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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Gefühle für ihn wirklich nur rein freundschaftlicher Natur waren, bald eine aufrichtige Antwort verlangte. Nicht weil ihr Bruder sie damit aufgezogen hatte, sondern weil sie sich selber darüber Klarheit verschaffen musste, was Harvey ihr bedeutete. Noch fühlte sie sich für die Antwort nicht wirklich bereit, aber die Zeit wurde reif dafür, der Wahrheit ins Auge zu sehen.

47
    A UF Daniels ersten Brief aus Savannah musste Becky beunruhigend lange warten. Erst im Mai traf wieder Nachricht von ihrem Bruder ein.
     
    Liebe Schwester,
    bestimmt kriege ich von dir Gott weiß was für ein Donnerwetter zu hören, weil ich erst jetzt wieder schreibe und dir meine neue Adresse schicke. Aber mir war bis heute einfach nicht danach, zur Feder zu greifen. Außerdem hatte ich ganz schlimme Blasen an der rechten Hand. Ich hätte gar nicht schreiben können, wirklich nicht!
    Aber jetzt zu unserem Leben hier in Savannah. Ich habe ein paar gute und ein paar schlechte Nachrichten, Schwesterherz. Zuerst die guten: Mister Bancroft hat mich nicht in eine Hoteluniform gesteckt, und ich habe hier sogar eine anständige Kammer unter dem Dach bekommen und kriege auch besseres Essen als auf der Farm, wo Helen immer recht eintönig gekocht hat. Mit Mister Bancroft komme ich gut aus. Er ist in Ordnung und würde auch dir gut gefallen. Nicht dass er mich mit Samthandschuhen anfasst, aber der Mann hat Humor und ist eine ehrliche Haut. Er sagt, was er denkt, und er redet auch nie lange um den heißen Brei herum. Wie so jemand ausgerechnet einer wie Rosalyn auf den Leim gehen konnte, ist mir ein Rätsel. Dabei ist sie noch nicht einmal umwerfend hübsch! Mit ihr komme ich jedenfalls nicht gut zurecht. Rosalyn ist nämlich launisch und zickig und gibt gern den Ton an. Wenn sie könnte, würde sie statt Kleider Hosen tragen! Sie ist bissiger als ein Kettenhund! Und damit bin ich schon bei den schlechten Nachrichten: Das großartige Hotel, von dem in Rosalyns Briefen die Rede war, hat sich vor Ort als eine ganz gewöhnliche Pension mit acht Zimmern in einem nicht gerade vornehmen Viertel von Savannah entpuppt, und es gehört auch noch eine stinknormale Taverne dazu. Pension und Taverne waren bei unserer Ankunft in einem ganz üblen Zustand. Die Patentante hat die letzten Jahre allein dort gelebt. Und die Taverne war wohl noch länger geschlossen als die Pension. Kein Wunder, dass Rosalyn und ihr Mann so sehr darauf gedrängt haben, dass ihre Eltern und ich zu ihnen kommen! Billigere Arbeitskräfte als uns gibt es ja auch nicht! Was haben wir in den letzten Wochen geschuftet! Ich will erst gar nicht davon anfangen, dir das alles schreiben zu wollen, sonst sitze ich noch bei Sonnenaufgang an diesem Brief. Und ich bin schon jetzt hundemüde. Wir haben jedenfalls bis zum Umfallen geschuftet, damit Pension und Taverne wieder aufmachen können und damit endlich wieder Geld hereinkommt. Es muss noch immer viel getan werden, an allen Ecken und Enden wartet Arbeit. Aber allmählich macht sich die Plackerei bezahlt - zumindest für Mister Bancroft und Rosalyn. Wir haben die ersten zahlenden Gäste im Haus und die Taverne zieht auch immer mehr Leute an. Du darfst jetzt dreimal raten, wer vormittags für die niederen Arbeiten in der Pension zuständig ist und ab dem späten Nachmittag in der Taverne den Laufburschen spielen darf! Richtig, das große Los ist auf mich gefallen. Soll noch mal einer sagen, ich wäre kein Glückspilz! Na, ich kann nur hoffen, dass sich Rosalyn und Helen bald mal in die Haare geraten und es dann nicht länger ertragen, unter einem Dach zu leben. Die beiden sind sich nämlich sehr ähnlich. Keiner will unter der Fuchtel des anderen leben. Jetzt verstehe ich auch, warum Rosalyn damals mit Stewart Bancroft durchgebrannt ist. Drück mir also die Daumen, dass die Cormicks bald die Nase von Savannah voll haben und mit mir wieder auf ihre Farm zurückkehren. Da gefällt es mir zehnmal besser als hier. Überhaupt habe ich von großen Städten genug. Die Jahre, die wir in New York gelebt haben, reichen mir bis an mein Lebensende. Nur zu dumm, dass sie ihre Farm für die Saison an die Sullivans verpachtet haben. Aber mal sehen, was der Sommer noch bringt.
    Doch jetzt was ganz anderes: Redet man bei euch auch so viel über diesen Abraham Lincoln, der im Winter als Kandidat für die Republikaner bei der Präsidentschaftswahl antritt? Der Mann ist hier im Süden verhasst wie die Pest, weil er wohl überall, wo er auftritt, gegen die Sklaverei

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