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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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mich!«
    Sie verfielen schließlich auf die Fulton Fähre als einen recht annehmbaren Ort für ihre Übernachtungen während der Winterzeit. Das Dampfschiff machte auch nachts seine Fahrten zwischen Manhattan, Brooklyn und Jersey City. Das Ticket kostete nur vier Cent pro Kopf, und bei dem geringen Passagieraufkommen in den Nachtstunden hatte niemand was dagegen, dass sie sich im warmen Aufenthaltsraum ganz hinten in einer Ecke auf den langen Holzbänken schlafen legten.
    In jenen Winternächten begann Daniel wieder damit, sie wie früher als kleines Kind zu bitten, ihm von ihrer alten Heimat im Rheinland zu erzählen. Besonders wenn die See um Manhattan rau war und das heftige Stampfen und Schlingern der Fähre Schlaf unmöglich machte, wollte er Geschichten von ihrem Leben in Deutschland hören, als sie einen eigenen Bauernhof besessen hatten. Nicht oft genug konnte Becky ihm das weite Land mit seinen grünen Hügelketten, dem hohen Himmel und den klaren Bächen und Flüssen schildern. Mit großen, glänzenden Augen hörte er zu, fasziniert von der fremden, ländlichen Welt jenseits des Atlantiks, denn er hatte keine Erinnerung an den Ort und das Land, wo er zur Welt gekommen war und die ersten beiden Lebensjahre verbracht hatte. Die einzige Welt, die er kannte, war Five Points und der steinerne Dschungel der New Yorker Straßenschluchten, der dieses Viertel umschloss.
    Sein Interesse an diesem Thema schien unerschöpflich und seine Fragen nahmen kein Ende. »Und wir haben eigenes Land gehabt?«
    »Ja, ein paar Morgen Ackerland. Darauf haben wir Kartoffeln und Getreide angebaut.«
    »Und ist es wahr - wir haben auch ein richtiges Bauernhaus besessen?«
    Becky nickte. »Aber stell dir darunter bloß nichts Besonderes vor! Es war eine schäbige Steinhütte mit einem Boden aus fest gestampfter Erde und sie hatte nur einen einzigen großen Raum. Und gelebt haben wir, wie die meisten armen Bauern, fast nur von Kartoffeln.«
    »Aber hast du nicht mal erzählt, wir hätten auch Schweine und Hühner gehabt?«
    »Richtig, aber die Eier haben wir nicht gegessen, sondern verkauft. Wir waren zu arm, um uns den Luxus von Eiern leisten zu können. Und das Schwein, das über das Jahr mit Kartoffelabfällen gemästet wurde, haben wir im Herbst nicht für uns selbst geschlachtet, sondern es auf dem nächsten Markt verkauft. Der Erlös reichte meist gerade so aus, um Vorräte für den Winter kaufen und andere lebensnotwendige Anschaffungen bezahlen zu können. Es gab immer wieder bittere Hungersnöte, gegen die man Vorsorge treffen musste.«
    Daniel machte ein skeptisches Gesicht, als könnte er kaum glauben, was sie ihm erzählte. »Und deshalb sind die Eltern dann mit uns nach Amerika ausgewandert?«
    »Ja, wir haben wenigstens noch zu den Glücklichen gehört, die ein paar Morgen Land besaßen und es verkaufen konnten«, fuhr Becky fort. »Wir sind aber nicht sofort mit dem nächsten Auswandererschiff nach New York gesegelt, sondern der Vater hat erst einige Zeit in verschiedenen Städten versucht, eine feste Anstellung zu finden und sich eine neue Existenz aufzubauen. Aber er hat nicht viel Glück damit gehabt, und als unsere Ersparnisse immer weniger wurden und gerade noch genug übrig war, um die Überfahrt zu bezahlen, hat unsere Mutter darauf gedrängt, nun nicht mehr länger mit dem Auswandern zu warten.«
    »Na, weit hat er es hier ja nicht gebracht«, sagte Daniel mit einem bitteren Auflachen und fragte dann beklommen: »Was meinst du, ob wir es wohl mal besser machen werden als er?«
    »Ganz bestimmt!«, versicherte sie, obwohl dieselbe Frage auch sie in mancher Nacht bedrückte. »Wir werden uns nicht unterkriegen lassen, Daniel! Und wir sind doch schon auf dem richtigen Weg. Wir müssen bloß tapfer sein und unser Geld eisern zusammenhalten, dann geht es auch weiter mit uns aufwärts! So, und jetzt leg dich wieder hin. Die See ist wieder ruhiger, und wir brauchen die paar Stunden Schlaf, die uns jetzt noch bleiben.«
    Als sie wie gewohnt noch vor dem Morgengrauen die Fähre verließen, taten ihnen wieder einmal die Knochen vom langen Liegen auf den harten Bänken weh. Aber für vier Cent die Nacht konnten sie kaum erwarten, auch noch weich gebettet zu werden.
    Das Geld, das sie in den letzten Wintermonaten zusammensparten, wurde auch für Wichtigeres gebraucht als für ein weiches Bett. Im Februar musste Becky für Daniel in einem Geschäft für Kleider aus zweiter Hand einen Mantel kaufen, weil seiner mittlerweile so

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