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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Nachfragen erfuhr sie, dass Scott Henderson die beiden Fuhrwerke dem Besitzer einer mehrere Meilen außerhalb liegenden Handelsstation verkauft, Pferde erstanden und den Proviant von den Wagen auf die einzelnen Leute verteilt hatte. Und der Besitzer der Handelsstation hatte ihnen von einer Abkürzung über die Berge hinüber nach Pennsylvania erzählt, die wegen der oftmals steilen und gewundenen Pfade mit schweren Fuhrwerken nicht zu bewältigen war, für Reiter jedoch eine Ersparnis von vielen Stunden ausmachte. Captain Henderson war es offenbar nicht ratsam erschienen, sich weiter östlich ins Herz von Virginia zu wagen. Denn im Gegensatz zu West Virginia 7 , wo die schmalen, dunklen Täler zwischen den Bergzügen von sehr armen Leuten bewohnt wurden, die keine Sympathien mit den Großgrundbesitzern und Sklavenhaltern in den fruchtbaren Landstrichen an der Küste hegten, stand der größere, östliche Teil Virginias fest auf der Seite der Konföderierten.
    Dass der Henderson-Trupp nun nicht mehr auf das gemächliche Tempo seiner beiden Fuhrwerke Rücksicht nehmen musste, sondern zu Pferd erheblich schneller vorankam, war eine niederschmetternde Botschaft. Jetzt musste sie davon ausgehen, dass der Vorsprung wieder wuchs, statt zu schrumpfen. Bald würde alles, was sie in den vergangenen anderthalb Wochen aufgeholt hatte, wieder dahinschmelzen!
    Von der Angst getrieben, Daniel nicht mehr früh genug einholen und ihn davor bewahren zu können, in die erste große Schlacht des Krieges zu ziehen, die den Reden der Leute nach in Kürze bevorstand, mobilisierte sie alle Kraftreserven. Sie erlaubte sich nur noch Atempausen, wenn sie nicht anders konnte. Auch gönnte sie sich nachts nur noch wenige Stunden Schlaf. Ihre innere Unruhe ließ sie schon lange vor Sonnenaufgang aus ihren Träumen hochschrecken und dann machte sie sich wieder auf den Weg.
    Nach zwei Tagen durch den tiefen Süden von Pennsylvania schlug die Truppe von Captain Henderson einen Haken und überquerte die Grenze zu Maryland. Dort stieß Becky, westlich von Frederick und nur anderthalb Tagesmärsche vom Potomac River, in einer Siedlung namens Hunts Corner, auf den Wanderprediger und Wunderheiler Jeremiah Glenfield.

59
    D IE Siedlung bestand aus nicht mehr als zwei Dutzend Häusern, die sich zu beiden Seiten der pulvertrockenen Landstraße mit reichlich Abstand zueinander reihten und sich in der Landschaft wie verirrte Schafe ausnahmen, die darauf warten, von ihrem Hirten und seinem Hund wieder zusammengetrieben zu werden. Eine Kirche gab es in Hunts Corner noch nicht, doch man arbeitete daran. Gerade hatte man Richtfest gefeiert, wie der Kranz am Giebel der Balkenkonstruktion verriet.
    Becky war mit dem Buggy einer Farmersfrau, die sie gute sechs Meilen weiter nördlich während der größten Mittagshitze aufgelesen hatte, in den Ort gekommen. Wie dankbar sie doch für diese sechs Meilen auf dem Sitz des Wagens gewesen war! Sie fühlte sich so zerschlagen und müde wie seit ihrer Zeit als New Yorker Zeitungsmädchen nicht mehr. Die letzten Tage hatten schlimm an ihrer Kraft und ihrem Durchhaltewillen gezehrt und die Blasen an den Füßen hatten an diesem Morgen wie mit Salz eingerieben gebrannt. Auch quälten sie Hunger und Durst und sie hatte weniger als einen Dollar in ihrer Geldbörse.
    Ihr erster Gang führte sie zur Pferdetränke, die sich neben dem Bretterbau des örtlichen General Store befand. Sie trank gierig und ließ sich anschließend das Wasser über den Kopf laufen. Nachdem sie ihr Haar ausgewrungen und glatt gestrichen und ihren Strohhut wieder aufgesetzt hatte, der mittlerweile so mitgenommen aussah wie ihre Kleidung, begab sie sich in den Laden, kaufte einen Laib Brot und fragte nach dem Freiwilligenkommando von Captain Henderson.
    Und wie erfreut war sie, als sie hörte, dass die Männer in dem Nachbarort Fountain Run gute anderthalb Tage lang eine Ruhepause eingelegt hatten, weil sich aus jenem Ort ein Dutzend Männer ihrem Kommando hatte anschließen wollen. Erst am Morgen des vergangenen Tages war die um vierzehn Freiwillige verstärkte Truppe durch Hunts Corner gekommen. Damit war sie ihnen wieder dicht auf den Fersen!
    Eine Mitfahrgelegenheit bot sich beim General Store jedoch nicht. Als sie unschlüssig die Straße hinunterging, kam sie am Skelett der Kirche vorbei - und sah dort auf dem Gelände hinter der Rückfront einen Planwagen stehen, vor dem sich eine kleine Menschenmenge eingefunden hatte. Die Plane des Wagens war bunt

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