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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Zugriff des Bürgermeisters auf die Schmiergelder meinst!«, warf Timothy bissig ein.
    Coffin bedachte den Einwurf mit einem Nicken und einem viel sagenden Grinsen, um dann fortzufahren: »... haben Woods Gegenspieler im Frühjahr ein Gesetz durch das Parlament in Albany gepeitscht, demnach sich unsere bisherige Polizeibehörde, die Municipal Police, aufzulösen hat und durch eine neue namens Metropolitan Police ersetzt wird - die natürlich von Woods politischen Rivalen beherrscht wird! Und das ist natürlich auch ein Tiefschlag gegen uns Five Pointers, den wir uns nicht bieten lassen werden!«
    »Worauf du einen lassen kannst!«, bekräftigte Harry.
    Becky sah verständnislos in die Runde. »Aber was kümmert es uns denn, ob die Polizei nun Municipal oder Metropolitan heißt und wer in Tammany Hall über sie bestimmt?«
    »Weil zu der alten Polizeitruppe viele aus unserem Viertel gehört haben«, erklärte Timothy wütend. »Irische Einwanderer, zumal die aus Five Points, sind in den Augen der Alteingesessenen doch der letzte Dreck und haben nirgendwo eine Chance, in ein öffentliches Amt gewählt zu werden, und sei es auch noch so bescheiden. Aber wenigstens Polizisten konnten viele von uns werden. Damit soll nun Schluss sein. Die Metropolitan Police will bis auf einige wenige, die mit Woods Gegnern gemeinsame Sache machen, keinen von unseren Leuten in ihre Reihen aufnehmen. In deren Augen sind wir ja bloß katholischer irischer Abschaum!«
    Und dann erzählten Coffin, Harry und Timothy, dass sich die alte Polizei standhaft geweigert hatte, sich aufzulösen, so wie es das neue Gesetz befahl, obwohl die neue Metropolitan Police schon aufgestellt und eingeschworen war. Und das hatte in der Stadt zu der verrückten Situation geführt, dass nun zwei Polizeitruppen existierten, die sich gegenseitig auf den Straßen bekämpften und sich das Recht streitig machten, wer von ihnen beispielsweise Verhaftungen vornehmen durfte. Das führte immer öfter dazu, dass sich die verfeindeten Polizisten auf offener Straße wüste Prügeleien lieferten, während die Verbrecher, die sie doch dingfest machen sollten, ungehindert das Weite suchen konnten.
    Becky wusste, dass sie all das schnell wieder vergessen würde. Was interessierten sie die Machtkämpfe der Politiker! Sie und Daniel hatten genug mit ihren eigenen Sorgen zu tun.
    Dass Coffin ihnen an jenem Abend einen heißen Sommer prophezeit hatte, daran sollte sie sich erst wieder erinnern, als die Gewalttätigkeiten ausbrachen - und ihre Hände in Blut getaucht waren.

17
    W AS als The Bloody Riot of 1857 , als der blutige Aufruhr von 1857, in die bewegte Stadtgeschichte von New York eingehen und die Stadt an den Rand der Anarchie stürzen sollte, begann am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, der landesweit mit der üblichen Ausgelassenheit und viel Alkohol gefeiert wurde.
    In Five Points sah man zwar keinen Grund zu fröhlichem Feiern, aber ohne dass deshalb der Alkoholkonsum darunter litt. Eher traf das Gegenteil zu. Tags zuvor hatte sich nämlich herumgesprochen, dass sich Fernando Wood dem Richterspruch des höchsten New Yorker Gerichtes gebeugt und widerstrebend die Municipal Police aufgelöst hatte. Diese Kapitulation entfachte die Wut der Einwanderer, besonders die der irischen, zu blanker Gewalttätigkeit, zumal im Viertel das Gerücht die Runde machte, dass die neue Polizeitruppe und ihre anti-irischen Anhänger planten, die katholische Kirche in der Mott Street niederzubrennen.
    Kaum hatten die Kirchturmuhren Mitternacht geschlagen und war die erste Stunde des 4. Juli angebrochen, als auch schon Gruppen aufgebrachter Five Pointers durch die Straßen zogen und aus voller Kehle in Sprechchören grölten: »Tod den verfluchten Metropolitans!«
    Etwa eine Stunde später stieß der Mob an der Ecke Mulberry und Chatham Street auf einen der neuen Polizisten, der nach einer Schlägerei zwischen Betrunkenen gerade einen Arrest vornehmen wollte. Die Menge stürzte sich unverzüglich auf ihn, bewarf ihn mit Steinen und prügelte derart brutal auf ihn ein, dass der Mann wenige Tage später an seinen Verletzungen starb.
    Aufgepeitscht von ihrem leicht errungenen »Sieg« über einen der verhassten neuen Polizisten, wogte die Menge, die inzwischen auf an die hundert Mann angewachsen war, durch das Viertel - und entdeckte nördlich der Baynard Street einen weiteren Angehörigen der Metropolitan. Dieser flüchtete sich vor seinen blutrünstigen Verfolgern in die Bowery,

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