Pater Chauchetière, dass die Tränen, die ihr über die Wangen rannen, das Gebet beschlossen, weil sie nicht mehr in der Lage war, es zu beenden. Dieser Stoff hat eine eigene Kraft, nicht wahr? Also war das nicht nur Arbeit in der Bibliothek, was? Ich glaube, dass mein Schreiben die Korbflechtarbeiten in der B.T. ruinieren wird.
11.
Der Krieg zwischen Franzosen und Irokesen dauerte an. Die Indianer baten einige ihrer konvertierten Brüder in Saul, auf ihrer Seite zu kämpfen, und versprachen ihnen absolute Freiheit in der Ausübung ihrer neuen Religion. Als die Konvertiten sich weigerten, führten die Irokesen sie fort, banden sie an Pfähle und verbrannten sie. Einer der Christen, er hieß Etienne, zeigte sich dabei besonders unerschrocken, was die Indianer sehr beeindruckte: Laut und unter Tränen verkündete er die frohe Botschaft, als er starb, und betete für die Bekehrung seiner Peiniger. Daraufhin suchten mehrere der Indianer um die Taufe an, sie verlangten nach dem Ritual, das solchen Mut und solche Willenskraft verlieh. Da sie aber nicht die Absicht hatten, ihre Angriffe auf die Franzosen einzustellen, verweigerte man ihnen ihren Wunsch.
– Man hätte ihn gewähren sollen, sprach Catherine leise, sie schien mit den Spuren ihres eigenen Blutes zu sprechen. Man hätte ihn gewähren sollten. Egal, was sie am Ende damit tun würden. Fester! Fester! Was hast du denn, Marie-Thérèse?
– Ich bin dran.
– Na gut. Aber da ich nun einmal in dieser Stellung bin, möchte ich etwas nachschauen. Stell dich mal breiter hin.
– So?
– Ja. Ich hab es mir schon gedacht. Du bist Jungfrau geworden.
12.
Heimlich gab Catherine Tekakwitha auch das Essen am Montag und Dienstag auf. Das müsste dich besonders interessieren, vor allem wegen deiner komplizierten Verdauung. Ich habe auch noch andere Informationen, die für dich lebenswichtig sein könnten. Therese Neumann, ein bayrisches Bauernmädchen, begann am 25. April 1923, festes Essen zu verweigern. Nach einiger Zeit befand sie, dass sie kein Bedürfnis mehr habe, Nahrung zu sich zu nehmen. Dreiunddreißig Jahre
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