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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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dem sie nichts zu tun haben wollte. Und jetzt beschlich sie der verwirrende Gedanke, dass er gar nicht so unsympathisch war, ganz im Gegenteil, und dass sie womöglich mit Harvey Willard mehr gemeinsam hatte als mit jedem anderen!

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    D ER Winter auf der Prärie von Indiana war bitterkalt und geprägt von kurzen Tagen und langer Dunkelheit. Bis in den März hinein fegten immer wieder Schneestürme über das offene weite Land hinweg und stellten die Widerstandskraft und Tüchtigkeit der Siedler auf eine harte Probe. Wer im Sommer und Herbst nicht ausreichend Vorsorge getroffen sowie Haus und Hof nicht sorgfältig genug winterfest gemacht hatte, den strafte das Wetter erbarmungslos für seine Nachlässigkeit.
    Die Newmans auf der Deer Creek Farm gingen wohl gerüstet in den Winter. Die Früchte der täglichen Plackerei vom Frühling bis in den späten Herbst ließen sich buchstäblich mit den Händen greifen. Scheune, Speisekammer und Vorratskeller waren so gut gefüllt, wie es sich ein Farmer nur wünschen konnte. Die Stallungen waren winterfest gemacht und im Holzschuppen türmte sich das Feuerholz bis unter das Dach auf.
    Die Arbeit in der Winterzeit hielt sich sehr in Grenzen, zumindest wenn man die andere Zeit des Jahres daran gewöhnt war, sich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang abzumühen, ohne je das Gefühl zu haben, auch wirklich alle nötigen Arbeiten verrichtet zu haben. Aber auch jetzt blieb noch genug, was schon längst darauf wartete, in Angriff genommen zu werden. Da mussten alte Zäune ausgebessert und neue gezogen werden, und der Bau eines neuen Räucherhauses stand ebenfalls auf Winstons Liste der Winterarbeiten, die jedoch noch viele andere Posten umfasste.
    Für Becky und Emily wie auch für alle anderen Farmersfrauen war der Winter traditionell die Zeit der intensiven Stickund Näharbeiten. Dass sich für Becky das alltägliche Leben während dieser Monate nicht in der Monotonie der Haus- und Nadelarbeit erschöpfte, so wie sie es zu Lebzeiten ihrer Mutter in Five Points hatte erdulden müssen, verdankte sie dem täglichen Schulbesuch, der nur an außergewöhnlich stürmischen Tagen für die auswärtigen Kinder ausfiel, sowie Dorothy Reynolds Leihbücherei - und ihrer wachsenden Freundschaft mit Harvey, der wegen seiner Tüchtigkeit bei Winston und auch bei Emily in hohem Ansehen stand und ihnen daher stets willkommen war.
    Schon drei Tage nachdem er sie mit seinem Buggy nach Hause gebracht und ihr den Roman überlassen hatte, tauchte er nach Schulschluss wieder mit seinem Einspänner auf der Landstraße hinter ihr auf.
    »Wenn das nicht Becky ist, die mir da wieder über den Weg läuft!«, rief er ihr schon von weitem fröhlich zu. »Welch ein Zufall!«
    »Bist du dir auch sicher, dass es ein Zufall ist?«, fragte sie spöttisch.
    Er schenkte ihr ein entwaffnendes Lachen und räumte ein: »Kann schon sein, dass ich mich mit meinen Besorgungen in Winchester ein bisschen nach den Schulzeiten gerichtet habe. Und nun steig auf und erzähl, wie dir Onkel Toms Hütte gefällt!«
    Diesmal folgte Becky seiner Bitte ohne Zögern, freute sie sich doch über das Wiedersehen und auf das Gespräch mit ihm. Und nach weiteren Begegnungen im November und Dezember hatte sie sogar das Gefühl, als würde sie ihn schon seit langer Zeit kennen. Noch vor Jahresende verlor sie in seiner Gegenwart ihre anfängliche Zurückhaltung und auch die Scheu, ihm von ihrer Vergangenheit und ihren Gefühlen und Bedrückungen etwas preiszugeben.
    Dass sie rasch Zutrauen fasste und sich ermutigt fühlte, ihm von ihrem früheren Leben in New York und von Daniel zu erzählen, lag an seiner Fähigkeit, gut zuzuhören, sowie seiner offenherzigen Art und seiner Bereitschaft, vertrauensvoll von seinen eigenen Träumen wie Kümmernissen zu sprechen.
    Freimütig und ohne Beschönigung erzählte er ihr etwa, wie sehr ihn der Tod seiner Mutter und seines älteren Bruders vor neun Jahren getroffen hatte. Gerade acht war er damals im Sommer des Jahres 1850 gewesen, als die Cholera Indiana heimgesucht und viele Todesopfer unter den Siedlern gefordert hatte. Auch vertraute er ihr an, wie sehr es ihn oft bedrückte, dass es mit ihrer Farm einfach nicht vorangehen wollte, weil die Krankheit seines Vaters, der an Blutarmut litt und zudem auch noch eine Schwäche für schwarz gebrannten Schnaps hatte, diesen immer wieder für längere Zeit ans Bett fesselte. Aber nie schwang Selbstmitleid in seinen Worten mit, dafür waren seine Lebensfreude und

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