Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
Hand.
    »Ja!«, sagte Daniel mit Nachdruck.
    »Das ist auch gut und richtig so!«, antwortete Reverend Brace. »Und ihr werdet auch eine bekommen, da könnt ihr sicher sein. Wir haben viele tüchtige Helfer, wir nennen sie Agenten, die überall im Land christliche Familien ausfindig machen, die Kindern wie euch ein Heim bieten und sie mit offenen Armen aufnehmen.«
    »Und wo ist da der Haken?«, fragte Becky skeptisch.
    Reverend Brace schmunzelte über ihren Argwohn. »Da gibt es keinen Haken. Wir von der Children’s Aid Society tun mit den Spenden unserer Gönner ein kleines Stück von Gottes Werk auf Erden. Und die Leute, zu denen wir euch schicken, sind Menschen mit einem großen barmherzigen Mitgefühl für die Not von Waisen. Und sie wünschen sich Kinder. Das ist das ganze Geheimnis. Natürlich muss jeder seinen Teil an der Arbeit im Haus und auf dem Feld tragen, wie das in jeder Familie üblich ist. Die meisten Waisen bringen wir ja bei den Farmern im Mittleren Westen unter, wie ihr vielleicht schon gehört habt.«
    Daniel nickte. »Ja, das ist uns auch sehr recht! Unsere Eltern haben nämlich selber einen kleinen Hof gehabt, bevor sie nach Amerika ausgewandert sind. Und Arbeit macht uns wirklich nichts aus, nicht wahr, Becky?«
    Sie verzog das Gesicht und fragte trocken zurück: »Kennen wir denn etwas anderes?«
    »Und wohin und in welche Familie werden Sie uns schicken, Reverend?«, wollte Daniel wissen.
    »Das entscheidet sich immer erst auf der Reise. Aber sei beruhigt, bisher haben wir immer noch für jeden unserer Schützlinge eine Familie gefunden.«
    »Und wann können wir auf diese Reise nach Westen gehen?«, fragte Daniel mit vor Aufregung geröteten Wangen.
    »Ihr habt Glück, in drei Tagen besteigen unsere Agenten mit der nächsten Gruppe einen Zug nach Westen. Er bringt Waisen wie euch nach Pennsylvania, Ohio und Indiana. Wenn ihr wollt, könnt ihr schon dabei sein. Nun, soll ich euch auf die Liste setzen?«
    Das Angebot brauchte Reverend Brace nicht zweimal zu machen. Daniel war sofort Feuer und Flamme und seine Freude kannte keine Grenzen. Wie konnte Becky da etwas anderes tun, als ebenfalls zuzustimmen, so mulmig ihr insgeheim auch zumute war?
    »Es ist sehr klug von euch, mit dem Aufbruch in ein neues Leben nicht länger zu warten!«, sagte Reverend Brace. »Und noch haben wir Zeit genug, um euch auf die Reise so sorgfältig vorzubereiten, wie es nötig ist, wenn ihr auf eure möglichen neuen Eltern einen guten Eindruck machen wollt - und der erste Eindruck ist von allergrößter Wichtigkeit, wie die Erfahrung gelehrt hat.«
    »Und was sind das für Vorbereitungen?«, wollte Becky wissen.
    »Wir werden euch von Kopf bis Fuß neu einkleiden«, teilte er ihnen mit. »Und natürlich auch alles andere in Ordnung bringen, damit ihr unwiderstehlich ausseht, wenn euch die Agenten präsentieren.« Er zwinkerte ihnen zu. »Dafür kommt ihr morgen gleich in der Früh hierher. Ihr werdet dann auch Missis Cunningham, Miss Kingsbury und Mister Hamilton kennen lernen, die euch auf der Reise begleiten werden. Die beiden Nächte bis zur Abfahrt wohnt ihr dann hier bei uns. Wir haben Unterkünfte im Haus.«
    Als sie wenige Minuten später wieder im eisigen Wind der Straße standen, sagte Becky kopfschüttelnd: »Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir das wirklich gemacht haben und nun auf der Liste eines solchen Waisenzuges stehen! Und in drei Tagen sollen wir schon aufbrechen, heilige Muttergottes!«
    Daniel fiel ihr dankbar um den Hals. »Jetzt wird alles gut, du wirst sehen!«
    Als Coffin und Timothy mittags bei Maggie’s erfuhren, dass sie bei der Children’s Aid Society gewesen waren und in drei Tagen mit einem Waisenzug in den Mittleren Westen aufbrechen würden, konnten sie es erst auch nicht glauben. Ihnen wäre nie in den Sinn gekommen, New York zu verlassen und sich fremden Leuten anzuvertrauen. Ihre Freiheit, so schäbig sie auch sein mochte, war ihnen kostbarer als die Sicherheit, die eine Pflegefamilie irgendwo in der Ferne versprach.
    Timothy traf die Nachricht besonders hart. »Muss das denn wirklich sein? Weißt du überhaupt, was du mir damit antust?«, fragte er tief getroffen, als sie zum letzten Mal zur Post gingen, um ihren Packen Abendzeitungen abzuholen.
    »Ich muss es tun, Timothy. Ich bin es meinem Bruder schuldig! Er ist nun mal nicht so wie du und Coffin. Du hast doch selbst gesehen, wie schwer er sich tut. Er leidet und wünscht sich nichts mehr als eine Familie. Ich kann

Weitere Kostenlose Bücher