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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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allen große Sorge. In den ersten Wochen sah es sogar so kritisch aus, dass täglich mit einem gefährlichen Rückfall zu rechnen war. Und der zu Rate gezogene Arzt aus Madisonville befürchtete, dass sie einen solchen Rückfall in ihrem schlechten körperlichen Zustand nicht überleben würde.
    Winston und Emily pflegten und umsorgten sie rund um die Uhr. Und auch Harvey ließ nicht einen Tag verstreichen, ohne sie zu besuchen und so viele Stunden wie möglich an ihrem Bett zu verbringen. Er las ihr aus Büchern und aus der Zeitung vor oder saß geduldig an ihrem Bett und hielt ihre Hand, wenn sie schlief. In dieser schweren Zeit der Ungewissheit wuchs ihre Liebe zueinander, sie gewann Tiefe und Sicherheit. Später dann, als sie langsam wieder zu Kräften kam und kein Rückfall mehr zu befürchten war, brachte er manchmal auch Moharala mit, der sie mit seinen Stammesgeschichten und Anekdoten so wunderbar zu unterhalten und davon abzulenken wusste, dass sie noch immer das Bett hüten und sich schonen musste.
    Winston und Emily warteten mit der Taufe ihres Kindes, das prächtig gedieh und mit dem Namen Benjamin Newman ins Taufregister eingetragen werden sollte, bis weit in den Mai. Denn es war ihrer beider Wunsch, dass Becky nicht nur an der Feier teilnahm, sondern als Patin des kleinen Benjamin am Taufbecken stand. Auf den ungnädigen Einwand von Reverend Reynolds, ob es denn nicht unangebracht sei, die Patenschaft ihres protestantischen Kindes einer Angehörigen der katholischen Konfession anzuvertrauen, antwortete Winston mit der kühlen Frage, ob er an der christlichen Gesinnung seiner Tochter Zweifel hege und gar besser wisse als sie, die Eltern, wer für ihren Sohn die am besten geeignete Person für die Patenschaft sei. Und Emily ging in ihrem Ärger sogar so weit, ihm damit zu drohen, nie wieder ihren Fuß in seine Kirche zu setzen, sollte er die Taufe verweigern und damit kleinkrämerischem Konfessionenstreit unter Christen den Vorzug vor dem Gebot christlicher Liebe und Barmherzigkeit geben.
    Reverend Reynolds zog es vor, es nicht auf eine Kraftprobe ankommen zu lassen und einen Skandal in seiner Gemeinde zu vermeiden, zumal er und seine Frau von den Gemeindemitgliedern bezahlt wurden und die Newmans zu denjenigen gehörten, die pünktlich ihre Beiträge zahlten und sich auch bei Spendenaufrufen nicht kleinlich zeigten. Und so verlief Benjamins Taufe an jenem sonnigen Maisonntag ohne jeden Missklang. Voller Stolz hielt Becky das Baby in ihren Armen und gab vor der versammelten Gemeinde von Herzen das Versprechen, Benjamin eine getreue Patin zu sein, in Not an die Stelle der Eltern zu treten und ihn im christlichen Glauben zu erziehen.
    In derselben Zeit mehrten sich in den Zeitungen auch die Nachrichten, dass der Bürgerkrieg das Stadium der kleinen Scharmützel bald hinter sich lassen würde und die erste große Schlacht zwischen den »Blauen«, den Soldaten der Union, und den »Grauen«, den Truppen der abgefallenen Südstaaten, wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Schon Mitte April hatte Präsident Lincoln eine Freiwilligenarmee von 75 000 Soldaten zu den Waffen gerufen und auch der Süden bereitete sich hektisch auf die erste offene Feldschlacht vor.
    Nachdem Becky über einen Monat nichts von ihrem Bruder gehört hatte und sie schon fast wieder krank vor Sorge um ihn war, traf Mitte Juni endlich wieder ein Brief von ihm ein. Er war sehr kurz und wieder einmal in großer Eile geschrieben.
    Diesmal wartete sie mit der Lektüre nicht bis zu ihrem Eintreffen auf der Farm. Sie riss den Briefumschlag schon auf, kaum dass sie mit Emily und Winston den General Store in Winchester verlassen hatte und mit ihnen im Buggy saß.
    »Dem Himmel sei Dank!«, rief sie überglücklich, kaum dass sie die wenigen Zeilen überflogen hatte. »Daniel kommt zurück! Die Cormicks haben die Nase voll von Savannah und der Hetze gegen den Norden. Sie haben sich mit ihrem Schwiegersohn überworfen, der auch zu einem glühenden Verfechter der Konföderation geworden ist und gegen die Blauen in den Krieg ziehen will. Und um ein Haar wäre Mister Cormick von fanatischen Anhängern der Sklaverei geteert und gefedert worden, weil er bei einem Streit in der Taverne für Präsident Lincoln eingetreten ist und sich gegen die Sklaverei geäußert hat!«
    »Nicht gerade ein Zeichen von allzu großer Klugheit, wenn man wie in Savannah in einer Hochburg der Sklaverei lebt«, meinte Winston kopfschüttelnd.
    »Seien wir froh und

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