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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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täglich die plumpen, schwer mit Kohle beladenen Lastkähne entladen wurden. Aber dort gab es mehr wachsame Augen, auch ging es am Hafen sehr rau zu. Nicht allein vor den Schauerleuten und den beißwütigen Hunden der Wächter musste man sich in Acht nehmen, sondern auch vor älteren Jungen, die sich zu Banden zusammengeschlossen hatten und die einem unter Androhung von Prügel alles abnahmen, was man unter Mühen und Gefahren aufgesammelt hatte.
    Daniel hatte sich selbst ein Tagessoll von zehn Stück Kohle gesetzt. Denn so viel brauchten sie mindestens, damit sich die Küche nicht auch tagsüber noch in einen Eiskeller verwandelte. Und mit steif gefrorenen Händen konnten Becky und die Mutter nicht ihre Näharbeit verrichten. Kein Wunder, dass es mit dem Husten der Mutter nicht besser wurde. Er hielt sich so hartnäckig wie das Pech, das am Vater zu kleben schien.
    »Der Junge soll sich gefälligst mehr anstrengen, auch Geld nach Hause zu bringen, so wie es andere tüchtige Söhne tun!«, verlangte der Vater im Februar, ohne jedoch erklären zu können, wie ein achtjähriger Junge zustande bringen sollte, wozu er selbst als erwachsener Mann nicht in der Lage war.
    Daniel saß stumm in der Ecke und sagte nichts dazu, aber sein schmales Gesicht wurde noch um eine Spur blasser. Gerade an diesem Tag war er so stolz darauf gewesen, fünfzehn Stück Kohle zusammengetragen zu haben, so viel wie noch nie zuvor.
    Als Becky in einem Anfall von Kühnheit es wagte, ihm genau das vorzuhalten, beschied der Vater sie barsch: »Dann soll er eben betteln gehen! Herzen zu erweichen, darauf versteht er sich ja, wie ich sehe!«
    »Wenn du das willst, Vater...«, begann Daniel mit gesenktem Blick und mit zaghafter Stimme.
    »Nein!«, rief da die Mutter sofort. »Das kommt überhaupt nicht infrage! Unser Sohn wird nicht betteln gehen! Nur über meine Leiche, Frederik!« Dabei sprang sie empört vom Stuhl auf und stellte sich herausfordernd vor ihn. Ihre funkelnden Augen verrieten, dass sie in dieser Sache hart bleiben würde und sich auch vor Schlägen nicht fürchtete.
    Becky hielt vor Angst die Luft an. Aber diesmal blieben die Schläge aus, wohl weil der Vater ahnte, dass er damit mehr verloren als gewonnen hätte.
    »Dann schick ihn meinetwegen um Unterstützung zu den feinen Frauen und Männern von der Mission, die doch so versessen darauf sind, uns zu ihrem Glauben zu bekehren, damit unsere katholischen Papistenseelen nicht der ewigen Verdammnis anheim fallen!«, höhnte er. Für die schwarzberockten, kragensteifen Methodisten von der Mission hatte er wie auch so viele andere Einwanderer katholischen Glaubens nichts übrig, auch wenn sie viel Gutes für die Armen von Five Points taten. »Mach, was du willst, aber sieh zu, dass er endlich Geld nach Hause bringt!«
    Daniel hatte sichtliche Mühe, die Tränen zurückzuhalten, die sich ihm in die Augen drängten.
    »Leg seine Worte nicht auf die Goldwaage, mein Junge«, versuchte ihn die Mutter zu trösten, als der Vater nach dem kargen Abendessen wortlos die klamme Wohnung verlassen hatte. »Er hat nun mal ein hitziges Temperament, das in diesen schweren Zeiten manchmal mit ihm durchgeht. Und dann sagt er Dinge, die ihm hinterher Leid tun. Mach dir keine Sorgen, irgendetwas wird sich schon für dich finden.«
    Was leichter gesagt als getan war. Alle Versuche der Mutter, ihn irgendwo in einem Laden als Gehilfe oder Laufbursche unterzubringen, scheiterten. Es gab einfach zu viele Kinder Not leidender Familien, die sich um diese wenigen Stellen bewarben, so kümmerlich die Arbeit auch entlohnt wurde. Und ein so schmächtiges Bürschchen wie Daniel hatte da erst recht keine Chance.
    Dass er schließlich doch noch die Möglichkeit erhielt, ein wenig Geld für Miete und Lebensmittel beizusteuern, verdankte er Coffin und Becky. Als sich die beiden wieder einmal zufällig im Viertel begegneten und Coffin sich beiläufig erkundigte, wie es ihnen ging, berichtete sie ihm freimütig von ihren Sorgen.
    Coffin kratzte sich unter seiner Augenklappe. »Tja, für solch eine halbe Portion wie deinen kleinen Bruder sieht es nicht rosig aus«, pflichtete er ihr bei. »Aber wenn er nichts Rechtes finden kann, bleibt ihm immer noch der Verkauf von Streichhölzern.«
    Becky horchte hoffnungsvoll auf. »Kennst du dich damit aus? Und bringt das denn auch was ein?«, fragte sie. »Nicht dass wir große Erwartungen hätten, aber wir sind schon für jeden halben Dollar dankbar, der zusätzlich in die

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